Der Autor
Timm KlöpperGeschäftsführer, Convivo Holding GmbH
Im Jahr 2040 werden in Deutschland mehr als 20 Millionen Menschen über 67 Jahre alt sein. Daraus ergibt sich ein immer höherer Unterstützungs- und Pflegebedarf für Senior*innen. Der von der Gesetzgebung durch die Pflegestärkungsgesetze eingeschlagene Wandel zur Ambulantisierung kann nicht mehr in Frage gestellt werden. Die neue Versorgungsform bietet maximale Flexibilität für ein selbstbestimmtes Leben mit Teilhabe und Integration, Sicherheit und Fürsorge durch Service und Pflege in einem ansprechendem Wohn- und Lebensambiente. Dies entspricht den Bedürfnissen der Silver Society des 21. Jahrhunderts in Europa (siehe Eurostat, Primonial Reim Research - Survey of 4002 Europeans aged 60 years and older - France, Germany, Spain, Italy). Betreiber*innen reagieren, es entstehen hochmoderne Wohn- statt Spezialimmobilien im ursprünglichen Sinne. Dieser Lebensraum für die sogenannten Best-Ager, vereint drei aktive Dimensionen der Nachhaltigkeit: ökologisch, ökonomisch und sozial. Die Best-Ager investieren in ein Wohn- und Sicherheitsversprechen gestützt durch ein Preisversprechen mit mehr Leistungen zum vergleichbaren Preis hochwertiger klassischer stationären Pflegeeinrichtungen.
Das Motto “Leben, wie ich bin”
Beispielsweise setzen die Convivo Parks - als alternative Wohnform für Senior*innen mit Service und Pflege rund um die Uhr - an dieser Stelle an. Das Ziel der Parks ist es, ein ideales Zuhause zum Wohlfühlen zu schaffen. Dafür werden die öffentlichen Flächen zum Teil der Gesamtlösung. Trends aus der Individualisierung und der Neo-Ökologie münden in Micro-Farming mit Hochbeeten, Streuobst- und Wildblumenwiesen sowie dem eigenen Kräutergarten. Diese bieten dem eigenen Bienenstamm Nahrung, fördern die Honigproduktion und verschönern die Außenbereiche. Als Ort der Begegnung für Gleichgesinnte tragen sie gleichermaßen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit bei und fördern damit insgesamt die Lebensqualität der Menschen.
Diese Orte der Begegnung vernetzen auf der sozialen Ebene zudem Jung und Alt. Das Leben wird aktiv in die Parks geholt. Kooperationen mit regionalen Dienstleister*innen wie dem örtlichen Floristen, der Landwirtschaft, Netzwerken aus der Gesundheitsbranche oder dem ansässigen Sportvereinen werden von Anfang an berücksichtigt. Diese aktive Förderung des Lebens und der Gemeinschaft wirkt der sozialen Vereinsamung entgegen und schafft Verständnis zwischen den Generationen. Dafür entstehen ganze Quartierskonzepte als Neubauten oder mit gezielter Modernisierung und Umwidmung von Bestandsimmobilien.
Politik fördert Wandel zu ambulantisierten Quartierslösungen
Vernetzung, Öffnung ins Quartier und individuelle Pflege ermöglichen einen ganzheitlichen Umgang mit Senior*innen im holistischen Lebenslagenansatz. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat diese Bewegung erkannt und die Initiative ergriffen. In ersten Bundesländern werden die Kosten für Sozialhilfeempfänger*innen auch in den neuen ambulantisierten Wohnformen im Quartier erstattet. Damit ist der Weg zu Modellen mit einer 360°-Versorgungsperspektive geöffnet: Service-Wohnungen, Wohngemeinschaften, Tagespflege und Kindertagesstätte werden beispielsweise mit Café und Bistro, Mini-Supermarkt, Frisiersalon, Sportmöglichkeiten und Raum für Veranstaltungen zum Hotspot der Region. Das schafft neue, attraktive Arbeitsplätze für systemrelevante Pflegekräfte: mit besserem Versorgungsschlüssel, mehr Zeit für menschliche Nähe und Versorgung, erhöhter Flexibilität in der Arbeitstagsgestaltung und der Möglichkeit zur Einbringung privater Interessen entsteht der Pflegearbeitsplatz der Zukunft.