Der Autor
Andreas KnappGeschäftsführer, KÜSSDENFROSCH Häuserwachküssgesellschaft mbH
Nachdem der Bunker im Jahre 2009 aus der Bindung als Luftschutzraum genommen wurde, wurde er im Rahmen eines Versteigerungsverfahrens an einen Düsseldorfer Projektentwickler veräußert, der den Bunker abreißen und durch einen Neubau mit Eigentumswohnungen ersetzen wollte.
Um das zu verhindern, bildete sich eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt des Bunkers und die erfolgreiche unter Denkmalschutzstellung des in den 90 er Jahren bemalten Gebäudes inkl. seiner zeitlosen Fassadenbemalung einsetzte. Dieser Einsatz führte dazu, dass der Bunker nicht mehr abgerissen werden durfte und so wurde nach einer neuen Idee für den nunmehr denkmalgeschützten Bunker gesucht.
Zu diesem Zeitpunkt wurden die Projektentwickler von KÜSSDENFROSCH auf den Bunker aufmerksam und nahmen erste Gespräche mit der Bürgerinitiative auf, um deren Wünsche, den Bunker als Kunst- und Kulturbunker zu nutzen, aufzunehmen und in das neue Konzept einzubinden.
KÜSSDENFROSCH erwarb den Bunker und entwickelte ein sehr einfaches Konzept:
Der Bunker sollte in seiner denkmalgeschützten Form und Gestaltung nahezu unangetastet bleiben.
Auf dem Flachdach des Bunkers entstehen fünf außergewöhnliche zweigeschossige Wohnkuben, die den Bunker architektonisch zu einem Anziehungspunkt – nicht nur für Düsseldorfer Bürger – machen. Diese Bebauung auf dem Dach erwirtschaftet größtenteils die notwendigen Mittel, um den Ankauf des Bunkers, die Planungskosten für die Bebauung auf dem Bunker und die notwendige konzeptionelle Arbeit für den Kunst- und Kulturbunker finanziell abzudecken. Nur durch die Bebauung können die darunter liegenden sieben Etagen des Bunkers mit einer Gesamtfläche von fast 2.500 qm überhaupt erhalten und für alternative Nutzungen zur Verfügung gestellt werden. Der Betrieb des Kunst- und Kulturbunkers soll sich durch die Mieteinnahmen für die unterschiedlich genutzten Flächen selbst finanzieren.
Die große Beteiligung der Menschen bei einem Bunkerfest in 2016 mit ca. 2.500 Bürger*innen hat gezeigt, welch enormer Bedarf an kulturellen Flächen und Veranstaltungen sowie kleineren Räumen für verschiedenste Nutzungen in diesem beispielhaften Stadtteil herrscht. Der Wunsch nach solchen Orten wird immer größer, da durch die Nachverdichtung der Städte immer mehr dieser wichtigen Flächen wegfallen.
Mit den im Juni 2020 bewilligten Mitteln aus der Förderung durch das Bundesministerium des Inneren sollen notwendige Investitionen für den Umbau des Bunkers zum Kunst- und Kulturbunker gedeckt werden. Der ursprüngliche Charakter des Bunkers jedoch soll erhalten und ablesbar bleiben; bis auf die notwendigen Öffnungen auf der Rückseite und einen Eingang auf der Vorderseite werden keine maßgeblichen Veränderungen vorgenommen.
Das gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf erarbeitete Konzept von KÜSSDENFROSCH zeigt deutlich, dass es sehr wohl möglich ist, wirtschaftlich funktionierende Konzepte zu entwickeln, die am Ende für alle Beteiligten – Bürger, Stadt und Investor – einen gemeinsamen, zukunftsweisenden und nachahmenswerten Weg darstellen, der beispielhaft sein kann für viele städtebauliche Projekte.
Städtebaulich sind solche Projekte für die Zukunft von nationalen und internationalen Städten von enormer Wichtigkeit. Städte befinden sich im ständigen Wandel, aber die gesunde Mischung aus erhaltenswerter Bausubstanz und Neubauten in Verbindung mit einer entsprechenden kulturellen Nutzung prägen das Stadtbild und erhöhen sowohl die Lebensqualität als auch das Image. Immer noch gehen viele Städte zu unachtsam mit ihrer historischen Substanz um und verkennen das Potential sowie die Anziehungskraft dieser Orte für die dort lebenden Menschen. Der Erhalt solcher Flächen und die Nutzbarmachung durch Investoren in Kooperation mit den Kommunen und dem Land sollte viel mehr in den Fokus von Städten und Gemeinden rücken.
Der Bilker Kunst- und Kulturbunker könnte als eines der ersten Projekte dieser Art als beispielhafte Initialzündung für viele Städte, Gemeinden und auch Investoren fungieren. Dieses Projekt soll anregen, darüber nachzudenken, wie man zuallererst der Stadt und ihren Bürgern langfristig etwas Gutes tun kann, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit für die Akteure außer Acht zu lassen. Nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Interessenmaximierung sollte immer an erster Stelle stehen.