Angela Rüter: Auf dem Gelände des neuen Hauptstadtflughafens sollen Büros, Coworking-Spaces, Kongress-Räumlichkeiten und Gastronomie entstehen - ein lukratives Geschäft für die Immobilienbranche?
Marcus Buder: Gerade im Bereich Büro zeichnen sich aus Sicht von Finanzieren gute Gelegenheiten ab. Dass in Berlin eine neue Top-Adresse für Industrie und Dienstleistungssektor im Aufbau ist, wird sicher von allen in der Branche aufmerksam verfolgt.
Angela Rüter: Am Flughafen BER könnten 60.000 Arbeitsplätze entstehen. Wie realistisch ist das?
Marcus Buder: Wenn der Flughafen ans Netz geht, wird es für Schönefeld und die angrenzenden Regionen einen Entwicklungsschub geben. Die Anwohnerzahlen werden zulegen und damit die Nachfrage nach Versorgung. Auch die Langzeitprognosen für Passagierzahlen sind hoch, dafür braucht es Personal. Für Arbeitgeber von Berufsfliegern, die ein hohes Maß an Flexibilität und Konnektivität benötigen, sind Niederlassungen im unmittelbaren BER-Umfeld attraktiv. Weitere Arbeitsplätze vor Ort werden zuziehende Unternehmen aus der Luftfahrt schaffen. Und weil er nicht nur in der Luft, sondern auch über die A10, A113 und A117 gut angebunden ist, dürfte sich der BER zu einem Zentrum für den Warenumschlag mausern und Jobs in Produktion und Logistik schaffen.
Angela Rüter: Entstehen am BER „hochwertige, urban geprägte nachhaltiges Quartiere“, wir Flughafenchef Lütke-Daldrup es sich wünscht?
Marcus Buder: Die Bagger und Kräne sind schon da: Der Wohnungsbau in Schönefeld hat deutlich zugelegt, die Einwohnerzahl dürfte laut Prognosen von 17.000 auf 30.000 ansteigen. In Brandenburg wird zum Beispiel Neu-Schönefeld viel von der Dynamik mitnehmen: Dort sind Wohnungsbaupotenziale für bis zu 30.000 Einwohner vorhanden. Kurze Arbeitswege, Nahversorgung, Kitas und Schulen sind den Neubewohnern schon mal sicher – wie urban die nachbarschaftliche Atmosphäre wird, muss sich zeigen.
Angela Rüter: Idee und Konzept und nicht nur der Preis spielen bei der Vergabe eine Rolle. Der richtige Weg am BER?
Marcus Buder: Kosten sind einer von verschiedenen Faktoren. Wer möchte, dass von einem Einzelstandort eine hohe Anziehungskraft für Unternehmen aus ganz Deutschland und dem Ausland ausgeht, der braucht dafür zuallererst ein überzeugendes Gesamtkonzept. Das ist wohl derzeit auch entscheidend für die Überlegungen des einen oder anderen US-Konzerns, in die Nachbarschaft von Tesla in Grünheide zu ziehen.