Kräftiges Umsatzplus in allen Leitbranchen der Nahversorgung
Eine Momentaufnahme bei Krisenprofiteuren bestätigt einmal mehr: Branchen, die sich der Deckung von Grundbedürfnissen verschrieben haben, zeigen sich auch in Sondersituationen äußerst resilient. Ob Lebensmittel, Drogeriewaren; Gastronomie oder Gesundheitsdienstleistungen – in allen nahversorgungsrelevanten Branchen läuft es nun schon seit über 15 Jahren rund. Das Realwachstum liegt z.T. deutlich über den Einkommenszuwächsen. Dabei konsumieren die Menschen nicht mehr, sondern immer besser: mehr Frische, mehr Bio, mehr Fairtrade, mehr Service, mehr Qualität. Allein Weidemilch hat 2019 über 20 Prozent zugelegt. Trotz eingetrübter Konsumstimmung verzeichnet die GfK auch wieder kräftige Zuwächse beim Außer-Haus-Verzehr: + 5 Prozent, maßgeblich wegen höherer Qualitätsansprüche der Kunden.
Unter der Oberfläche des Einzelhandels brodelt es
Der stationäre Handel hat sich per Saldo in den letzten Jahren kaum mehr bewegt. Unter der Oberfläche wirbelte aber ein Orkan: Nonfood hat über 100 Millionen Euro verloren, die Hälfte davon ans Internet, und die andere Hälfte – an den Foodsektor. Im Lebensmittelsektor kommt der Online-Anteil kaum über 1 Prozent hinaus. Pure Online-Player wie Gourmondo oder allyouneedfresh haben vor Kurzem für immer ihre Shops geschlossen. Es ist einfach nicht absehbar, ein Vollsortiment online jemals profitabel anbieten zu können. Rewe und Edeka sind mittlerweile die Platzhirsche – und versuchen ihre Onlinekunden zum Click & Collect zu bewegen, auf dass sie ihre gepackten Tüten im Supermarkt um die Ecke abholen.
Wachsende Moralisierung beim täglichen Einkauf
Führende Marktforscher sind sich einig, dass für die Zukunft vor allem Gesundheitstrends einer alternden Gesellschaft die Umsätze und Margen von Supermärkten und Drogeriemärkten weiter anschieben werden. Noch einmal verstärkend werde sich das wachsende politisch-soziale Bewusstsein der immer besser informierten Verbraucher auf die Qualitätsansprüche auswirken. Die Einführung von ethischen Mindeststandards für Lebensmittel sei nur noch eine Frage der Zeit. Produkte, die Bio, Fairtrade, dem Klima oder Tierwohl verpflichtet sind, tragen schon heute nennenswert zum Umsatzkuchen bei. Allein die Biosortimente haben 2019 nach GfK-Angaben einen Umsatzanteil von rund 12 Milliarden Euro bei einer Steigerung von zuletzt 16,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Konsumentenwünsche erfüllen heißt Mobilitätsmuster kennen
Der demografische Wandel stellt dabei nicht den einzigen Hebel dar. Zusammen mit der wachsenden Mobilität, dem Streben nach Individualität und dem Engpass Zeit verdichten sich die gesellschaftlichen Trends zu gewaltigen Treibern strukturellen Wandels. Einzelhandelsformate, die mit dem richtigen Sortiment zur richtigen Öffnungszeit am richtigen Ort die Ansprüche bedienen, sind im Vorteil. Nahversorgungsangebote am Wohn-, Arbeits- oder Transitstandort, die auf kurzem Wege zum Einkauf einladen, gewinnen an Bedeutung. Was online nicht möglich ist, bietet der Laden in der Nähe – inklusive echtem sozialen Austausch.
The New Local – in Quartieren näher am Kunden
Die Nahversorgungsimmobilie profiliert sich durch Spezialisierung auf tägliche Grundbedürfnisse. Naturgemäß liegt ihr die Idee der Nutzungsmischung zugrunde, da Kunden immer in praktischen und zeitsparenden Verknüpfungen denken. Weniger formelle Ausprägungen als vielmehr funktionale Aspekte definieren eine eigenständige Assetklasse, die sich angestoßen von den Megatrends Digitalisierung, Demografie und neue Mobilität völlig anders verhält als der übrige Handelsimmobiliensektor. Als tägliche Anlaufstelle für alle 83 Millionen Einwohner Deutschlands hat die Nahversorgungsimmobilie eine signifikante städtebauliche Relevanz für die Attraktivität von Stadtteilen und Quartieren – eine Megachance für die Immobilienwirtschaft, fernab konjunktureller Volatilität.
Zusammen mit Jones Lang LaSalle und Statista widmet sich der neue Habona-Report 2020 eingehend mit den Auswirkungen von Individualisierung und neuer Mobilität auf die Handelsimmobilie. Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse präsentiert Manuel Jahn erstmals auf dem Handelsimmobiliengipfel am 25. März in Düsseldorf.
https://www.habona.de/Habona-Report.htm (Download ab 25.03.2020)