1) Mit der Hotelkette aja haben Sie „Demokratisierung des Wellnessurlaubs“ in der Ferienhotellerie für sich beansprucht. Was bedeutet dieses Konzept?
Ab 2013 mit Eröffnung unseres ersten aja Resorts in vorderster Strandreihe von Warnemünde haben wir das Erfolgsprinzip „Einfach Urlaub“ demokratisiert: mit Urlaubsresorts in Bestlagen, ganzjähriger touristischer Infrastruktur an etablierten Standorten spricht unsere Marke aja durch einen bezahlbaren Wellness- und Erlebnisurlaub und nicht zuletzt mit der weltweit einzigen Kooperation mit Beiersdorf für den Anwendungsbereich, sowie einem NIVEA Flagshipstore 80% aller Reisenden in den genannten Quellmärkten an – vor allem Paare, Best Ager und Familien. Dabei stellt aja in allen Bereichen, sei es der SPA, die Gastronomie oder bei In- und Outdoor-Aktivitäten das Urlaubserlebnis für unsere Gäste in den Mittelpunkt.
2) Die Betriebs- und Personalkosten steigen andauernd. Wie gelingt das, ein bezahlbares Angebot zu schaffen und moderate Preise festzuhalten?
Wir denken bedürfnisorientiert und nutzen Ressourcen und Ideen aus allen Bereichen des Alltags. Bereits in der frühen Konzept- und Planungsphase, sowie im späteren Betrieb optimieren wir in Abläufen, setzen u.a. auf den Einsatz von hochwertigen, langlebigen und pflegeleichten Materialien, eine weitgehend eigene Energieversorgung und verzichten bewusst auf Überflüssiges, welches durch unsere Gäste nicht wahrgenommen wird. Wir vereinfachen durch innovative, digitale Konzepte interne und externe Prozesse wie z.B. den Check-In und die Rechnungsstellung. Hinzu kommen schlanke administrative Abläufe durch Standardisierung und markenübergreifende, zentrale Strukturen im Hintergrund. Gerade deshalb haben unsere Mitarbeiter Freiräume für unsere Gäste. Sie sind echte Gastgeber und wie unsere Gäste auch ein Spiegel der Gesellschaft: von jung bis alt, von unterschiedlichster internationaler Herkunft. Da wir auch viele Quereinsteiger in den Teams haben, verfügen sie über die buntesten Lebensläufe und dadurch entsteht ein gesunder Personalmix.
3) Ihr Leistungsspektrum deckt den gesamten Betriebszyklus der Hotelimmobilie. Lässt es sich nicht nur preisgünstig, sondern auch nachhaltig gestalten?
Mit dem Anspruch der DSR Gruppe Vordenker zu sein, wollen wir eine führende Rolle im Bereich der Green Hospitality einnehmen. Wir übernehmen soziale Verantwortung für unsere nachfolgenden Generationen und arbeiten fortlaufend an einem vollumfänglichen Nachhaltigkeitskonzept. So durchlaufen alle unsere Bereiche und die dazugehörigen Prozesse eine interne, ökologische Prüfung. Im Rahmen unserer Planungs- und Bautätigkeiten prüfen wir welche besonders gesunde und ökologische Bauweise umsetzbar sind, binden regionale Kompetenzpartner und innovative Mobilitätskonzepte ein und schaffen neue Arbeitsplätze. Wir engagieren uns in unterschiedlichen regionalen Projekten[HB1] für Mensch und Natur, und setzten uns mit der Frage auseinander, was nach dem Lebenszyklus der Hotelimmobilie mit dieser passiert.
Uns ist bewusst: Wir stehen erst am Anfang. Damit wir hier auch weitere Projekte, Initiativen und Ideen in die Tat umsetzen können, implementieren wir regelmässige Green Council Meetings. Hier ist es uns ein besonderes Anliegen, auch unsere Gäste miteinzubeziehen.
4) Der Druck auf dem deutschen Wohnmarkt insbesondere im Segment „Bezahlbarer Wohnraum“ ist enorm. Hat diese Entwicklung einen Einfluss auf das Verhalten Ihres Zielpublikums?
Das Hotel- und das Wohnsegment insbesondere im urbanen Raum rücken, nicht zuletzt angetrieben durch Anbieter wie AirBnB, aber auch durch politische Entscheidungen nachweislich näher zusammen. Hybride Konzeptionen, bei denen gewerbliche und wohnwirtschaftliche Unterbringungskonzepte in einigen Fällen verstärkt ineinander übergehen, bieten die Chance zeitgemäße Community-Spaces zu integrieren, die Reisende und Anwohner lebensecht und ungezwungen zusammenbringen und somit den weltweit veränderten Lebens-, Arbeits- und Freizeitgewohnheiten Rechnung tragen. Darauf ausgerichtet, entwickeln wir unsere Konzepte, vor allem unter der Marke HENRI, stetig weiter.
5) Pro Jahr plant aja künftig um zwei bis drei neue Hotels zu wachsen. Sie bevorzugen touristisch entwickelte Standorte. Welche Mindestvoraussetzungen muss ein Standort erfüllen, sodass er für die Marke aja in Frage kommt?
Als nicht verrückbares Geschäftsprinzip für den Urlaubs- und Wellnessbereich steht, dass ausschließlich gewachsene Standorte mit 12-monatigen touristischen Aktivitäten und mindestens 600.000 Übernachtungen jährlich von Interesse für uns sind und auch der Mikrostandort die Kriterien einer 1A-Lage erfüllt. Meist handelt es sich um Standorte, die oft über lange Jahre hinweg bewiesen haben, dass sie jederzeit vom Markt angenommen werden. So zum Beispiel der Ostseeurlaub, der auf eine mehr als 100-jährige Geschichte verweisen kann. Die Nachfrage bescheinigt sehr hohe Potenziale, die allerdings hinsichtlich der Standorte in Europa stark begrenzt sind.
6) Sie erweitern Ihren Wirkungsbereich und planen mit einer Ihrer Marken auch im Städtetourismus Projekte zu verwirklichen. Was treibt Sie an?
Als zweiter großer Trend neben den Wellnessreisen steht der Städte- und Eventourismus. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erscheinen Destinationen in erreichbarer Nähe, die nicht nur sprichwörtlich vor der Haustüre liegen, und die sich unkompliziert per Bahn, Bus, zeitgemäßen Sharing-Angeboten oder in kurzer Zeit mit dem Auto erreichen lassen, umso attraktiver. Im Gegensatz zum schrumpfenden Fernreise-Markt wird sich der Trend zum Binnentourismus auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen – wie die aktuellen Buchungstrends zeigen. Gerade unsere Hauptzielgruppe, die Best Ager, haben Großteils ihr Reiseverhalten entsprechend geändert.
7) Welche Trends setzen sich in der Ferienhotellerie zurzeit durch?
Bereits jetzt möchten 50% aller Reisenden ihren Urlaub nicht in klassischen Hotels verbringen. Diese Gäste präferieren moderne Formen des Sharing-Tourismus bzw. Ferienwohnungen – Schrägstich -Apartments gegenüber standardisierten, meist austauschbaren Angeboten. Diese Menschen wollen als – in Anführungszeichen – Teil der lokalen Umwelt wohnen und nicht Außenstehende sein. Gleichzeitig möchte auch diese Gästegruppe die Annehmlichkeiten eines Hotels situativ nutzen. Neue Formen des Sharing haben wirtschaftlich die gleiche Bedeutung wie die klassische Hotellerie. Wir als DSR Gruppe agieren in diesem Markt mit der zweiten Aktivitätssäule unter unserer Marke HENRI.