Modular, seriell und dennoch alles andere als „Platte“

Geschosswohnungsbau in Stahlmodulbauweise

In Dresden wurden von VONOVIA die ersten Wohngebäude in Modulbauweise realisiert. Die Architekten legten besonders großen Wert auf die stimmige Einbindung in den städtebaulichen Kontext - mit Satteldächern und Grundrissen abseits des rechten Winkel.

Michael Lauer 3. April 2020

In ihrem Bemühen möglichst schnell kostengünstige und dennoch qualitativ hochwertige Wohngebäude zu realisieren, hat VONOVIA die Modulbauweise für sich entdeckt. Zusammen mit der ALHO Systembau GmbH sind bereits mehreren Projekte realisiert worden, bei denen das Wohnungsbauunternehmen vorhandene Standorte erfolgreich nachverdichten oder Quartiere komplett neu errichten konnte – immer individuell gestaltet und präzise auf den vor Ort ermittelten Wohnbedarf zugeschnitten.

In der Zusammenarbeit zwischen Architekten und Modulbau-Spezialisten sind außergewöhnliche Gebäude mit insgesamt 6.500 qm Wohnfläche entstanden, die mit Satteldächern und differenziert gestalteten Putzfassaden eine stimmige Verbindung zur historischen, denkmalgeschützten Nachbarbebauung herstellen. Zwei dreigeschossige Punkthäuser stehen in der Prohliser Straße. Diese beiden Gebäude vermitteln mit ihren Raumvolumen maßstäblich zwischen der anschließenden gründerzeitlichen Einzelhaus-Bebauung und der VONOVIA-Bebauung entlang der Reicker Straße. Die dort platzierte viergeschossige Wohnzeile mit insgesamt sieben separat erschlossenen Einheiten wurde Ende April 2019 bezogen. Unterschiedliche Trauf- und Sockelhöhen lassen die einzelnen Gebäudeeinheiten wie aneinandergereihte Einzelhäuser wirken und die rund 130 Meter lange Häuserzeile somit kleinteiliger erscheinen. Hier sind 62 Zwei-, Drei-, Vier- und Fünfzimmerwohnungen untergebracht. 29 Wohnungen sind barrierefrei konzipiert. Im Erdgeschoss verfügen die Wohnungen über Gärten, alle anderen haben Balkone mit Blick ins Grüne. Spielflächen sowie Stellplätze für Fahrräder und PKWs befinden sich in den mieterfreundlich gestalteten Außenanlagen.

Wann immer Gebäude mit vielen identischen Nutzungseinheiten erstellt werden, macht der Einsatz der Modulbauweise wegen ihrer seriellen Reproduzierbarkeit besonders viel Sinn. Bislang kannte man modular errichtete Gebäude darum meist als kubische Punkthäuser mit flachem Dach, als langgestreckte Flachdachriegel entlang der Straße oder um einen Innenhof herum gruppiert. Dass Stahlmodulbauten auch Grundrisse außerhalb des orthogonalen Rasters bilden und mit Satteldächern versehen sein können, beweisen nun die neuen Häuser in Dresden. Insgesamt wurden 183 Module im ALHO Werk präzise vorgefertigt. 16 davon wurden parallel zum „normalen“ Modulherstellungsprozess als Sondermodule hergestellt.

Die Satteldächer stellte ein ortsansässiger Zimmermannsbetrieb als Nachunternehmer her. Er ergänzte die Gebäude nach der Modulmontage fachmännisch mit einer Holzkonstruktion aus teilweise vorgefertigten Elementen. Unter den Dachschrägen konnten so großzügige Abstellräume für die Mieter entstehen, die einen Keller entbehrlich machen. Die Treppenhäuser wurden bereits zuvor in Modulbauweise bis unter das Dach ausgeführt.

„Eine Architektursprache zu finden, die vom bekannten Bild der Plattenbauten aus DDR-Zeiten deutlich abrückt, war in Hinblick auf die Modulbau-Akzeptanz der Bürger wichtig“, sagen die Architekten. „Mit den Satteldächern und dem Gebäudeknick konnte ALHO sehr gut zeigen, dass die Modulbauweise auf ganz unterschiedliche Entwürfe anwendbar ist. Das ALHO Modulbau-System verfügt über ein sehr hohe Flexibilität, die deutlich auch das überschreitet, was wir beispielsweise aus dem Beton-Modulbau kennen. Im Vergleich zur Holzmodulbauweise ist das ALHO System wiederum leichter zu handhaben, wenn es um den Brandschutz geht.“

Den größten Reiz der Modulbauweise sehen die Architekten klar in der Bauumsetzung: „Die kurze Bauzeit ist ein entscheidender Vorteil, ebenso die Unabhängigkeit von Witterungsverhältnissen. Da die Module unter optimalen Herstellungsbedingungen gefertigt werden, garantieren sie eine hohe Qualität. Vor Dresden hatten wir noch keine Erfahrung mit der Modulbauweise, jetzt wissen wir: Das System kann schon einiges!“

Der Autor
Dipl.-Ing. Arch. Michael Lauer
Sachverständiger Modulbau,

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