Handels-Dialog Bayern | 15. Januar 2020

Wohnen, Gesundheit, Lifestyle und Handel am Albertsplatz

Leben, Arbeit, Freizeit, Lifestyle und Handel – alles unter einem Dach oder in einem Quartier. Für Betreiber und Nutzer sind das interessante neue Perspektiven.

Stephan Horn 6. Dezember 2019

Wie sieht das Wohnen und Arbeiten der Zukunft aus, wo findet es statt? Mixed-Use-Konzepte sind eine Antwort auf sich wandelnde Lebensbedingungen im urbanen Kontext.

Man kennt es, das klassische Wohn- und Geschäftshaus in der Innenstadt. Lange Zeit eher vernachlässigt, rücken Multi-Use-Objekte seit einiger Zeit verstärkt in den Fokus privater und institutioneller Anleger. Denn was sich zum einen als eine geschickte Reaktion auf eine angespannte innerstädtische Wohnraumsituation darstellt, bietet zum anderen auch schlagkräftige Investmentvorteile.

Dies umfasst die Bereiche Handel, Wohnen, Büros, Hotels sowie Dienstleistungen z. B. in der Gesundheitsversorgung. In der Verbindung von Gewerbeflächen mit Wohn- und Büroräumen entstehen neue Zentren – eine „Stadt in der Stadt“.

Mixed-Use-Konzepte sind nicht nur ein wirtschaftlich erfolgreiches Modell, sondern tragen in einer Welt mit zunehmend flexiblen Lebensentwürfen auch zur Communitybildung bei, in Großstädten, aber auch in Klein- und Mittelstädten.

Die urbane Vielfalt findet sich in den Konzepten der Mixed-Use-Modelle wieder, für das die bewusst herbeigeführte Entwicklung des Coburger Albertsplatzes beispielhaft stehen kann.

Kaum ein Ort in der Coburger Innenstadt hat in den vergangenen Jahren eine so große Metamorphose durchlaufen wie der Coburger Albertsplatz, der im südlichen Teil der Stadt liegt. Der Wandel vom unscheinbaren Nutzplatz zum urbanen Anziehungspunkt, wo Menschen wohnen, arbeiten und einkaufen, hat sich auf stimmige Weise vollzogen. Der Platz samt seiner historischen Häuserkulisse wurde bereits um 1861 angelegt, benannt nach dem bekanntesten Sohn der Stadt: Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, Prinzgemahl von Großbritannien und Irland, Ehemann der britischen Königin Victoria. Noch heute sind die im damals hochmodernen Stil der Neugotik erbaute Lutherschule sowie die imposante Fassade der „1860 – Rudolph Weiss Bonbonfabrik – 1974“ Teil eines neugotischen Gebäudegürtels, der sich quer durch die Altstadt zieht und der in seiner Geschlossenheit als besonderes städtebauliches Ensemble gilt.

Die ehemalige Bonbonfabrik bietet heute entsprechenden Raum zum Leben und Arbeiten. Im Erdgeschoss der mit Zinnen und einem mächtigen turmartigen Obergeschoss gekrönten Wohnanlage, befindet sich ein beliebtes Café und Bistro. Per Computersteuerung entstehen auf dem Platz davor durch den Boden-Brunnen Muster, die über Sensoren auf Passanten reagieren können. In südlicher Richtung flankieren Bürgerhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert die Straße. Während die oberen Etagen unterschiedlichen Wohnraum bieten, befinden sich in den unteren Etagen Arztpraxen, ein weiteres Café und ein Konzeptstore für Floristik und Einrichtung. Seit kurzem ist auch ein weiteres historisches Stadthaus mit Wohnungen in den Obergeschossen saniert mit heller Außenfassade. Dort befindet sich im Erdgeschoss ein Kosmetikstudio.

Gleich daneben wurde im Rahmen der Quartiersentwicklung ein Neubau errichtet, der im Erdgeschoss mit den beiden benachbarten Häusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert als Markthalle genutzt wird, die Raum für die unterschiedlichsten Konzepte bietet. Zur Markthalle gehören ein asiatisches Restaurant, eine Eisdiele, eine Bäckerei, eine Chocolaterie sowie ein Bekleidungs- und Schuhgeschäft. Alle beteiligten Gastronomen nutzen die Möglichkeit zur Außenbestuhlung. Ein integriertes Parkhaus ermöglicht Besuchern einen direkten Zugang. Direkt an der dort befindlichen barrierefreien Bushaltestelle wurde ein öffentlicher Bücherschrank aufgestellt.

Bei der Sanierung des gesamten Stadtteils durch öffentliche und private Investoren wurde stark auf die ursprüngliche Gestaltung und Baugeschichte der historisch gewachsenen Vorstadt, aber auch auf die Lebensstile der Menschen heute geachtet. Behutsam wurde die Attraktivität der Gebäudesubstanz erhalten und gleichzeitig ein moderner, städtischer Lebensraum geschaffen, in dem Bewohner und Besucher eine hohe Aufenthaltsqualität erleben, in der Verknüpfung von Arbeits-,  Lebens- und Wohnumfeld im urbanen Quartier.

Der Autor
Stephan Horn
Geschäftsführer, Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg mbH

Das Event zum Thema

Mittwoch, 15.Januar.2020
Handels-Dialog Bayern
München