Der Autor
Alexander PaulsChief Development Officer, GERCHGROUP AG
Der monumentale Bau an der Fürther Straße in Nürnberg ist nicht nur aufgrund seiner bewegten Geschichte, sondern schon alleine durch seine bloße Masse weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Für diejenigen, die diese Spezialimmobilie nicht direkt vor Augen haben, die oberirdische BGF summiert sich auf über 250.000 m²; das entspricht ca. 62 Fußballfeldern! Seit 10 Jahren steht das Gebäude leer und erinnert an die dramatische Firmenpleite des Quelle- bzw. Arcandor-Konzerns. Ein Großteil der ehemaligen Quellianer (wie sich die Mitarbeiter von Quelle selbst bezeichneten) konnte erfreulicherweise schnell eine neue Beschäftigung in der Region finden. Dieser positiven Entwicklung soll nun auch die ehemalige Arbeitsstätte der Quellianer folgen und so verfolgt die Entwicklung „The Q“ das Ziel, den Leerstand zu überwinden und ein neues Quartier, bestehend aus Wohnen, Büro und ergänzendem Einzelhandel, mit viel Lebensqualität zu schaffen.
Nun ist die Nachnutzung einer denkmalgeschützten Spezialimmobilie per se keine leichte Aufgabe. Wenn diese dann auch noch eine städtebaulich undurchdringbar erscheinende Struktur mit Gebäudetiefen von bis zu 62 Meter aufweist, erschwert das die Aufgabe um ein Vielfaches. Es stellen sich viele Frage, z.B. nach dem Nutzungskonzept, das baulich umsetzbar und gleichzeitig attraktiv für die zukünftigen Nutzer ist. Aber auch nach der Durchwegung, sodass die Entwicklung auch den angrenzenden Gebieten einen Mehrwert bringt. Und schließlich schwebte über allem die Frage, wie dies mit den denkmalpflegerischen Belangen und der historischen Bedeutung des Gebäudes in Einklang zu bringen ist. Auf diese und viele weiteren Fragen galt es bereits vor dem Ankauf Antworten zu finden.
Unmittelbar nach Erwerb der Fläche, konnte innerhalb von wenigen Wochen das Nutzungskonzept, die wichtigsten städtebaulichen Ziele und das weitere Verfahren mit der Stadt Nürnberg in einem städtebaulichen Vertrag fixiert werden. Darauf aufbauend wurde das Konzept sodann in einer intensiven Planungsphase präzisiert und mündete in einer umfangreichen Bauvoranfrage, die nun die Basis für alle weiteren Schritte ist.
Als wesentliche Säule des zukünftigen Nutzungskonzepts wird Wohnen in verschiedensten Ausprägungen zur Belebung des ehemaligen Versandzentrums beitragen. Anstelle von Maschinen für die logistischen Abläufe des Versandzentrums, rücken zukünftig bis zu 1.000 Wohneinheiten. Unter dem Leitbild „Mehrgenerationen-Wohnen“ entstehen Flächen für jedermann, angefangen von Singles über junge Paare und Familien bis hin zu altersgerechten Wohnungen für Senioren.
Neben der Vielzahl an Wohneinheiten werden auch wieder Arbeitsplätze im ehemaligen Quelle-Areal zu finden sein. Die Stadt Nürnberg wird auf 42.000 m² ein Behördenzentrum eröffnen; ab 2024 wird „The Q“ der Arbeitsplatz für einige Tausend städtische Mitarbeiter sein. Ein langfristiger Mietvertrag über 25 Jahre ist bereits unterzeichnet.
Ohne Zweifel ist es eine große Aufgabe, die Flächen eines Versandzentrums mit extrem großen Gebäudetiefen für die geplante Nutzung aufzubereiten. Die notwendige Belichtung wird durch das Einschneiden neuer Innenhöfe in die Bestandsstruktur sichergestellt. So werden ca. 80.000 m² BGF Fläche „vernichtet“, um Qualität in den restlichen ca. 170.000 m² zu schaffen. Doch bevor dieser chirurgische Eingriff an der Bestandsstruktur erfolgt, müssen neue Treppenhäuser zur Aussteifung des Tragwerks betoniert werden. Erst dann werden Deckenplatten, Unterzüge und Stützen weggeschnitten und mit einem ausgeklügelten Logistikkonzept aus dem Gebäude gebraucht.
Im Rahmen der Rückbaumaßnahmen, werden auch großzügige Durchwegungen durch das Gebäude geschaffen. Die Fassade an der Fürther Straße wird in einem Teilbereich geöffnet, sodass über das zukünftige Eingangsportal, das sogenannte Quelle Forum, eine öffentliche Wegeführung durch das Gebäude entsteht. Das Quelle Forum wird geprägt sein von Gastronomie, in den übrigen Erdgeschossflächen werden Nahversorger und eine Kita zu finden sein. Den zukünftigen Mitarbeitern und Besuchern des Behördenzentrums, den Bewohnern der Wohngebäude aber auch den Anwohnern in der Umgebung wird damit eine hervorragende Infrastruktur zur Verfügung stehen.
Die angrenzende Parkanlage, die Gestaltung der öffentlichen und privaten Innenhöfe sowie der gute ÖPNV-Anschluss runden das Gesamtpaket ab. Bereits in wenigen Jahren entsteht so ein einzigartiges Gebäude, das mit dem Charm des denkmalgeschützten Bestandes zum Erlebnis für die zukünftigen Bewohner wird.