Der Autor
Johannes WolffGeschäftsführer, Wolff Gruppe Holding
Eines kann vorweggenommen werden, modulares Bauen ist nicht das Allheilmittel im Bauwesen. Es ist eine Option im planerischen Instrumentenkasten, die eine unterstützende Rolle einnehmen kann, um, wie in anderen Branchen auch, durch effiziente Arbeit Zeit und somit Kosten einzusparen.
Doch was bedeutet modulare Bauweise? Der Begriff ist in der Welt des Bauens allgegenwärtig und doch ist die Verwendung nicht eindeutig definiert, ist vielfach unscharf und lässt hinsichtlich Größe, Komplexität und Art dieser Bausteine viele Interpretationsmöglichkeiten zu. Fragt man Architekten, was sie unter modularem Bauen verstehen, so bekommt man unterschiedliche Ansichten. Die einen assoziieren mit dem Begriff speziell die Container- bzw. Raumzellenbauweise, die neben- und übereinandergestapelt werden. Die anderen verstehen darunter, mit vorgefertigten Elementen Gebäude möglichst schnell zu bauen. Einige bevorzugen wiederum schlicht den temporären Containeranlagenbau.
Welche Ansicht man nun auch vertritt, es wird deutlich, dass modulares Bauen nicht gleich modulares Bauen ist. Die Praxis zeigt, dass die Art des Bauens in erster Linie nicht ausschlaggebend ist. Tatsächlich ist es wichtiger, wie Bautechnologien im Hinblick auf Materialien, Besonderheiten der Grundstückssituation, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und architektonischen Anspruch adäquat reagieren können. Eine intensive Bedarfsanalyse, unterstützt durch eine integrale Planung, bildet hierbei den wichtigsten Grundstein in der Entscheidungsfindung – ob modular oder doch konventionell.
Der Umstand des modularen Bauens zieht jedoch ein anderes Denken und Planen nach sich, was frühzeitig Berücksichtigung in der Planung finden muss und somit eine Verschiebung der Ausführungsplanung in die frühen Leistungsphasen bedingt. Wichtig ist eine gewerkeübergreifende Zusammenarbeit von Architekten und Fachplanern sowie Bau- und Herstellungsbetrieben, da die Planung vor Produktionsbeginn der Module in einer hohen Reife abgeschlossen sein muss. Bei konventioneller Bauweise wird diese Reife erheblich später erreicht. Umso höher der Vorfertigungsgrad der Module ist, umso früher muss die Gesamtplanung eines Gebäudes fix sein. Nichtsdestotrotz ist es möglich, bereits vorhandene Planungen in ein modulares Realisierungskonzept zu transferieren. Grundsätzlich können Neubauten aller Art in Modulbauweise errichtet werden. Besonders bei Gebäuden mit vielen identischen Nutzungseinheiten – wie z. B. Schulbauten, Wohnheimen und Verwaltungsbauten – macht modulares Bauen besonders Sinn. Gerade bei Nachverdichtungen in den Städten, in denen Baugrund Mangelware ist, kann modulares Bauen die Lösung(en) für bebaute Flächen sein – durch Aufstockungen und verantwortungsvollen Umgang mit vorhanden Flächen. Auch und gerade in Bezug auf die immer noch aktuelle Flüchtlingsdebatte in Deutschland haben sich modulare Konzepte als äußerst praktikabel erwiesen und ergeben interessante Zwischenlösungen für die Städte.
So verdeutlichen Projekte angefangen bei Flüchtlingsunterkünften, über Schulbauten, innerstädtische Nachverdichtung bis zu neuen Wohnquartieren, dass modulare Ansätze bzw. Bauweisen durch die starke Variabilität viele Optionen bergen, die im richtigen Kontext effektive Lösungen sein können.
Stellen Sie Ihre Fragen persönlich: Johannes Wolff wird Sie Ihnen am 5. Dezember beim Jahreskongress Modulares Bauen der Zukunft beantworten. Hier geht es zur Anmeldung.