Der Autor
Alexander Ubach-UtermöhlCo-Founder & CEO, blackprintparnters
So stiften neue Technologien langfristig einen Mehrwert – auch für etablierte Unternehmen.
Der Markt für PropTech-Lösungen boomt. Zwar ist die anfängliche Begeisterung seitens etablierter Immobilienunternehmen abgeebbt. Aber PropTechs haben mit ihren technologischen Konzepten mittlerweile einen festen Platz in der Immobilienwirtschaft gefunden. Wie bereits in anderen Branchen zu beobachten, zeigen die jungen Tech-Unternehmen Offenheit für gemeinsame Projekte statt Konkurrenzdenken. Auch bei den etablierten Immobilienunternehmen werden erste Anzeichen dieser neuen Arbeitsweise sichtbar. Man könnte es auch so zusammenfassen: Die Neugier ist einer produktiven Arbeitsatmosphäre gewichen. Und so kommt langsam aber sicher immer mehr Technologie in den etablierten Unternehmen zum Einsatz. Das ist gut. Doch die kontinuierlich weiter voranschreitende Digitalisierung führt zu einer immer heterogeneren Software- und Hardwarelandschaft, die gerade große Unternehmen vor besonderen Herausforderungen stellt. Denn die meisten PropTech-Lösungen sind (noch) Einzellösungen, die nur spezielle Use-Cases abdecken. Und das ist grundsätzlich auch sinnvoll, denn nur fokussiert werden die jungen Tech-Unternehmen gute Lösungen in einer komplexen Immobilienwelt schaffen können.
Damit Anwender einen Überblick behalten und um insbesondere eine zentrale Datenbasis zu erhalten, müssen diese Speziallösungen miteinander kompatibel sein. Das führt zu zwei Herausforderungen: Eine Technologie allein löst noch nicht die komplexen Anforderungen der Immobilienwirtschaft. Des Weiteren müssen neue Technologien und Lösungen mit den Bestands- bzw. Alt-Systemen – auch Legacy-Systeme genannt – interagieren. Die Vielzahl der möglichen Kombinationen – insbesondere mit Legacy-Systemen – setzt die jungen Technologieunternehmen unter Druck.
Interkompatibilität dank API
Die Immobilienwirtschaft ist nicht die erste Branche, die vor der Aufgabe steht, Lösungen stärker miteinander verknüpfen zu müssen. Andere Tech-Branchen haben es bereits vorgemacht. Mit steigendem Digitalisierungsgrad steigt zunächst die Anzahl singulärer Lösungen für verschiedene Anwendungsfälle. Um konsequent Mehrwert zu bieten und um die Unternehmen nicht mit zusätzlichen Prozess- und Abstimmungsschritten zu lähmen, müssen die Tech-Lösungen miteinander verknüpft sein.
Interkompatibilität von Software-Lösungen wird klassischerweise durch Schnittstellen geschaffen – im Englischen und Fachsprachgebrauch auch Application Programming Interface (API) genannt. Dank APIs können Software-Lösungen miteinander interagieren, indem die vorliegenden Daten abgefragt oder aktualisiert werden.
Um Transparenz über und Verfügbarkeit von Schnittstellen zu schaffen und damit die Interkompatibilität von Lösungen zu ermöglichen, haben wir die Plattform „BuiltAPI“ initiiert. Diese bieten wir PropTechs sowie etablierten Immobilienunternehmen einen Überblick über verfügbare, über Schnittstellen erreichbare Produkte und Dienstleistungen. So können Immobilien-Entscheider auf einen Blick sehen, wie sich eine neue Lösung in die bestehende Landschaft ihres Unternehmens einfügt – oder eben auch nicht.
Dank funktionierender Schnittstellen können selbst kleinteilige Speziallösungen für Unternehmen, die derzeit mit großen Produkten etablierter Anbieter arbeiten, einfach integriert werden. Wie in anderen Branchen ist auch in der Immobilienwelt eine umfangreiche Schnittstellenkompatibilität Voraussetzung dafür, das nächste Level der PropTech-Evolution zu erreichen. Für PropTechs gestaltet es sich durch die Möglichkeit, eine vorhandene Infrastruktur und Plattform wie BuiltAPI dafür zu nutzen, deutlich barrierefreier als bisher, Technologien und Services sinnvoll zu verknüpfen und ihren Kunden so kurzfristig einen Nutzen über ihr Kernangebot hinaus zu bieten. BuiltAPI organisiert dabei nicht nur den sicheren Zugang, sondern auch Abrechnungsmodalitäten.
Von Anfang an hatte BuiltAPI konsequent eine internationale Ausrichtung – denn neue Technologien machen nicht an Ländergrenzen Halt. Durch eine europa- und weltweit enge Zusammenarbeit von PropTechs sowie weiteren Technologie- oder Datenanbietern lassen sich geografische Insellösungen vermeiden und mehr Klarheit für potenzielle Kunden schaffen. Zahlreiche Einzellösungen führen zu Unsicherheit bei den Etablierten, denn sie trennen mitunter Bereiche etwa im Immobilienmanagement künstlich, die faktisch und praktisch zusammengehören. Erst durch die richtige Schnittstelle können vorhandene Daten gewinnbringend ausgewertet und Prozesse zielführend optimiert werden – und so jahrzehntelang gesammelte Datenschätze endlich nutzbar gemacht werden.
In einer idealen Welt kann jeder Akteur der Immobilienbranche künftig dank funktionierender Schnittstellen bspw. über entsprechende Plattformen verschiedene Services, Daten und Auswertungsergebnisse ver- oder einkaufen. Für PropTechs ergeben sich darüber neue Möglichkeiten, Zusatzfunktionen zum eigenen Kernprodukt zu integrieren und unkompliziert mit den Systemen anderer Hersteller zu kommunizieren. Etablierte Unternehmen profitieren so zum einen von einer reduzierten Komplexität bei gleichzeitig höherem Nutzen, können aber auch selbst über solche Plattformen Daten, die für das eigene Kerngeschäft nicht relevant sind, gegen ein Entgelt zur Nutzung zur Verfügung stellen.
Der erste Schritt auf dem Weg zu dieser idealen Welt ist es, das bestehende Angebot an verschiedenen Einzellösungen und Datenschätzen sichtbar zu machen und auf entsprechenden zentralen Plattformen zusammenzuführen. Der nächste ist es dann, die Schnittstellenlösungen für die gefragtesten Kombinationen zu bauen. Klar ist in jedem Fall: Die Zukunft der digitalen Lösungen für die Immobilienwirtschaft liegt in den Schnittstellen.