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Smart Building – der Katalysator für neue Geschäftsmodelle und innovative Flächennutzung

Das Gebäude der Zukunft ist smart – keine Frage. Doch was bedeutet das im Detail? Welche Komponenten des Gebäudes beschleunigen den Wandel? Und welche schaffen völlig neue Nutzungsmöglichkeiten?

Kai Panitzki 27. September 2019

Der Schlüssel ist ein ganzheitlicher Ansatz, indem bislang getrennte Systeme künftig digital miteinander verbunden werden. Notwendige Basis für derart intelligent vernetzte Gebäude ist immer eine spezielle technische Infrastruktur. Auf der damit entstehenden offenen Plattform ist – auch mit weiteren implementierbaren Technologien und Features - eine erhebliche Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Performance von Gebäuden und deren Nutzern möglich.

Sensoren, Mesh-WLAN, Kameras und Co. analysieren - in Kombination mit Data-Analytics Software - detailliert alle Vorgänge im Gebäude und in der Umgebung. Erfasst werden nicht nur Personen und Objekte, sondern auch die gesamte Haustechnik. Die technische Infrastruktur liefert das Backend des smarten Gebäudes. Als Benutzeroberfläche für Betreiber und Nutzer des Gebäudes dient ein benutzerfreundliches Dashboard.

Ein so offen-vernetztes Gebäude bietet - neben effizienterer Flächennutzung, erheblichen Energieeinsparungen und größerer Daten-Transparenz - völlig neue Optionen zur Monetarisierung. Denn eine Vielzahl externer Services und Dienstleister lassen sich flexibel darin integrieren und kontinuierlich neue Features und Produkte implementieren. Über die traditionellen Mieteinnahmen hinaus werden auf diese Weise zahlreiche zusätzliche Ertragsquellen für die Stakeholder eines Gebäudes erschlossen.

Dabei liegt der wesentliche Umsatz- und Effizienztreiber in der Mischnutzung. Denn erst dadurch wird ein Gebäude – ein Ort, an dem gelebt, gearbeitet und konsumiert wird – zu einem wichtigen Kernelement im Leben des Nutzers.

Beispiel Office à la WeWork: Da werden morgens der Baristakaffee zubereitet, tagsüber Workshops abgehalten und abends der Afterwork-Drink mit Kollegen und Freunden genossen. Konferenzräume bieten außerhalb der Meetingzeiten Fläche für Fitnesskurse. Gearbeitet wird an flexibel buchbaren Arbeitsplätzen in Großraum- oder Einzelbüros. Schier unendlich vielen Services wie Wäschereinigung, Essenslieferungen oder Paketannahme sind über eine zentrale Plattform-App buchbar. Standortinformationen über Personen, Indoornavigation, Zugangskontrollen und Energieregelung sind technisch längst kein Problem mehr.

Smart Retail – die Revolution im Einzelhandel

Nicht nur in den Bereichen Arbeiten und Wohnen ist der digitale Wandel unaufhaltsam. Auch der stationäre Handel steht unter gewaltigem Druck. Die Antwort lautet: Daten getriebene Store-Optimierung durch Einsatz smarter Gebäudetechnologie! Nur damit hat der Einzelhandel überhaupt eine Chance, um im Wettbewerb mit Online-Anbietern auf lange Sicht zu überleben.

Mit völlig neuen Store-Konzepten revolutionieren derzeit kreative Retailer und externe Player den stationären Handel.
Vorreiter waren, wie so oft, die USA. Dort zeigten bereits Konzepte wie beta, Leap und Fourpost, dass die Zukunft des Handels in der Verknüpfung des informierenden und Erlebnis schaffenden, physischen Stores mit dem bequemen, von Öffnungszeiten unabhängigen Online-Shopping liegen kann.

Als einer der ersten in Deutschland zeigt das Start-up Brickspaces unter der Dachmarke Blaenk auf der Düsseldorfer Schadowstraße, wie innovativer Retail im Jahr 2019 funktioniert. Neben clever kuratierten Marken mit exzellenter Beratung bietet Blaenk dort auf zwei Etagen eine Erlebnisfläche für Workshops, Wohnzimmerkonzerte und Besucher-Challenges. Für den Kunden unsichtbar: das technologische Zentral-Nervensystem des Gebäudes, das die Nutzung von Einzelhandelsflächen messbar und damit das Retailkonzept der Zukunft überhaupt erst möglich macht. Von Data Analytics über Heatmaps bis hin zum intelligenten Kassensystem – im Hintergrund werden die digitalen Strippen gezogen: zur Auswertung der Kundeninteressen und der Verweildauer sowie zur Umsatzsteigerung durch optimale Flächennutzung – mit anderen Worten zur Verbesserung der gesamten Storeeffizienz.

Sehr rasch werden die smarten Gebäudetechnologien dramatische Auswirkungen auf die eingeschliffenen Strukturen und Kreisläufe in den Bereichen Arbeiten, Leben und Handel haben. Solche - manchmal schmerzlichen - Veränderungen sind immer die natürlichen Begleiterscheinungen von Innovation, Fortschritt und Wachstum. Doch nur wer offen ist für solche Wandlungsprozesse, für neue Technologien in jeder Art von Gebäude, der wird die enormen Potentiale, die in dem Katalysator Smart Building stecken, für sich nutzen können.

 

Der Autor
Kai Panitzki
Managing Partner, BitStone Capital Management GmbH

Das Event zum Thema

Mittwoch, 20. November - Donnerstag, 21. November 2019
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