Die Autorin
Angela RüterProjektleitung, Heuer Dialog
1. Was lässt ein rot-grün-rotes Bündnis erwarten?
Die Erwartungshaltung der Immobilienwirtschaft in Bremen ist ein konstruktives und nicht polarisierendes Miteinander. Konkret heißt dieses für mich, dass wir eine gute Balance benötigen – aus Projekten, die bezahlbaren Wohnraum gleichermaßen auch mit Projekten "denken" lassen, wo Wohnraum im mittleren Preissegment und ebenso durch gestiegene Bau- und Bodenpreise auch das höherwertige Segment auf "Augenhöhe" gedacht werden können. Auch bedarf es in Bremen eines außerordentlichen Bekenntnisses an das Thema wachsende Stadt, da die aktuelle, respektable demographische Entwicklung für viele definierte Themen und Projekte möglicherweise nicht alle Ziele umsetzen lässt.
Zum Thema Erbbaurecht – hier erwartet die Immobilienwirtschaft ein differenziertes Bild und keine reflexartige politische Einschätzung. Bei der heutigen Zinslandschaft wird das Altersversorgungsmotiv für private Investoren möglicherweise durch Realeigentum besser erfüllt.
2. Welche Erwartungen hat die Immobilienbranche an die neue Senatorin?
Die Immobilienwirtschaft wird Antworten erwarten zum Thema Höhe und Dichte, Hochpunkte, eine gute Abstimmung zwischen Bau- und Wirtschaftsressort sowie eine ausgewogene Haltung und Gesprächsbereitschaft zu Vertretern von Investoren und Projektentwicklern. Ursprüngliche Debatten zu Heuschreckensteuer usw. sollten endgültig der Vergangenheit angehören. Die Immobilienwirtschaft hat sich in den letzten Jahren erheblichst professionalisiert – diverse Fakultäten und Ausbildungsstätten national zeugen eindrucksvoll davon.
3. Für den stärksten Investitionsschub sei über 25 Jahren sorgen an der Weser vor allem Bremer Investoren. Wie lange hält der Boom an?
Persönlich würde ich in Bremen von einer sehr regen Nachfrage sprechen – das Thema "Boom" sollten wir relativieren. Sicherlich sind die immobilienwirtschaftlichen A-Städte wie München, Hamburg und Frankfurt stärker frequentiert. Bremer Investoren sind in der Tat aktiv am Standort, es darf aber nicht unbeachtet sein, dass ein hoher Anteil auch in der Überseestadt und zukünftig auf den identifizierten Quartiersentwicklungen von Versorgungskassen, Versicherungsunternehmen sowie Stiftungen erworben werden, die in Mietwohnraum investieren möchten. Ohne diese Marktbeteiligten sind Stadterneuerung und Stadtentwicklung seit vielen Jahren überhaupt nicht denkbar.