Das Vorhaben wird von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG Mannheim auf der Fläche der früheren Benjamin Franklin Kaserne in Mannheim umgesetzt. SQUARE (smart quarter and urban area reducing emissions) umfasst die Sanierung von zwei ehemaligen Wohngebäuden mit jeweils rund 2.800 Quadratmetern und 24 Wohnungen. In den beiden Gebäuden werden unterschiedliche energetische Standards und Technikkonzepte realisiert. Damit soll das Vorhaben integrierte Lösungen zur CO2-Minderung auf Quartiersebene aufzeigen und als Vorbild für die Gesamtentwicklung des Konversionsgeländes dienen. Das Projekt wird durch das Förderprogramm des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Für den ganzheitlichen Planungs- und Realisierungsansatz ist das Projektmanagement- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer als General Construction Manager verantwortlich.
Smarte Konzepte für besseren Klimaschutz
So wird eines der Wohngebäude gemäß der aktuell geltenden Energieeinsparverordnung realisiert und mit einer ortsüblichen Energieversorgung über Fernwärme sowie einem Stromanschluss vom örtlichen Stromnetzbetreiber ausgestattet. Das Gebäude erhält zusätzlich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach mit einer Leistung von ca. 68 kWp. Diese wird in das übergeordnete Lastmanagement eines zentralen Energiespeichers im sogenannten Energy Mobility Cube eingebunden. Pro Wohnung wird es zudem Wärmeübergabestationen mit dezentraler Trinkwarmwasserbereitung über Frischwasserstationen geben.
Das zweite Wohngebäude wird nach dem Passivhaus-Standard für die Altbaumodernisierung „EnerPHit“ saniert und soll zeigen, mit welchen Techniksystemen und Sanierungsmaßnahmen eine möglichst große CO2-Einsparung gegenüber einer Standardsanierung erreicht werden kann. Daher beinhaltet das Konzept einen Saisonalspeicher in Form eines Eisspeichers und eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe. Zur Regeneration des Saisonalspeichers und zur gleichzeitigen Stromerzeugung sind zudem Hybrid-Kollektoren vorgesehen. Weiterhin umfasst das Konzept für das EnerPhit-Gebäude einen eigenen Stromspeicher in Form von Batteriesystemen. Zur weiteren Minimierung des Energieaufwands tragen zudem Smart Home Systeme bei. So sind in jeder Wohnung sogenannte „Energietachos“ geplant. Diese zeigen den Bewohnern auf, welchen Energieverbrauch eine Wohnung sowohl absolut als auch in Relation zu den übrigen Wohnungen im Gebäude hat. Regelmäßige Schulungen der Nutzer nach der Fertigstellung des Projekts sollen die richtige Anwendung der installierten Systeme zusätzlich fördern.
Aus Erkenntnissen und Erfahrungen profitieren
Durch die beschriebenen und weiteren Maßnahmen wird auf dem Areal des Benjamin Franklin Village künftig ein klima- und energieoptimiertes Wohnen und Leben ermöglicht. Ziel ist es darüber hinaus, aus den Konzepten wertvolle Erkenntnisse für die Umsetzung in anderen Gebäuden zu gewinnen. Daher werden nach der Fertigstellung des Projekts durch ein 3-jähriges Monitoring die Einsparungen der beiden Gebäude untersucht und verglichen. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie mit netzreaktiven Gebäuden und den Themen Energie- und Lastmanagement, Smart Grid, Smart Home, Stromspeichern und ggfs. der Teilnahme am Strom-Regelmarkt bei städtischen Quartieren umgegangen werden kann. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Auswirkungen auf den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß, aber auch auf die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts. Die Fertigstellung des Modellquartiers ist bis zum Sommer 2019 geplant.
Beim Regionen-Dialog Rhein-Neckar am 10. Juli in Mannheim geben Patrick Elsässer (Drees & Sommer) und Gregor Kiefer (Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft) im Rahmen einer Podiumsdiskussion Einblicke in Konzepte der energetischen Gebäudesanierung.