11.02.2019
Anja Sturme

11. Deutscher Handelsimmobilien-Gipfel 2019

Ein Interview mit Markus Kratz, Geschäftsführender Gesellschafter, kplus konzept

Die Shopping Destination als 3rd Place zu verstehen und diesem Ort ein entsprechendes „Look and Feel“ zu geben, das ist das Kerngeschäft von Markus Kratz von kplus konzept. Er ist in diesem Jahr für das neue Bühnenbild des Kongresses verantwortlich.

kplus konzept GmbH

1. Sie sind in Deutschland eines der führenden Designbüros für markenbildende Architektur. Welche Elemente sind aus Ihrer Sicht in Einzelhandelsimmobilien wichtig um die Markenbotschaft authentisch zu transportieren?

Wir konzentrieren uns bei unserer Arbeit immer auf den Menschen - seine Empfindungenund Emotionen. Unsere Emotionen bestimmen ja zu über 80 % unser Handeln, von daher ist es wichtig hinzuschauen, wie sie entstehen. Wenn sie das tun, kommen sie sehr schnell auf die Sinne und die müssen kongruente Informationen empfangen. Markendefinition bedeutet hier neben der sehr wichtigen zum Produkt passenden Story auch den passenden Sound, die passenden Oberflächen und der passende Duft, der das Thema unterstützt. Mitarbeiter sind neben der Architektur die wichtigsten Markenbotschafter.

Auch die digitalen Medien sind wichtige Elemente, die die Markenbotschaft kongruent zu Story und Architektur weiter transportieren.

2. Innerstädtische Einkaufszentren sollen attraktive Lebensräume werden, Stichwort 3rd Place. Wie bewerkstelligen Sie das?

Wir schauen uns die Menschen an, die das Center nutzen und designen für sie das Umfeld, was sie brauchen: z.B. für junge Mütter mit ihren Kindern sind das Spielplätze oder spezielle Rückzugsorte zum Stillen.

Im zweiten Schritt optimieren wir alle Customer-Touchpoints. Dadurch erhöhen wir die Aufenthaltsqualität, z.B. mit attraktiven Sitzmöbeln inkl. Ladestationen und WLAN, Services wie z.B. Garderobe, Spinde, Wasserspender. Einfache und klare Beschilderung trägt zur guten Orientierung und zum Sicherheitsgefühl bei, ebenso helle Beleuchtung auch im Bereich Parken.

3. Ich habe gehört Sie arbeiten auch mit Tönen und Gerüchen? Wie funktioniert das bzw. funktioniert das?

Ein Design sollte immer alle Sinne kongruent ansprechen. Ein gutes Beispiel ist ein Restaurant in dem es ein super Essen gibt und die Einrichtung auch sehr stylisch ist. Wenn es dort aber unangenehm riecht, wird das Erlebnis negativ und ich habe vielleicht gar nicht gemerkt, was es genau war: ich geh dort einfach nicht mehr hin. Soundscapes führen einen in andere Welten. Wenn Sie die Augen schließen und hören Bäume rauschen und Vögel zwitschern dann sind sie schon im Wald. Das gleiche geht auch sehr subtil mit Duft, der ja direkt ins Stammhirn geht und dort Emotionen auslöst – optimalerweise sind das mit dem richtigen Duft die positiven Emotionen, die bei den Kunden in Erinnerung bleiben.

4. Wie sieht Ihres Erachtens die Handelsimmobilie im Jahre 2030 aus?

Die Handelsimmobilie wird wirklich ein Ort zum Leben sein mit Shopping und Freizeitmöglichkeiten, zum Arbeiten und Sporttreiben. Ein Verkehrshub, in dem man Fahrzeuge lädt, wechselt oder mietet. Bildung wird immer wichtiger in einer Gesellschaft die sich immer schneller wandelt von daher braucht es Räume dafür. Die Handelsimmobilie wird hoch vernetzt sein mit unseren digitalen Devices und Omnichannel wird der Standard sein.Wir denken intensiv über die Flächen nach, die vom Handel nicht mehr benötigt werden. Konsumgüter brauchen in Zukunft wahrscheinlich weniger Flächen, Lebensmittel werden dezentraler in kleinere lokale Konzepte überführt. So ist Platz für neue Ideen und Inhalte. Coworking, Eventflächen, Parkplätze werden zu temporärem, innerstätischem Wohnraum. Die Produktion kommt zurück, individuelle Anpassungen können vor Ort durchgeführt werden.

Herr Kratz, es bleibt spannend! – Danke für das Gespräch.

Das Event zum Thema
Die Autorin
Anja Sturme
Projektleitung
Sturme Communications