Was die Wirtschaft denkt – und die Jugend will!

Dienstwagen und Einzelbüro oder Fahrrad und Open Space: Wie wollen die Talente von Morgen überhaupt arbeiten?

In der Wunschvorstellung der Wirtschaft ist die Generation Z dynamisch, digital und mobil. Auf dieser Basis werden zukünftige Organisationsstrukturen und Arbeitsplätze entwickelt. Doch was, wenn diese Vermutungen falsch sind?

Regina Zeitner Marion Peyinghaus 22. Februar 2019

Der aktuelle Fachkräftemangel treibt Unternehmen und Personaler an ihre Grenzen. Nicht nur die Suche nach Personal ist eine Herausforderung. Sollte ein Vertreter der Generation Z tatsächlich gefunden und eingestellt werden, stehen Führungskräfte meist vor weiteren Herausforderungen: Die Werte und Zielsysteme harmonieren nicht mit den Vorstellungen der Arbeitgeber. Entgegen der Erwartungen sträubt sich die Jugend gegen Mobilität und Flexibilität und hegt einen großen Wunsch nach Stabilität, Struktur und Sicherheit. Der prototypische Vertreter der Generation Z will beruflich keine Experimente eingehen, schätzt ein unbefristetes Arbeitsverhältnis und scheut moderne, flexible Arbeitsformen wie Crowdworking, Multijobbing oder auch die Anstellung bei einem Start-up. Er möchte sich langfristig an einen Arbeitgeber und eine Region binden, Mobilität im Sinne eines Umzugs in eine andere Stadt oder ein anderes Land ist nicht gewünscht. Auch flache Hierarchien im Unternehmen werden überschätzt. Der Nachwuchs ist ehrgeizig und strebt eine Führungsrolle an.

Aus der CC PMRE Marktanalyse 2018, an der sich insgesamt 89 Vertreter der Jugend (Studierende, Auszubildende, Schüler) sowie 173 Vertreter der Wirtschaft (Fach- und Führungskräfte der Immobilienwirtschaft) beteiligten, lassen sich auch Erkenntnisse für Projektentwickler ableiten. Die aktuell hoch im Kurs stehenden Coworking-Spaces werden von der Jugend nicht favorisiert und auch die Verortung des Büros ins Stadtzentrum ist für sie nicht relevant. Investitionen für Arbeitsplätze in teuren City-Lagen können sich die Arbeitgeber daher sparen. Mobiles Arbeiten und die damit verbundene Möglichkeit zum Home Office, ist für die Generation Z weniger relevant als vermutet, das tägliche „aus dem Haus gehen“ wird bevorzugt. Ein Anspruch auf Einzelbüro besteht allerdings nicht, die Jugend hat sich mit dem Konzept Open Space angefreundet. Allerdings ist der Wunsch nach einem persönlich zugewiesenen, individuellen Arbeitsplatz hoch – dies stellt Desk-Sharing-Angebote in Frage.

Einer der größten Irrtümer der Wirtschaft in der Einschätzung der Jugend findet sich bei dem Thema Digitalisierung. Die Generation Z lehnt eine zu starke Nutzung digitaler Devices ganz klar ab. Zum Einsatz von Online-Meetings, digitalen Tutorials, Übersetzungstools oder digitalen Vorgesetzten herrscht eine abwehrende Haltung. Zudem schätzt die Jugend Maßnahmen des Arbeitgebers für digitale Auszeiten (z.B. Abschalten des Mail-Servers). Der persönliche, direkte Kontakt und der bilaterale Austausch werden dem Einsatz digitaler Medien klar vorgezogen. Dieser Wunsch nach einer starken persönlichen Interaktion korrespondiert auch mit einem weiteren kulturellen Bedürfnis der Jugend. Sie wünscht sich ein gleichberechtigtes Diskussionsumfeld, in dem man sich untereinander duzt und strebt nach einer offenen Unternehmenskultur, in der auch Fehler toleriert werden.

Letztendlich ist die Vergütung auch für die Generation Z nach wie vor eines der entscheidenden Auswahlkriterien für den Job. Unzureichende Entlohnung, keine Aussicht auf Statussymbole wie z.B. einen Dienstwagen oder fehlende Bonussysteme führen zu Enttäuschungen. Gerade das Auto ist und bleibt vielen wichtig. Bei der Frage nach einem möglichen Dienstwagen wurden konkrete Vorstellungen von Marke, Modell und Mindestkaufpreis genannt.

Die Ergebnisse der Studie „Was die Wirtschaft denkt – und die Jugend will!“ zeigen, dass deutliche Differenzen zwischen den Bedürfnissen des Nachwuchses und den Erwartungen der Wirtschaft bestehen. Diese Fehlannahmen bergen Risiken und können Frustrationen und Fehlinvestitionen nach sich ziehen. Daher ist eine Annäherung der Generationen zwingend erforderlich. Dies auch deshalb, weil die Ergebnisse der Marktanalyse klar belegen, dass eine Übereinstimmung zwischen Wirtschaft und Jugend zu mehr Unternehmenserfolg führt und eindeutig das Personalmanagement verbessert. Insbesondere beim Thema Personalakquise herrscht aktuell nachweislich Handlungsbedarf. Die Erkenntnisse aus dieser Studie leisten einen Beitrag diesen Missstand zu beheben und die Informationslücke zwischen Jugend und Wirtschaft zu schließen.

Anmerkungen:

Die Ergebnisse der Studie sind im PMRE Monitor 2018 veröffentlicht und stehen unter www.ccpmre.de als kostenfreier Download (hier) zur Verfügung.

 

Prof. Dr. Peyinghaus spricht beim Future Real Estate Coworking & Co. am 3. April 2019 in Frankfurt am Main.

Die Autoren
Prof. Dr.-Ing. Regina Zeitner
Partnerin, Competence Center Process Management Real Estate
Prof. Dr. Marion Peyinghaus
Inhaberin, Competence Center Process Management Real Estate