14.02.2019
Karl-Peter Arnolds

Wohn-Dialog Frankfurt am Main 2019

BIM – Evolution statt Revolution

Industrie 4.0 – die vierte industrielle Revolution schreitet mit großen Schritten voran. Die Einführung der Automatisierung in die Arbeitswelt, die ihren Ursprung bereits im Jahre 1800 hatte, ist für den heutigen Unternehmenserfolg unverzichtbar.

Im Rahmen der digitalen Transformation stehen alle Branchen vor dieser Herausforderung. Auch in die Deutsche Bauwirtschaft hält die Virtuelle Realität Einzug.

BIM – Building Information Modeling – ist ein entscheidender erster Schritt zur Realisierung der digitalen Wertschöpfungskette. Dabei werden alle planungs- und realisierungsrelevanten Daten eines Bauprojektes digitalisiert und diese durchgängig durch Kombination und Vernetzung als virtuelles Bauwerksdatenmodell abgebildet. Durch die gleichzeitige Nutzung der synchronisierten Datenbasis, ist eine gleichzeitige Arbeit des Projektteams möglich. Denn BIM will Zusammenarbeit. Das wiederum bedeutet die Ermöglichung einer hohen Prozesstransparenz. Änderungen, Ergänzungen und andere Datenänderungen in einem Bereich des Projektes werden von allen anderen Bereichen registriert. Durch die Datenintegration wird eine digitale Infrastruktur gebildet, die den Lebenszyklus einer Immobilie abbildet.

Am 3D-Modell erfolgt die Mengenermittlung. Kalkulatoren und Ausschreiber sind dadurch in der Lage auf die modellbasiert ermittelten Mengen zuzugreifen. Ein 4D-Zeitplan zeigt auf, wann an welcher Stelle welches Bauteil verbaut wird. Damit trägt BIM zur Kosten- und Terminsicherheit bei und nicht zuletzt auch zur Kostenoptimierung des gesamten Bauwerks. Darüber hinaus stellen wir fest, dass BIM auch immer mehr die Baustellen erreicht. Als Voraussetzung müssen die im jeweiligen Anwendungsfall benötigten Informationen zuverlässig verfügbar sein. BIM benötigt also mehr, als 3D Modelle. Nur wer es schafft, alle Informationen konsistent durch seine Prozesse zu transportieren, kann sich zu einem digitalen Unternehmen entwickeln. Darin liegt für uns das Potential, bessere Planungs- und Ausführungsqualität zu erreichen und Fehlerquellen zu minimieren.

Laut einer Studie der vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.) aus dem Jahr 2018 nutzen derzeit nur 29% der Bauunternehmen in Deutschland BIM, 10 Prozent planen den Einsatz für die nahe Zukunft. Die Nutzung von 4D-BIM, bei dem die Zeit eine weitere Planungsdimension darstellt, ist danach nur bei 6 Prozent der Unternehmen etabliert und bei 7 Prozent geplant. Höhere Bauinvestitionen, die Planung einer Immobilie über ihren Lebenszyklus hinweg und neue Baumethoden, gelten allgemein als positive Entwicklungen von BIM.

Jeder Player auf dem Markt ist also gefordert, sich mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen. nesseler ist mit von der Partie, wenn führende BIM-Anwender ihr Wissen zusammentragen, um die BIM-Entwicklung in Deutschland voran zu bringen. Ganz aktuell arbeiten wir im Bundesverband Bauindustrie gemeinsam mit den Großen der Branche an einem Positionspapier für BIM im Hochbau, das in Kürze veröffentlicht werden soll. Ob Baukonzern, Mittelstand oder Kleinunternehmer: Die Rollen werden sich verändern. Mehr und mehr werden sich alle am Bau Beteiligten die Potenziale zu Nutze machen und sie weiterentwickeln. Schritt für Schritt. Denn BIM ist nicht nur eine Revolution, sondern auch und vor allem Evolution.

Der Autor
Karl-Peter Arnolds
Vorsitzender Geschäftsführer
nesseler grünzig gruppe