Die Autorin
Yvonne TraxelSenior Projektleitung, Heuer Dialog GmbH
Der Ring ermöglicht es künftig, bisher noch nicht verbundene Kulturviertel einzubinden und leichter zugänglich zu machen.
Viele Beiträge drehten sich rund um die Themen Bauen, Architektur und Prozesse. Das spannende Thema „Denken aus Nutzersicht: Der Architekt wird überflüssig, es lebe der Designer“ erörterten Peter Orthen von ALHO Systembau und Caspar Schmitz-Morkramer. ALHO hält sich als serieller Modulbauer an die Standards des industriellen Bauens und kann schneller und flexibler bauen als es im konventionellen Bau möglich ist. „Wir erfinden das Rad nicht jedes Mal neu, wenn einmal die Grundplattform besteht“, erläuterte Orthen. Das bedeutet, dass er grds. auch ohne Architekten auskommt.
Schmitz-Morkramer vom Architekturbüro meyerschmitzmorkramer rhein ist jedoch überzeugt, dass der Architekt Teil des Pozesses für das serielle Bauen sein muss. Dem stimmte Orthen zu und ergänzte: „Architektur, ob gut oder schlecht, ist ohnehin keine Frage der Bauweise, sondern eine Frage der Zusammenarbeit. Nur mit dem Bauherrn gemeinsam lässt sich gute Qualität realisieren“. Vor allem der Wohnungsbau bringt heutzutage leider weniger gute Architektur hervor, weil die Nachfrage sehr viel größer als das Angebot und der Qualitätsdruck damit gleich null ist. „Um Gebäude generell attraktiver für die Städte zu machen, ist es von Bedeutung, das Erdgeschoss für die Bürger öffentlich zugänglich zu machen, das wirkt freundlich!“ so die Empfehlung von Schmitz-Morkramer. Es dürfe zudem nicht sein, dass der Innenbereich durch schickes Design glänzt, während die Außenfassade häufig monoton und langweilig wirkt.
Dass das Bauen zukünftig sehr viel moderner wird, erfuhren die Teilnehmer von Dr. Sigrid Brell-Cokcan, Professorin an dem von ihr 2015 neu gegründeten Lehrstuhl für individualisierte Gebäudeproduktion. Sie beschäftigt Forscher aus verschiedenen Bereichen der Robotik und Gebäudeproduktion. Mithilfe von Robotern und digitaler Baumaschinen werden die Prozesse zukünftig entlang der gesamten Wertschöpfungskette besser koordiniert und in Echtzeit an die Bauplanung angepasst. Bis dahin ist es allerdings, auch aus Datenschutzgründen, noch ein weiter Weg.
Um Prozesse drehte sich auch der Vortrag der Baubeigeordneten Cornelia Zuschke der Stadt Düsseldorf. Sie stellte das städtebauliche Entwicklungskonzept "Raumwerk D" vor, das mit Beteiligung der Bürger während des gesamten Prozesses entwickelt wird. Das hat den Vorteil, dass Ängste genommen werden und die Quartiere etwas an ihre Bürger zurückgeben. Daher rät sie allen Entwicklern in Düsseldorf: „Die Dichte ist unsere Genetik, ebenso die Durchmischung. Achten Sie auf die Verfasstheit der einzelnen Orte, das macht das Quartier aus!“
Zum Zeitpunkt der Planung eines Grundstücks ist es für Projektentwickler zunächst einmal wichtig, maximal flexibel zu sein, wenn es um die Büronutzung geht. Denn das entstehende Gebäude sollte für möglichst viele Nutzer passen. Das gilt zumindest für Trader-Developer, die ihre Immobilie an institutionelle Investoren weiterveräußern. Steht der Nutzer bereits fest, wie es bei Deloitte in Düsseldorf der Fall ist, kann schon früh auf die Bedarfe reagiert werden. Um im „war of talents“ zu gewinnen, spielen Aufenthaltsbereiche wie z. B. Food Courts, eine immer wichtigere Rolle. Der Mitarbeiter soll sich wohl fühlen und eine wohnliche Atmosphäre erleben. „Deloitte lässt sich das einiges kosten, denn mit Open Space spart man keine Fläche“, betonte Frank Bohlander von der Quantum Projektentwicklung, der die neuen Büroflächen am ehemaligen Straßenverkehrsamt entwickelt. Doch die Realität in der deutschen Bürolandschaft sieht oft anders aus. „Nicht jeder kann sich ein modernes Büro leisten“, erläuterte Ralf Niggemann von Development Partner. Gebaut wird eben häufig noch konventionell mit Kombi- und Zellenbüros. Und schließlich variieren die Wünsche je nach Branche sowieso. Ein einheitlicher Trend ist daher nicht erkennbar.
Mobilitäts- und Stadtplanung gehören immer zusammen, das wurde im integrierten Moblitätskonzept 2030+ der Stadt Düsseldorf deutlich. Dazu zählen, innerstädtische Logistik neu zu denken und den ÖPNV zu stärken. Thomas Vieten von der IHK Düsseldorf ist optimistisch, dass Lösungen wie das Mikrodepot von UPS in Hamburg sich auf die Stadt Düsseldorf übertragen lassen.
Kristian Skovbakke Villadsen vom renommierten Architekturbüro GEHL beschäftigt sich intensiv mit grüner Mobilität und Mobilität der Zukunft. Er hält ein Konzept wie "Raumwerk D" alleine nicht für ausreichend und empfiehlt der Landeshauptstadt: „You need a vision to change your city!“ Anhand einiger internationaler Praxisbeispiele zeigte er den Teilnehmern, wie sich die Vision einer fahrrad- und bürgerfreundlichen Stadt übersetzen lässt. Ein guter Anfang! Auch für alle, die nach einem kenntnisreichen Tag den ersten Glühwein auf dem anschließend eröffneten Weihnachtsmarkt trinken wollten.