Die Autorin
Prof. Dr. Christine KohlertGlobal Head of Workplace STrategy,
Das gesamte Büro mit seinem Umfeld und seiner Organisation leistet den entscheidenden Beitrag für ein stimmiges Arbeitsumfeld, das zu Wohlfühlen und Zufriedenheit der Mitarbeiter führt und damit den Erfolg eines Unternehmens sichert.
Zu einem guten Arbeitsplatz gehört heute, dass sich Mitarbeiter wohlfühlen und dass man sich als Organisation, als Arbeitgeber, um seine Mitarbeiter kümmert und Sorge trägt, dass sie gesund und produktiv sind und bleiben. Aber was bedeutet „Wohlfühlen“ für Menschen? Sich gut zu fühlen bedeutet Glücksgefühle, innere Ruhe zu haben und gut ausbalanciert zu sein in der täglichen Hektik und den unterschiedlichen Formen von Stress im Arbeitsleben. Sich sehr gut zu fühlen bedeutet auch, dass man Eigeninitiative für die eigne Gesundheit und die eigene Zufriedenheit entwickelt.
Um Gesundheitsrisiken zu vermeiden ist es wichtig Büroflächen gut und ausreichend zu planen und alle Aspekte, die für das Wohlfühlen am Arbeitsplatz wichtig sind, zu berücksichtigen. Dazu gehört neben guter Akustik, Licht und Klima auch das Mitnehmen und Begleiten der Mitarbeiter von Anfang an. Ein guter Change Prozess unterstützt das Verständnis, spricht alle Chancen und Herausforderungen an und begleitet durch alle, auch schwierige, Phasen des Projektes.
Begriffe wie Work-Life-Balance erhalten mehr Bedeutung und man besinnt sich auf wichtige Werte im Leben und auf Menschen, die einem wichtig sind und mit denen man Zeit verbringen möchte. Dafür bedarf es Flexibilität in der Zeiteinteilung und die freie Wahl wo man einzelne Arbeitsschritte erledigt. Home office Lösungen sind für einige eine gute Lösung, andere trennen lieber Arbeit und Familie und möchten deshalb nicht zuhause arbeiten. Auch hier ist Flexibilität gefragt und das Einbeziehen der MitarbeiterInnen um passgenaue Lösungen zu finden. Die räumliche Organisation des Layouts kann ebenfalls zur Gesundheit der MitarbeiterInnen beitragen. So laden schöne Treppenhäuser dazu ein, diese auch zu benutzen, stehen zu bleiben und sich mit Kollegen auszutauschen. Dies gilt ebenso für Teeküchen, die man nicht in übriggebliebenen dunklen, fensterlosen Resträumen verstecken sollte, sondern die Aufmerksamkeit verdienen und so zum Multifunktionsraum werden. In einer schön gestalteten Teeküche trifft man sich gern, empfängt Besucher, kann sie für Besprechungen nutzen, zum Lesen oder auch um ein privates Telefonat zu führen. In diesem Zusammenhang sei auch auf eine gute Gestaltung der Sanitärbereiche hingewiesen. Dies fördert die Hygiene im Unternehmen und zeigt dem Mitarbeiter auch, dass er wichtig ist und wertgeschätzt wird.
Das Versprechen von Flexibilität und eigener Zeiteinteilung lockt Mitarbeiter zwar in den Job, aber das allein reicht nicht, um sie dort auch zu halten. Mitarbeiter brauchen Bindung und Engagement, interessante und überraschende Räume sowie Erlebnisse und eine inspirierende Umgebung. Um Mitarbeiter emotional an das Unternehmen zu binden ist es von großer Bedeutung die eigenen Markenwerte erlebbar zu machen und diese durch eine authentische Gestaltung der Arbeitswelt auch darzustellen.
Fünf einfache Prinzipien sind bei der Planung eines stimmigen Arbeitsplatzes für zufriedene Mitarbeiter wesentlich:
Prinzip 1: es gibt keine Garantien, aber Räume für unterschiedliche Aktivitäten, wie Konzentration und Kommunikation, unterstützen Kreativität und Lernen und erlauben dem Mitarbeiter eigene Wahlmöglichkeiten.
Prinzip 2: Komfort ist der Schlüssel. Alle Dimensionen des Wohlfühlens müssen erfüllt sein, ebenso wie der physische Komfort, vom Arbeitsplatz, über Gemeinschaftsräume bis hin zu Rückzugs- und Erholungsräumen.
Prinzip 3: Raum kann gutes Benehmen freisetzen und macht uns bewusst wer und was vorhanden ist. Natürlich belichtete Orte für Kommunikation und Austausch mit Aussicht ins Grüne fördern diese Haltung.
Prinzip 4: Flexibilität und Variabilität sind eine absolute Notwendigkeit, um auf wechselnde Bedingungen schnell und effizient reagieren zu können.
Prinzip 5: Raum in Verbindung mit der Natur ist erstrebenswert, deshalb Grün nach Innen holen und Ausblicke ermöglichen.
Prinzip 5: Ein Raum ist nur so gut wie die, die in ihm führen.
Letztendlich bestimmt die Führung wieviel Wohlfühlfaktoren umgesetzt werden und wie man sie nutzt – gegenseitiges Vertrauen ist dabei das Allerwichtigste. Es geht darum die Beziehungen, die zum Erreichen der unternehmerischen Ziele wichtig sind, perfekt in Raum umzusetzen. Gute Räume sind immer ein Beitrag zum Unternehmenswert.Neue Formen von Arbeit und Organisation sind gefragt, mit mehr Teams, kürzeren Wegen, weniger Hierarchien und mehr Zusammenarbeit, auch über Abteilungen hinweg und mit Impulsen von außen.Chefs werden zu Coaches, die zuhören, loben, fördern und bereitwillig Feed-back geben. Sie haben eine klare Vision und entwickeln Strategien mit denen sie sich und andere begeistern. Sie fördern und unterstützen ihre Mitarbeiter, übertragen ihnen Verantwortung und lassen ihnen Spielräume mit den dazu notwendigen Freiräumen. Sie sind geradlinig und gerecht, haben ein Gefühl für die eigene Stärke und genug Selbstreflexion um menschengerecht führen zu können. Sie begreifen ihre Organisation als funktionierende Familie, mit der man pfleglich und vertrauensvoll umgeht. So entwickelt sich ein natürlicher Verhaltenscodex, der mit Spielregeln, die gemeinsam vereinbart werden positiv unterstützen kann.
Qualifikationen für die Wissensarbeiter der Zukunft sind schnelle Anpassungsfähigkeit, kreatives Denken und Wissen in den richtigen Kontext zu setzen und anzuwenden. Ein stimmiger Arbeitsplatz kann sie dabei unterstützen und zu Zufriedenheit und Wohlfühlen beitragen. Vergleichbar mit einem guten Essen: alle Zutaten müssen stimmen und gut aufeinander abgestimmt sein.