Modulbau: Eine Bauweise für kreative Architekten

Industrie trifft Architektur

Kommt ein Architekt zum ersten Mal mit Modulbau in Berührung, wirft die Bauweise meist Fragen auf, die oft im Zusammenhang mit Entwurfsoriginalität und Gestaltungsvielfalt stehen: Planen im modularen Raster – wo bleibt da Raum für Kreativität?

Peter Orthen 26. September 2018

Moderne Modulbauten gewinnen in der Architektur immer mehr an Bedeutung, die Nachfrage steigt kontinuierlich. Insbesondere die Wohnungsnot in den Ballungszentren, die schnelle und gleichzeitig hochwertige Lösungen erfordert, rückt serielle Bauweisen wie den Modulbau immer stärker in den Fokus - bei Politik, Bauherren und Architekten. Wie Architekten und Modulbauunternehmer zusammenfinden, auf was geachtet werden muss und welche Vorteile in der schnellen, flexiblen und hochwertigen Bauweise stecken, möchten wir als Hersteller von Modulgebäuden mit über 50 Jahren Erfahrung im folgenden darstellen.

In der Vergangenheit hatten Bauherren wie Architekten große Probleme, die Unterschiede zwischen den Bauprinzipien Modulbauweise und Container-Anlagen zu erkennen, da Container-Anbieter sich ebenfalls des Begriffs „Raummodul“ bedienen und weder eine eindeutige Definitionen, noch eine Trennung zwischen den Systemen erkennen lassen. Doch während es sich bei Containern um im Raster starre, unflexible Gebilde handelt, die für den temporären Einsatz konstruiert und ausgelegt sind, werden modulare Gebäude als Alternative zu konventionellen Gebäuden für den Dauerbetrieb gebaut. Die im Werk unter ständiger strenger Qualitätskontrolle hergestellten Modulgebäude sind baukonstruktiv und bauphysikalisch ausgereift und energietechnisch optimiert. Sie erfüllen alle bauordnungsrechtlichen Anforderungen sowie DIN-Vorgaben hinsichtlich Brandschutz, Schallschutz und Wärmeschutz. Das bedeutet: Modulare Gebäude sind konventionell errichteten Bauten absolut gleichgestellt. Das gilt sowohl für Qualität und Werthaltigkeit als auch für die architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten. Zahlreiche neue modular gebaute Verwaltungs- und Bürogebäude, Kitas, Schulen, Universitäten und mittlerweile auch Wohngebäude beweisen das jeden Tag.

Solide wie „Stein auf Stein“, nur viel schneller und flexibler – so kann moderner Modulbau heute charakterisiert werden. Grundsätzlich können Neubauten aller Art in Modulbauweise errichtet werden. In puncto Fassadengestaltung ist alles realisierbar, was auch konventionelle Bauweisen bieten – ob großflächige Verglasungen, Putz auf Wärmedämmverbundsystem oder vorgehängte, hinterlüftete Fassadenelemente in Holz, Metall, Keramik oder Glas. Modulbau bedeutet daher weder „Neuer Plattenbau“ noch das Aufeinanderstapeln von Containern, sondern überzeugt durch ansprechende Architektur, die von konventionell errichteten Gebäuden nicht zu unterscheiden ist. Außer der Architekt spielt die Möglichkeiten der Modulbauweise gezielt aus – z.B. mit frei auskragenden Balkonen und Loggien oder versetzter Anordnung der Module. Bei der Gestaltung der Innenräume gibt die Modulbauweise aufgrund der freitragenden Stahlrahmenkonstruktion die Freiheit, große Räume ohne störende Zwischenwände zu eröffnen. Gegenüber strukturell ähnlichen Bauweisen in Beton bieten Modulgebäude den Vorteil erheblich schlankerer Stützenquerschnitte.

Wann immer Gebäude mit vielen identischen Nutzungseinheiten erstellt werden – Wohnheime mit Appartements, Verwaltungsgebäude mit Büroräumen, Krankenhäuser mit Bettenstationen – macht die Realisierung in Modulbauweise wegen der seriellen Reproduzierbarkeit der Raummodule besonders viel Sinn. Und auch die vielfältigen, bunten Lebensmodelle, die heute in unserer Gesellschaft möglich sind, brauchen flexiblen, den unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen angepassten Raum – zum Wohnen, wie zum Arbeiten. Die Modulbauweise ist in geradezu idealer Weise in der Lage, diese Vielfalt zu schaffen. In Städten, in denen Baugrund Mangelware und zudem teuer ist, liefern die präzise geplanten und vorgefertigten Gebäude kreative Lösungen für bereits bebaute Flächen. Wie wäre es mit aufgeständerten Wohnungen über Parkplätzen? Auch können Flachdächer von Supermärkten und Parkhäusern als Baugrund für die städtebauliche Nachverdichtung genutzt werden. Beides ist mit der Modulbauweise dank der im Vergleich zu konventionellen Bauweisen erheblich leichteren Konstruktion machbar.

Mit der freitragenden Stahlskelettstruktur und den nichttragenden Wänden sind Gebäudekomplexe in Modulbauweise sehr flexibel an sich wandelnde Anforderungen anpassbar. Wände können versetzt oder geöffnet werden, das Aufstocken und Anbauen ist jederzeit möglich. Im Modulraster hat der Architekt prinzipiell alle denkbaren Freiheiten – unabhängig voneinander in jedem Geschoss. Nahezu jeder Entwurf für ein Massivgebäude lässt sich auch in Modulbauweise umsetzen. Vor allem Planer, die klare Formen oder den Bauhausstil schätzen, können sich in der Welt der Modularchitektur zuhause fühlen.

Der Modulbau beruht auf einer orthogonalen Rasterung, entstanden aus den einzelnen Raummodulen. Durch Reihung und Stapelung entstehen attraktive Baukörper. Auch wenn der Grundriss auf einem festen Modulraster basiert, ist dieses Raster doch sehr variabel. Die gängigen Modulgrößen reichen in der Breite von 2,625 bis 4,00 m, in der Länge von 7,75 bis zu 20 m und in der Höhe von 3,20 bis 3,90 m. Die maximalen Abmessungen der einzelnen Raummodule werden durch ihre Transportfähigkeit bedingt. Wenn es gelingt standardisierte Leitdetails der Modulbauweise in Einklang mit dem individuellen Entwurf zu bringen, entstehen Bauten, die architektonischer Kreativität, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit in sich vereinen.

Immer mehr Architekten schätzen es, nach der Entwurfs- und Genehmigungsplanung mit einem Modulbauexperten einen starken Partner an der Seite zu haben. Zwar entspricht die Konzentration auf die Entwurfsarbeit nicht dem bekannten, traditionellen Leistungsprofil eines Architekten, doch sie bietet den Vorteil mit einem Modulbau-Partner als Generalunternehmer schneller wieder neue Aufträge annehmen und das Augenmerk auf Leistungsphasen richten zu können, die sich finanziell am meisten lohnen – nämlich auf den Entwurf. Viele Architekten sehen in der Modulbauweise eine Möglichkeit, ihre Aufgabe „Kreativ Bauen“ deutlich anders als bisher, nämlich industrialisierter und damit effizienter und qualitätsvoller angehen zu können.

Architekt und Modulbau-Experten. Wie finden sie zusammen? Es gibt mehrere Wege: Im Idealfall wird die Entscheidung für die Modulbauweise von Beginn an getroffen, so dass Architekt und Generalunternehmer bereits in einer relativ frühen Phase der Planung Hand in Hand arbeiten können. Und tatsächlich suchen Architekten in der Praxis immer häufiger selbst den Kontakt zu Modulbauanbietern, wissen sie doch um die Vorteile, die sich für sie aus einer Zusammenarbeit ergeben. Doch auch die Umsetzung systemunabhängiger Entwürfe ist möglich und bietet Planern die Chance, die Gesetzmäßigkeiten der Modulbauweise kennen- und ausschöpfen zu lernen.

Ob der Impuls, ein Gebäude in Modulbauweise zu errichten letztendlich vom Architekten oder vom Bauherrn kommt – die Gründe dafür sind identisch: dauerhafte Flexibilität durch freitragende Rahmenkonstruktionen, hohe Qualität durch die kontrollierte, industrielle Vorfertigung, rasant kurze Bauzeit dank paralleler Abläufe im Werk und auf der Baustelle sowie leise und saubere Abläufe bei Montage und Ausbau und schließlich Planungssicherheit dank Termin- und Festpreisgarantie.

Der Autor
Dipl.-Ing. Peter Orthen
Geschäftsführer, ALHO Systembau GmbH

Das Event zum Thema

Mittwoch, 21. November - Donnerstag, 22. November 2018
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