14.09.2018
Axel Deitermann

Neue Nutzungskonzepte verändern die Hotelimmobilie und ihren Marktauftritt

Ende des „Reinheitsgebots“ bei Hotelimmobilien?!

Waren in der Vergangenheit Hotelimmobilien ausschließlich als solche gedacht, gemacht und genutzt, so zeigt sich in den letzten Jahren eine deutliche Flexibilität der Entwickler und Betreiber.

Hotelimmobilien waren in der Vergangenheit üblicherweise zu 100% hotelgenutzt. Ein mehrfach ausgezeichnetes Leuchtturmprojekt für die immer mehr an Bedeutung gewinnende Abkehr von dieser Nutzungsform und die Etablierung s.g. Mixed-Use-Konzepte war das 2001 in Berlin am Kurfürstendamm eröffnete Swiss Hotel. Im hinteren Bereich der markanten Immobilie an der Ecke Kurfürstendamm und Joachimsthaler Straße befindet sich an der Augsburger Straße der Eingang in das Hotel auf ca. 50 qm Erdgeschossfläche. Von dort gelangt man mit dem Aufzug in die 5. Etage mit Rezeption, Lobby, Bar, Restaurant und Veranstaltungsflächen erst in die eigentliche Hotelnutzung. Heute zeigt diese Immobilie erneut seine Wandlungsfähigkeit. Zum 31. Dezember 2018 schließt das Hotel und die Flächen werden einer neuen Nutzung zugeführt.

Heute kommen vermehrt junge und kreative Hotelgesellschaften wie z.B. Ruby-Hotels, Lindner Hotels mit seiner marke me and all oder 25hours mit individuellen Lösungen für Mixed-Use-Immobilien auf den Immobilienmarkt. So eröffnete beispielaft Ruby vor wenigen Wochen in der Kö-Galerie auf der Königsallee in Düsseldorf das Ruby Coco mit 92 Zimmern in einem ehemals als Bürofläche genutzten Bereich des Shoppingcenters mit der imageträchtigen Adresse. Ruby-Works ist ein weiteres Angebot der jungen Hotelgruppe in dem sich der kreative Umgang mit zur Verfügung stehenden Flächen in Bestandsimmobilien zeigt. Hier verbindet man das Hotelangebot und den Service mit dem Angebot für eine produktive und kreative Arbeitsumgebung an Freelancer, Start-Ups, urbane Nomaden oder Projektteams auf Reisen. Oberstes Ziel bei dem Serviceangebot ist immer eine optimale Flächennutzung in der Immobilie.

Grundsätzlich ergibt sich durch die Mischnutzung der Hotelimmobilie eine Optimierung der Wirtschaftlichkeit. Hotels öffnen ihre Lobby für s.g. walk-inns zum Verweilen, Treffen mit Geschäftspartnern oder Freunden, zum relaxen und chillen. Die traditionelle Lobby wird zum Multifunktionsraum für fast jedermann und fast alles. Alternativ könne Erdgeschossflächen aber auch für andere Nutzer, wie z.B. exteren Gastronomie oder Einzelhandelsangebote genutzt werden. Ein Beispiel ist hier unter vielen anderen das neue me and all Hotel der Lindner-Gruppe an der Immermannstraße in Düsseldorf. In dem sehr urbanen Umfeld im „japanischen Bezirk“ der Landeshauptstadt befindet sich im Erdgeschoss ein externes Sushi-Restaurant , die kreative und multifunktionale Lobby mit unterschiedlichen Nutzungsbereichen und in der obersten Hoteletage eine Rooftop-Bar die sowohl Hotelgäste als auch die Düsseldorfer mit Musik- und Kulturevents zum Vorbeischauen und Verweilen einlädt.Weitere Beispiele für kreative Hotel-Immobilienlösungen sind z.B. das 25hours Hotel im Bikini in Berlin, das Adina Hotel in der Spiegel-Insel in Hamburg oder das Motel One im Upper West Hochhaus am Bahnhof Zoo in Berlin. Durch die Abkehr vom „Reinheitsgebot“ einer Hotelimmobilie ergeben sich also ganz neue Aspekte und Ansätze für die Nutzung bestehender und neuer Großprojekte insbesondere in verdichteten Innenstadtlagen. Wichtige Gründe für den Erfolg der Mixed-Use-Hotelobjekte sind beispielhaft die effektive Flächennutzung durch flexible Anpassung der Raumgrößen, auch „Restflächen“ in Innenstadtlagen können interessant sein, dadurch ergibt sich die Öffnung neuer Mikrolagen für Hotelbetreiber, eine gute Quartiersdurchmischung mit interessanten Angeboten und somit eine Berücksichtigung städtebaulicher Aspekte, ggf. eine Modernisierung von Bestandsobjekten und nicht zuletzt eine optimierte Wirtschaftlichkeit der Gesamtimmobilie.

 

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Der Autor
Axel Deitermann
Geschäftsführender Gesellschafter
Hotel Affairs Consulting