27.06.2018
Marina Behre

10. Deutscher Hotelimmobilien-Kongress

Der Hotelmarkt bleibt heiß

Der Run der Investoren hält an, so das Fazit beim 10. Deutschen Hotelimmobilien-Kongress in Hamburg. Doch nach acht Jahren Boom steigen die Risiken.

Seit 2011 erlebt der Markt für Hotelimmobilien in Deutschland eine Wachstumsphase. Zu den rund 900.000 Hotelzimmern im Bestand sollen allein in den nächsten drei bis fünf Jahren rund 100.000 dazukommen. Das fasste Moderator Olaf Steinhage beim 10. Deutschen Hotelimmobilien-Kongress im Westin Hamburg in der Elbphilharmonie zusammen. Veranstalter sind die dfv Conference Group und Heuer Dialog, die AHGZ ist Medienpartner.

Kann die Wirtschaft in Deutschland und Europa das hohe Wachstumstempo halten, lautete die Frage an Professor Timo Wollmershäuser vom Ifo-Institut in München. Dessen Antwort lautete zwar nein, doch sieht er Probleme in erster Linie in der exportorientierten Industrie. Tatsächlich kürzte das Ifo-Institut bereits die Wachstumsprognose für Deutschland für das laufende Jahr von bisher 2,6 auf 1,8 Prozent. Die Bauwirtschaft und Dienstleistungsbranchen wie Hotellerie und Gastronomie würden aber vom starken Inlandskonsum gestützt. Hier wirkten sich die niedrige Arbeitslosigkeit und gestiegene Löhne positiv aus.

Entwickler von Hotelprojekten haben bisher keinen Grund zu klagen. So sagte Christian Berger, Geschäftsführer von UBM Deutschland: „Derzeit ist soviel Geld im Markt, dass uns die Investoren die Bude einrennen.“ Und zum Thema Investments verwiesen sowohl André Pinto Gomes von Union Investment als auch Dirk Schuldes von Commerz Real darauf, dass die Kaufpreise für Hotelimmobilien derzeit sehr hoch liegen, aber Verkäufe für institutionelle Anleger kaum ein Thema sind -- schließlich müssen diese liquide Mittel weiter renditebringend einsetzen. „ Aber wir sind mit den Preisen schon ganz weit oben, wenn nicht sogar ganz oben“, so Schuldes. „Im Moment ist alles überverkauft -- deshalb sind auch Hotelimmobilien gerade Everybody’s Darling“, urteilt der weltweite Chef für Hotelimmobilien bei der Commerz Real AG. Er beobachte, dass inzwischen durchaus Objekte wiederholt angeboten würden, da sich zu den Konditionen kein Käufer finde. In der Diskussionsrunde zum Jubiläum des Hotelimmobilien-Kongresses, die AHGZ-Chefredakteur Rolf Westermann moderierte, reflektierten die Teilnehmer über die Hotellerie zwischen Finanzkrise und Boom. Dormero-Chef Marcus Maximilian Wöhrl, der sein Unternehmen erst nach der Krise gegründet hat, betonte: „Man muss in Boomzeiten so wirtschaften, dass man eine Krise überstehen kann.“

Die aktuelle Offenheit der Investoren für neue Hotelkonzepte und die zunehmende Mitsprache der Gemeinden zeigen sich etwa im Vormarsch von Mixed-Use-Projekten. Bei denen wird zur Hotelnutzung noch Wohnen, Büros, Coworking oder Einzelhandel im Gebäude untergebracht. Ein Beispiel dafür ist das Flareof Frankfurt, in dem diesen Herbst zwei Marriott-Marken Moxy und Residence Inn im Herbst öffnen werden. Das Projekt stellten Andreas Hülsken von Strabag und Christian Schollen von Schollen Hotelentwicklung vor. Dass Tourismus und dessen Immobilien Impulse bei der Entwicklung von Städten und Regionen geben, zeigten Beispielprojekte. Darunter der Veranstaltungsort Elbphilharmonie als Teil der neuen Hamburger Hafencity, dem größten innerstädtischen Bauprojekt in Europa. Im ländlichen Südwesten liegt der Europa-Park Rust, den Hotellerie-Chefin Michaela Doll-Lämmer vorstellte. Rund 5,5 Mio.Besucher im Jahr, 4000 eigene Mitarbeiter, 130 Azubis und Studierende, ein Sterne-Restaurant, fünf Hotels mit 4500 Betten. Nächstes Jahr soll das sechste Themenhotel in Betrieb gehen, gefolgt von einer Wassererlebniswelt, um den Freizeitpark saisonunabhängiger zu machen.

Die Ferienhotellerie hat auch Hotelriese Accor für sich entdeckt und will dort stark wachsen. In diesem Segment hat die Hotelgruppe von Erich Falkensteiner den Schwerpunkt. Er glaubt an die Ferienhotellerie, hat vor Kurzem 5 Mio. Euro über Crowdfunding vor allem von Stammgästen eingesammelt, warnt aber auch vor dem massiven Einstieg der Tourismuskonzerne mit ihrer Vertriebsmacht ins Hotelgeschäft.

Die Autorin
Marina Behre
Redakteurin AHGZ