25.05.2018
Susanne Eickermann-Riepe
Benjamin Schrödl

7. Deutscher Logistikimmobilien-Kongress 2018

Transformation und Zukunft der Logistikindustrie

Maßgeblicher Treiber stark im Wandel begriffenen Logistiksektors ist der stetig zunehmende E-Commerce-Bereich.

Dieser wirkt sich auch extrem positiv auf den Markt der Logistikimmobilien aus, der in den letzten Rekordjahren zu einer der beliebtesten Immobiliennutzungsarten bei Investoren geworden ist.

Neben der Standortqualität und immobilienspezifischen Charakteristika einer Citylogistikimmobilie spielen auch Aspekte der Umstrukturierung der innerstädtischen Logistik eine wichtige Rolle. Megatrends und Innovationsfortschritte unter anderem im Rahmen von Elektromobilität, Crowdlogistik (C2C), Big-Data-Analysen, und Shared Economy werden starken Einfluss auf die Logistikbranche der Zukunft haben.

So sind schon heute mehrere Start-Up´s am Markt zu beobachten - deren Marktanteil gegenüber den dominierenden Paketdiensten (DHL, DPD, Hermes etc.) zugegebenermaßen noch gering ist - die progressive Businessmodelle mit dem Fokus auf Sharing Economy bzw. Crowd Delivery vorantreiben. Der tiefgreifende Wandel der Logistikbranche ist demnach durch ein starkes Wechselspiel aus gesellschaftlicher Entwicklungen und technischer Innovationen geprägt. Zwar ist der Same-Day- sowie Same-Hour-Delivery-Ansatz heute noch begrenzt, aber die Industrie 4.0 und der rasant anziehende Online-Handel stehen im Fokus der wachsenden Logistikunternehmen mit all ihren Herausforderungen.

Besonders interessant sind hierbei die überdurchschnittlichen Wachstumsraten bei den Warengruppen Lebensmittel (21%), Heimwerkerprodukte (15%) und Haushaltswaren (13%.), da diese logistisch besonders anspruchsvoll sind und oftmals großvolumige oder verderbliche Produkte transportiert werden.

Die Lieferung von Lebensmitteln forciert zudem die Notwendigkeit von immer kürzeren Lieferzeiten (Same Day/Same Hour) im Online-Handel. So bietet Amazon Fresh seit Mai 2017 in drei deutschen Städten über 85.000 Produkte online an, darunter auch frische Lebensmittel. Die Lieferung kann am selben Tag und in einem 2-Stunden-Zeitfenster erfolgen, sodass auch von den Logistikunternehmen eine räumliche Nähe zu den Kunden gefordert ist.

Die städtische Logistik von morgen braucht somit  mehrstufige, flexible und dynamische Distributions- und Lagerhaltungsstrukturen, um Lieferungen bestmöglich zu bündeln und den Verkehr auch bei steigendem Lieferaufkommen zu entlasten. Für zeitkritische Sendungen müssen Lagerbestände zudem näher an ihren Bestimmungsort gebracht werden. Folglich ist es notwendig, dass die bestehenden E-Fulfillment-Zentren (großräumige Distribution) sowie Regionaldepots in Zukunft durch mobile oder Micro-Hubs (lokale Verteilerzentren) in den Innenstädten ergänzt werden. Immobilien für die Citylogistik können daher nicht eigenständig existieren, sondern müssen durch Verteilerstellen versorgt werden, was eine Kombination zwischen innerstädtischen finalen Ablagestellen verbunden mit Nachschubstellen am Stadtrand erfordert.

Für die Umsetzung dieser engmaschigen, innerstädtischen Verteilung der Waren bedarf es jedoch innovativer Lösungen, um folgende Hindernisse zu überwinden:

  • Hohe Mietpreise für Gewerbeflächen in den städtischen Zentren, was eine Nutzung innerstädtischer Logistikflächen ökonomisch fraglich erscheinen lässt
  • Umgang mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen und der damit verbundene höheren Emissionen
  • Ein generell politischer Unwille zur logistischen Nutzung in innerstädtischen Bereichen

Um den Herausforderungen der City-Logistik zu begegnen, bedarf es somit auch der Mitarbeit der Städte und Kommunen, die beispielsweise die städtischen Verkehrsströme durch Kooperationsanreize für Paketdienstleister besser konsolidieren können oder durch die konsequente Durchsetzung entsprechender Umweltauflagen (z.B. Nutzung von Elektromobilität) die Schadstoffbelastung in den Innenstädten verringern können.

Die Transformationsprozesse in der Logistikindustrie bestimmen in zunehmenden Maß die Zukunftsfähigkeit von Metropolen und Regionen mit und gehören somit zur zentralen Herausforderung für eine erfolgreiche Stadt- und Wirtschaftsentwicklung.

Die Autoren
Susanne Eickermann-Riepe
German Real Estate Leader, Partnerin
PwC PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Benjamin Schrödl
Transaction Services, Senior Manager
PwC PricewaterhouseCoopers GmbH WPG