Der Autor
Mario SanderGeschäftsführer, Deutsche Logistik Holding GmbH & Co. KG
Alleine im Jahr 2017 wurden in Deutschland Waren im Wert von 58,5 Milliarden Euro über den Online-Handel verkauft, was eine Steigerung von elf Prozent ausmacht. Eine der wirklichen Herausforderungen hierbei ist die Flächenknappheit und mangelnde Infrastruktur innerhalb der Großstädte.
Ein Thema, mit dem sich der Real Estate Bereich der Zech Group beschäftigt. Dabei geht es um Konzepte, wo Wohnen, Arbeiten, Handel und Logistik kombiniert werden können. Inhaltlich auf jeden Fall ein wichtiger Faktor in der Zusammenarbeit von Städteplanern und Projektentwicklern.
Mithilfe von mehrgeschossigen Logistikimmobilien begegnet man in amerikanischen und asiatischen Metropolen bereits dem wachsenden Flächenbedarf bei steigenden Grundstückspreisen. So ist es in Asien bereits üblich, dass Logistikimmobilien über vier bis sechs Stockwerke gebaut werden. Das Besondere hierbei ist, dass über äußere Rampen auch LKWs problemlos die oberen Ebenen erreichen können. Dafür müssen bei uns allerdings noch die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden damit wir diese Art der Logistikimmobilie auch realisieren können. Bessere Verkehrsanbindungen und kürzere Arbeitswege für Mitarbeiter sind dabei nur zwei Argumente, die dafürsprechen, Unternehmen in einer städtischen Umgebung anzusiedeln.
Die immer teurer werdenden Grundstücke bringen aber nicht nur den Bedarf nach neuen Konzepten für Logistikimmobilien mit sich, die komplette Logistikbranche gerät dadurch enorm unter Druck. Bei Retourenquoten von bis zu 80% im E- Commerce Bereich, die bei vielen Firmen kostenfrei für den Käufer bearbeitet werden, ist es umso wichtiger kommerzielle und logistische Sichtweisen unter einen Hut zu bringen. Somit fällt die Standortentscheidung nicht immer auf den für das Tagesgeschäft besten, sondern auf den vermeintlich wirtschaftlich sinnvollsten Standort, was wiederum im Konflikt mit dem Ziel immer kürzeren Lieferzeiten steht.
Auch bei anderen Infrastrukturprojekten haben viele Städte Aufholbedarf. E-Mobility wird zukünftig zentraler Bestandteil eines smarten und ressourcenschonenden urbanen Lebensstils sein. Nicht nur Privatpersonen, auch Transportunternehmen nehmen sich immer mehr diesem Thema an. Benötigt wird hierfür ein flächendeckendes Netz an Ladestationen mit einer einheitlichen Nutzungsstruktur. In Deutschland würde bei einem gänzlichen Umstieg auf E-Mobilität zwischen 20 – 25% mehr Strom notwendig sein. Diese Voraussetzungen zu erfüllen bedarf einer langfristigen Planung.
Städte und Länder sind gut beraten, wenn sie bei der zukünftigen Planung und Entwicklung ihrer Infrastruktur das Spannungsdreieck Industrie, Bürger und Politik im gleichwertigen Austausch berücksichtigen und hierbei auch bereit sind, über den berühmten „Tellerrand“ hinaus zu schauen. Alle Parteien können davon profitieren, wenn zukünftig mehr Platz für weitere Betriebsstätten – auch in Ballungsräumen geschaffen wird.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Österreichische Hauptstadt Wien. Hier hat man frühzeitig erkannt, dass es zukünftig für das wirtschaftliche Wachstum wichtig ist, größere Flächen innerhalb der Stadt für Betriebsstätten zu sichern. So sieht das dortige Fachkonzept „Produktive Stadt“ vor, ehemalige Produktionsflächen auch zukünftig für Gewerbeansiedlungen wieder nutzbar zu machen und somit eine Trendumkehr zur Wohnbebauung zu schaffen. Diese Maßnahme soll für ein klares Bekenntnis zur Industrie und Wirtschaft innerhalb der Stadt Wien sorgen und neue Arbeitsplätze für die Bürger schaffen und sichern.