13.04.2018
Yvonne Traxel

Symposium Finanzierung 2018

Ein "Soft Landing" ist wahrscheinlich!

Die Teilnehmer des Symposiums Finanzierung im April 2018 hörten mit Spannung zu, wie die Experten die Stabilität der Wirtschaft und die Maßnahmen der EZB hinsichtlich der weiteren Zinsentwicklung beurteilten.

Von paradiesischen Verhältnissen für die Immobilienwirtschaft in den letzten Jahren war die Rede, von einer Bonanza im Wirtschaftswachstum und einem Dopingprogramm der EZB für die Wirtschaft. Allen war schnell klar, dass die Drosselung des Anleihekaufprogramms somit ein Abbremsen, wenn nicht gar eine Umkehr dieser Entwicklungen einleitet.

So wurde denn auch zur Vorsicht aufgerufen. „Die Globalisierung erfährt gerade einen Rückschritt. Das betrifft das Exportland Deutschland in besonderem Maß“, stellte Prof. Michael Voigtländer vom DIW fest. Jeder solle seine Investitionen daher mit Bedacht tätigen, denn, so ergänzte er: „In einem Boom werden die Fehler gemacht.“

Wie sich die EZB aus dem Niedrigzins-Dilemma befreien könnte, erläuterte Prof. Gerhard Rösl. Er ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass aufgrund der teils immensen Staatsverschuldung in Südeuropa ein nur moderates Zinsniveau in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Wenngleich seine humorig wie faktenreich vorgetragene Lösung eines verdeckten Schuldenschnitts bislang illegal ist, wie er betonte, so erkannten viele Teilnehmer darin einen genialen Schachzug, um aus der Staatsschuldenkrise herauszukommen.

Trotz einiger schwarzer Töne waren sich die Diskutanten des Panels „Wohin mit dem ganzen Geld?“ einig, dass weder die Finanz- noch die Immobilienbranche Anlass zu ernsthafter Besorgnis haben müssen. Zwar wies Anni Hönicke von der Deka Bank darauf hin, dass in der Praxis ein „kreatives Underwriting“ festzustellen ist, bei dem viele Gründe gefunden werden, warum die B-Immobilie letztlich doch als A-Immobilie einzustufen ist. Und auch Prof. Michael Becken warnte davor, Immobilien nur mit Augenmaß einzukaufen, denn die Anfangsrenditen sind durch die gestiegenen Kaufpreise unter Druck geraten. Eine Zinserhöhung kann das Investment somit zu Fall bringen, ist aber nicht die Ursache für das Problem, die in der mangelhaften Produkt- und –Risikobewertung zu suchen sei.

Dirk Brandes von Natixis stellt derzeit in erhöhtem Maße Portfolioverkäufe fest, die s. E. für das Ende des Konjunkturzyklusses sprechen. Die Bankenbranche sieht er gut aufgestellt, denn Basel IV habe seine Schatten vorausgeworfen, so dass frühzeitig entsprechende Maßnahmen eingeleitet wurden. „Wir haben den Tiefpunkt der Renditen gesehen“, glaubt er. Jetzt treten mehr und mehr paneuropäische Finanzierungen und luxemburgische Vehikel in den Vordergrund.

Abschließend zu der Diskussion am Vormittag wies Prof. Becken auf das nach seiner Ansicht eigentliche Kernproblem hin: „Viele Akteure werden Probleme bekommen, da zu wenig Immobilienprojekte realisiert werden. Hier hat die Politik viele Versäumnisse zu verantworten.“ Alle Diskutanten waren sich einig, dass auch in einem Jahr noch die gleichen Themen eine Rolle spielen werden. Neue Player wie Versicherungen und Crowdinvestoren werden weiterhin im Finanzierungsmarkt mitmischen und gefragte Partner sein.

Dass der Markt künftig noch bunter wird, zeigten die Experten am Nachmittag. Eran Baram, COO des Startup Unternehmens Cloudscraper, erläuterte das Geschäftsmodell seiner neuen Real Estate Commercial Plattform.

Was es bei der Digitalisierung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle grundsätzlich zu beachten gilt, erklärte Serge Reit, Innovation Manager der Deutschen Bank. So hält er die Beschreibung der Geschäftsbeziehungen mit B2B (Business-to-Business) oder B2C (Business-to-Consumer) für überholt, da es heutzutage im Marketing um H2H (Human-to-Human) Beziehungen gehe. Der Kunde ist König und lässt sich nicht mehr in Schubladen stecken.

In drei verschiedenen Think Tank Sessions wurden die Erfolgsfaktoren der Digitalisierung, die Vorteile des Croudinvesting und die neuen Spielregeln für Projektentwickler intensiv diskutiert. Dass die expansive Geldpolitik der EZB nicht nur die bisher gültigen Spielregeln verändert, sondern auch spekulative Geschäfte anheizt, wurde am Beispiel der Kryptowährung deutlich. Digitales Geld wie z.B. Bitcoin hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Inzwischen gibt es rund 1.700 digitale Währungen. „Neu ist die Tokanisation von Immobilien“, erläuterte die Blockchain-Expertin Prof. Katarina Adams. Die Immobilie dient hier als Sicherung für den Token. Seit 2017 steigt auch das Fundraising via token sales rasant an. Ähnlich wie beim Crowdfunding werden die Geschäftsideen von Token finanziert. „Lassen Sie uns dieses neue Feld mitgestalten!“ ruft Prof. Adams die Teilnehmer auf. Denn die Anfragen, auch an die Immobilienbranche gerichtet, werden kommen.

So bot das Symposium Finanzierung eine gelungene Mischung aus bewährten und neuen Themen. Die Stimmung war gut und der Optimismus der Sprecher mit Blick auf die zukünftigen Entwicklungen ließ die Teilnehmer mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen. Schauen wir, wie es bei dem nächsten Symposium Finanzierung weiter geht!

Die Autorin
Yvonne Traxel
Head of Operations
Heuer Dialog GmbH