13.04.2018
Claudia Hard
Anika Mitzkait

Alternativen für Immobilienfinanzierungen

Bankfinanzierung Ade?

Alternative Finanzierungsinstrumente sind in aller Munde. Neben dem klassischen Bankdarlehen gehören Darlehen durch institutionelle Investoren wie beispielsweise Versicherungen und Pensionskassen inzwischen zum Standard.

Kreditfonds werden in immer stärkerem Maße als Kreditgeber aktiv. Doch nicht nur die Kreditgeber ändern sich, sondern auch die Finanzierungformen. Neben klassischen Darlehen erwägen Immobilieninvestoren verstärkt alternative Finanzierungen durch Anleihen oder Schuldscheindarlehen. Auch crowd-basierte Finanzierungen versuchen sich zu etablieren. Aber nicht jedes dieser Finanzierungsinstrumente passt zu jeder Investition. Das liegt zum einen an den wirtschaftlichen Rahmendaten, zum anderen spielen die rechtlichen und regulatorischen Einschränkungen für die jeweiligen Finanzierunginstrumente eine wichtige Rolle.

Institutionelle Kreditgeber konzentrieren sich auf den Markt der langfristigen Finanzierungen. Aufgrund ihrer regulatorischen Vorgaben und Refinanzierungsstruktur können Versicherungen und Pensionskassen für Bestandsimmobilien Darlehen mit Laufzeiten auch weit über 10 Jahren zu sehr günstigen Bedingungen anbieten. Gemäß FAP Mezzanine Report 2017 traten institutionelle Kreditgeber im letzten Jahr aber auch verstärkt als Nachrangkapitalgeber für Bestandsimmobilien in Erscheinung. Insgesamt haben die Institutionellen in der langanhaltenden Niedrigzinsphase ihren Anteil am Finanzierungsmarkt deutlich ausgebaut. Ob dies auch bei einem steigenden Zinsumfeld so bleibt, ist abzuwarten.

Seit 2016 profitieren Spezial-AIF von der Möglichkeit, auch ohne Banklizenz in Deutschland Kredite vergeben zu können. Die risikoarmen Seniorfinanzierungen sind für Kreditfonds jedoch regelmäßig nicht sonderlich attraktiv. Die Kreditfonds zielen deshalb vorrangig auf den Markt der Mezzanine-Finanzierungen, insbesondere für Entwicklungsprojekte. Dieser bietet ihnen attraktivere Zinsen, welche den Renditeerwartungen ihrer Investoren entsprechen. Für den Projektentwickler wiederum schaffen solche Mezzanine-Finanzierungen die Möglichkeit, seinen Eigenmittelanteil erheblich zu reduzieren. Mezzanine- und Seniorfinanzierer sowie Projektentwickler agieren hierbei regelmäßig Hand in Hand und bauen auf eingespielte Strukturen.

Aber auch Kreditgeber, welche sich nicht als AIF qualifizieren, versuchen Marktanteile bei den Mezzanine-Finanzierungen zu erobern. Bedeutsam sind dabei insbesondere die Family Offices. Um das Erfordernis einer Banklizenz zu vermeiden, wird das Darlehen regelmäßig im qualifizierten Nachrang gewährt. Ist ein Nachrang gegenüber allen Drittgläubigern aus Risikoaspekten nicht erwünscht, besteht die Möglichkeit, das Darlehen zunächst über eine Fronting Bank auszureichen und erst nach Auszahlung zu erwerben. Allerdings sind mehrstufige Inanspruchnahmen und nachträgliche Anpassungen des Darlehens in Fronting Bank-Strukturen stark eingeschränkt und bieten deshalb für die Bereitstellung von Mezzanine-Kapital für Projektentwicklungen nicht immer eine praktikable Lösung.

Für größere Bestandshalter hat sich der Markt der Anleihen und Schuldscheindarlehen zu einer attraktiven Finanzierungsalternative entwickelt. Diese bieten dem Investor häufig neben attraktiven Konditionen eine größere Flexibilität als klassische Bankdarlehen.

Die crowd-basierten Finanzierungsstrukturen befinden sich noch in der Aufbauphase. Mehrheitlich steht hinter den für deutsche Immobilien angebotenen Crowd-Investitionen eine Darlehensstruktur. Aufgrund der regulatorischen Vorgaben sind diese Darlehen meist als Nachrangdarlehen ausgestaltet. Eigenkapitalinvestitionen mit Gewinnbeteiligungen sind grundsätzlich denkbar, in der Praxis jedoch selten. Derzeit dienen Crowd-Finanzierungen überwiegend als Mezzanine-Kapital für Entwicklungen, aber auch Bestandsobjekte sind über Crowd-Konzepte finanziert.

Die Autoren
Claudia Hard
Partnerin
Greenberg Traurig Germany, LLP
Dr. Anika Mitzkait
Partnerin
Greenberg Traurig Germany, LLP