20.04.2018
André Stromeyer

3. Internationaler Gastronomieimmobilien-Kongress 2018

Die zunehmende Bedeutung von Gastronomie- und Kaffee-Konzepten für Einkaufscenter

Zu Beginn der Zeit der Shoppingcenter in Deutschland war die Ansiedlung von Gastronomie in vielen Centern von dem Motto geprägt „Wenn die Kunden schon da sind, müssen sie auch etwas essen“; in machen Fachmarktcentern scheint das auch heute noch zu gelten.

Wenn sich die Kunden etwas länger aufhalten wollten, gab es hierfür das klassische Eiscafé, vielleicht noch eine kleine Café-Bar. Insgesamt spielte der Anteil der Gastronomie am gesamten Branchenmix eine eher untergeordnete Rolle. Heutzutage sieht die Gastronomiewelt in den Centern komplett anders aus und die Entwicklung geht noch weiter. Liegt der Flächenanteil heute bei ca. 8 %, an machen Standorten sogar bei bis zu 20%, ist von einer weiteren Steigerung auszugehen. Dabei hat sich in den neueren Einkaufscentern eine Mischung aus Schnellgastronomie und Fast-Casual-Restaurants, ergänzt um verschiedene „Kaffee-Konzepte“ entwickelt.

Immer häufiger fällt der Begriff „neuer Anker“, wenn über den Stellenwert der Gastronomie im Branchenmix gesprochen wird.

Es geht heutzutage bei weitem nicht nur darum, die Kunden „satt zu bekommen“ sondern vielmehr darum, Anziehungs- und Kommunikationspunkte für die Kunden zu schaffen. Insbesondere vor dem Hintergrund des digitalen Zeitalters, in dem der reine Einkauf eine immer weiter abnehmende Rolle spielt und der Besuch eines Einkaufscenters mit anderen Freizeitaktivitäten konkurriert, ist es immer wichtiger, anziehungsstarke Gastronomiekonzepte anzusiedeln, die die Kunden in die Center locken. Nicht nur in den „klassischen Branchen“ sondern insbesondere auch in der Gastronomie müssen wir Center-Betreiber stets auf aufkommende Trends reagieren. So sollten die Center stets die angesagten Konzepte aufweisen können, um auch selbst interessant zu bleiben.

Wenn Shoppingcenter wirklich ein „Third Place“ sein wollen, müssen sie mit entsprechenden Konzepten für Aufenthaltsqualität sorgen. Insbesondere Kaffee-Konzepte spielen hierbei eine wichtige Rolle.

 

War früher der Markt schwerpunktmäßig von klassischen Bäckern und Eiscafés geprägt, hat sich dies seit Ende der 90er und insbesondere mit dem Markteintritt von Starbucks im Jahr 2002 geändert. Seitdem hat die Expansion der Coffee-Shops stark zugenommen.

Mittlerweile gibt es unzählige verschiedene Marktteilnehmer und ihr Anteil in den Centern ist rasant angestiegen. Aber auch die klassischen Eiscafés haben ihre Produktpalette weiterentwickelt und Anbieter wie Tchibo haben in ihre Shops kontinuierlich die Aufenthaltsqualität erhöht.

Es gibt es zudem auch viele gute regionale Konzepte, so wie z.B. das von Kunden sehr gelobte „Kaffee Rösthof" im Forum Hanau.

Letztlich muss es die Aufgabe sein, Konzepte mit Persönlichkeit, einer individuellen Einrichtung, gutem Service und ansprechenden Angeboten zu finden und in die Center zu holen, bzw. diese Konzepte mit den Betreibern zu entwickeln. Im Center bietet es sich an, Konzepte für unterschiedlichen Zielgruppen anzusiedeln; vom klassischen Kaffeehaus mit Konditorei bis hin zum trendigen Coffeeshop.

Ein Vorteil bei der Ansiedlung von Kaffeekonzepten ist, dass sie keine Vorrichtungen, wie Fettabscheider und Fettabluft benötigen und der optimale Standort im Center unabhängig von den vorhandenen Medien gewählt werden kann, wobei auch hier teilweise die Sortimente derart erweitert werden, dass diese Installationen dann vonnöten sind.

Bei der Konzeptionierung von Centern, auch in der Umstrukturierung, sollten auch deshalb die notwendigen Medien ausreichend geplant werden, um auch zukünftig flexibel bei der Neuansiedlung von Konzepten agieren zu können. Es muss grundsätzlich versucht werden die Investitionskosten und die laufenden Kosten für beide Seiten so niedrig wie möglich zu halten.

Bei unseren Projekten hat die Gastronomie generell einen hohen Stellenwert.

Bei den in Entwicklung befindlichen Centern in Burghausen und Villingen-Schwenningen werden wir großzügige Gastronomiebereiche mit individueller Architektur und hoher Aufenthaltsqualität schaffen.

In München wird es sowohl zur Seite des Wohngebiets, als auch zur Theresienwiese und zum Innenhof verschiedene individuelle Restaurants geben, die teilweise auch außerhalb der Centeröffnungszeiten Gäste empfangen und dafür sorgen werden, dass das Quartier auch in den Abendstunden lebendig bleibt. Im Center selbst wird es zusätzlich jede Menge weiterer Anbieter mit unterschiedlichen Angeboten geben.

Aber auch bei bestehenden Centern muss ständig analysiert und optimiert werden. Im Forum Hanau haben wir z.B. im letzten Jahr die Anzahl der Sitzplätze im Foodcourt mehr als verdoppelt und die Aufenthaltsqualität weiter erhöht. Wir haben dabei die Bestuhlungsflächen, die ursprünglich von jedem Mieter eigenständig betrieben wurden, sozusagen verallgemeinert und in die Bewirtschaftung übernommen.

Dies hat zu einer weiteren Frequenzsteigerung und deutlich höheren Umsätzen geführt. Bei der Umstrukturierung des Krohnstreg-Centers in Hamburg werden wir den momentan kaum vorhandenen Anteil der Gastronomie stark erhöhen. Auch bei der Planung von Fachmarktcentern sehen wir heutzutage einen höheren Anteil für Gastronomie vor.

Gastronomie kann allerdings nicht als Allheilmittel für schwache Einkaufscenter gesehen werden. Insbesondere in Mittelstädten darf die Anzahl der Betreiber nicht zu groß sein und muss auf den Standort angepasst sein. Wenn der mögliche "Umsatz-Kuchen" zu klein für die vorhandenen Anbieter ist, kann sich das negativ auf den gesamten Standort auswirken. Wie beim übrigen Branchenmix auch, müssen die Konzepte auf das Einzugsgebiet und den Standort in Qualität und Quantität genau abgestimmt sein.

 

Der Autor
André Stromeyer
Geschäftsführer
HBB Gewerbebau Projektgesellschaften mbH