05.03.2018
Angela Rüter

10. Deutscher Handelsimmobilien-Gipfel

Die Branche trifft sich zum Jubiläum in Düsseldorf

Zum 10. Mal trafen sich die Vertreter des Handels und der Immobilienwirtschaft beim Handelsimmobilien-Gipfel in Düsseldorf. Das eine oder andere ließ man Revue passieren.

Seit 2014 ist der Gipfel im Rheinland beheimatet, nachdem er zunächst 2009 in Wiesbaden aus der Taufe gehoben wurde. So mancher Teilnehmer und viele Unternehmen waren bereits 2009 zum Auftakt dabei. Dies dokumentiert die Kontinuität und die Stabilität der Branche, die trotz des harten Kampfs gegen den E-Commerce doch immer noch auch stationär ihre Berechtigung hat.

Vermietungsmarkt Deutschland

Zum Auftakt bespiegelte man die aktuelle Marktsituation. Das positive Konsumklima hat weiterhin zu einem kontinuierlichen Umsatzwachstum geführt. Für 2018 rechnet man allerdings sowohl bei den Umsätzen als auch bei den Einzelhandelsvermietungen mit leichten Rückgängen. Im Bereich Lebensmittel und Food gab es in den letzten 10 Jahren ein enormes Umsatz- und Flächenwachstum, nämlich von 17.900 qm im Jahre 2006 auf etwas mehr als 100.000 qm 2016. Die Attraktivität von Einzelhandelsdestinationen wird in Zeiten des E-Commerce vor allem durch Restaurants und Bars verstärkt. Darüber hinaus wandern die Lebensmittelumsätze immer noch nicht gravierend ins Online-Geschäft ab. Stationär bleibt hier vorne.

Is Eating the new Shopping?

Allerdings ist die Gastronomie kein Allheilmittel. Sie kann bestenfalls den Standort attraktivieren, den Mietermix erweitern, die Aufenthaltsqualität und die Freqeunz steigern und damit den Einzelhandel gut ergänzen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, in Großbritannien gibt es stellenweise schon wieder zu viel Gastronomie in Handelslagen. Man muss das richtige Maß finden.

Die Zukunft gehört der „Nahversorgungsimmobilie“

"Wir erleben eine nie dagewesene Umsatzverschiebung von Non-Food zu Food“, sagt Manuel Jahn vom Supermarkt-Investor Habona. Er stellte den ersten Habona Report vor. Darin lenkt er den Blick zunächst auf die Gewinner und Verlierer im deutschen Einzelhandel. So seien die Ladenumsätze für Lebensmittel und Drogeriewaren zwischen 2012 und 2017 um 12,8% gestiegen, während die für Bekleidung um 7,6% gesunken seien. Deutlich zugelegt habe auch der Außer-Haus-Konsum (11,1% Mehrumsatz zwischen 2012 und 2016). Die Unterhaltungselektronik habe in dieser Zeitspanne hingegen 28,1% Umsatz verloren.

Das Kaufhaus: Wieder in oder ganz aus der Mode?

Über die Zukunft und die Chancen des deutschen Warenhauses diskutierten drei Experten unter der Leitung von Angela Rüter, Geschäftsführerin, Heuer Dialog GmbH. Einig war man sich, dass die althergebrachten Muster nicht mehr funktionieren, viel mehr müssten regional individuelle Konzepte her. Eine Warenhausimmobilie als solches kann allerdings – auch durch Mischnutzung – erfolgreich entwickelt werden. Die Städte müssen die Herausforderung diesbezüglich annehmen. Ein solches Beispiel stellte Mike-Sebastian Janke von der Stadt Iserlohn vor. Hier hat man das Heft des Handelns selbst in die Hand genommen und entwickelt an zentraler Stelle die Immobilie neu. Prof. Dr. Gerrit Heinemann von der FH Niederrhein würdigte dieses Engagement ausdrücklich, machte aber auch klar, dass so etwas längst nicht überall funktioniert. Denn viele Kommunen seien finanziell gar nicht in der Lage dazu. Er plädierte dafür die Immobilien wieder neu zu nutzen, aber bitte nicht mit dem aus seiner Sicht veralteten Warenhauskonzept.

IKEA: Weltpremiere am Standort Kaarst

Die anschließende Besichtigung des IKEA More Sustainable Store war ein erfolgreicher Abschluss des ersten Tages. Johannes Ferber von IKEA führte die Teilnehmer durch das neu gebaute nachhaltigste Möbelhaus der Welt.

Baustelle Innenstadt: Die Zukunft ist Chefsache

Am 2. Kongresstag fand ein Fachgespräch führender (Ober)Bürgermeister deutscher Städte unter der Leitung von Johannes Grooterhorst statt. Thomas Geisel (Düsseldorf), Bernd Jansen (Hückelhoven), Adnreas Mucke (Wuppertal), Dr. Wolfgang Miodek (Mannheim) und Frank Schneider (Langenfeld) diskutierten über die integrierte Stadtentwicklung. Einigkeit bestand sofort in der Einschätzung, dass man Einkaufen als Erlebnis gestalten müsse. Dabei spiele die Aufenthaltsqualität die ganz entscheidende Rolle. Die Kommunen haben verstanden! Überall wird kräftig investiert, sei es freies W-LAN, Stadtfeste, Fußgängerzonen oder in kostenfreie Parkplätze. Wuppertal baut bald eine Seilbahn, erhält eine Teststrecke für autonomes Fahren und ist digitale Modellkommune in NRW.

Happy Birthday - 10 Jahre Handelsimmobilien-Gipfel

Bleibt noch zu erwähnen, dass das Jubiläum des Gipfels standesgemäß gefeiert wurde. Gäste waren neben den Teilnehmern aus der Fachwelt  drei Schauspieler, die sechs verschiedene Shopper-Typen verkörpert haben. Es gab eine Geburtstagstorte, die gemeinsam von den Veranstaltern und langjährigen Teilnehmern, Dietmar Burtzlaff von Penny (schon seit 2009 dabei) und Boris Böhm von Dr. Lademann & Partner (schon 8 x beim Handelsimmobilien-Gipfel) angeschnitten wurde.

 

Das Event zum Thema
Die Autorin
Angela Rüter
Projektleiterin
Heuer Dialog