08.03.2018
Katarina Adam

Navigieren im Zeitalter von Digitalisierung (Ein Überblick Teil I)

Immobilienwirtschaft 4.0

Die Beziehung zwischen Mensch und Technik befindet sich im Umbruch. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung wirft viele Fragen auf.

1. Vorwort

Die Beziehung zwischen Mensch und Technik befindet sich im Umbruch. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung wirft viele Fragen auf. Was bedeutet das für mich und was bedeutet das für mich und mein Unternehmen? Wie tiefgreifend werden die Auswirkungen auf den Wertepool der einzelnen Branchen/Branchen/Unternehmen sein? Gibt es kurzfristige Geschäftschancen oder Bedrohungen? Was geschieht mit dem Arbeitsmarkt? Werden neue Fähigkeiten benötigt? Oder ist es nur ein Hype - und wir können entspannt bleiben? Offensichtlich gibt es tonnenweise Reaktionen, die die große Unsicherheit offenbaren, die mit der Digitalisierung verbunden ist. Der folgende Bericht versucht, die aktuelle Diskussion zu klassifizieren und aufzuzeigen, wo wir uns im Moment befinden, und versucht auch, ein wenig nach vorne zu schauen, um zu sehen, was die Zukunft für uns bereithält. Der nachfolgende Artikel ist Teil I einer Trilogie und befasst sich zunächst mit einem allgemeinen Überblick über die digitale Welt. Ein erster Ausblick wird gewagt, um zu zeigen, wie diese digitale Welt die Immobilienwirtschaft beeinflussen wird. Im Sommer 2018 wird Teil II sich mit dem Status Quo der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft beschäftigen, um im Herbst 2018 die Vision, auch und insbesondere auf Blockchain Anwendungen im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft darzulegen: Der Blockchain Imperativ!

2. Entwicklung der digitalen Welt

Die digitale Wirtschaft entwickelt sich durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologien rasant weiter. Martin Ford, der Autor des Buches "Der Aufstieg der Roboter", beschreibt bereits in seinem Vorwort, was es eigentlich bedeutet, dass sich nach Moores Gesetz die Rechenleistung alle 18 Monate verdoppelt. (Ford, Martin: (2015), p xii, xiii) Die außerordentliche Beschleunigung der Rechenleistung treibt alle Teile unseres Lebens in die nächste Ära. Die digitale Wirtschaft expandiert in mehrfacher Hinsicht und auf mehreren Ebenen. Einige von ihnen sind schneller als andere.

Laut dem im Oktober 2017 veröffentlichten UN-Report gehören zu den "Schlüsseltechnologien der sich entwickelnden digitalen Wirtschaft fortgeschrittene Robotik, künstliche Intelligenz, Internet der Dinge (IoT), Cloud Computing, Big Data Analytics und 3D-Druck". Diese Technologien werden sich auf alle Bereiche unterschiedlich auswirken. (UN Information Economy Report 2017, p. xiii) Zunächst einmal gilt es, den Begriff "digitale Wirtschaft" zu definieren. Bei dem Versuch, eine allgemeingültige Definition zu verwenden, die für und gegen alle gleichermaßen gilt, ist zu beachten, dass es eine solche Definition nicht gibt. Don Tapscott prägte 1996 in seinem Bestseller den Begriff der digitalen Ökonomie. (Tapscott, Don: (1996), The Digital Economy: Promise and Peril in the Age of Networked Intelligence) Es gibt viele Definitionen, deren gemeinsamer Nenner der Einsatz digitaler Technologien ist. Bukht & Heeks geben einen sehr guten Überblick über die bestehenden Definitionen und beschreiben die digitale Wirtschaft als "jenen Teil der Wirtschaftsleistung, der ausschließlich oder primär aus digitalen Technologien mit einem Geschäftsmodell auf der Basis digitaler Güter oder Dienstleistungen stammt“. Sie erklären, dass diese Definition ihre Grenzen hat, aber sie ist auch "flexibel genug sei, um digitale Geschäftsmodell-Innovationen im Laufe der Zeit zu integrieren“. (Bukht, Rumana; Heeks, Richard: (2017), p. 4 ff) (s. Grafik im Slider)

Hilfe dieses Verständnisses/Ansatzes ist es nun möglich, das Spektrum der umfangreichen digitalen Aktivitäten wahrzunehmen. Sicherlich kann man sagen, dass ein wichtiger Meilenstein das Aufkommen des Personalcomputers in den 1980er Jahren ist. In den 1990er Jahren kam es zu einer Reifung der digitalen Werkzeuge und der computergestützten Fertigung, gefolgt vom Boom des Business Process Outsourcing und Shared Service Center in den 2000er Jahren, um die Prozesse und Kostenstrukturen in den Unternehmen zu optimieren. Dienstleistungen wurden in großem Umfang ausgelagert oder neu konzipiert. Technologische Verbesserungen treiben die Globalisierung voran. Der Einsatz der Technologien in teilweise völlig neuen Kompositionen führt u.a. zu der viel zitierten Disruption. Neue Geschäftsmodelle sind möglich, weil die Technik viel von dem erlaubt, was vor einiger Zeit noch ein Traum war. Unsere Welt wird immer stärker vernetzt sein, und wir werden eine explosionsartige Zunahme des Potenzials sehen, Daten zu verstehen, Ergebnisse vorherzusagen und Prozesse zu automatisieren. Die physische und die virtuelle Welt werden sich daher immer mehr annähern und verschmelzen, so dass Geschäftsmodelle, Industrien, Märkte, Organisationen und die Gesellschaft verändert werden. Davon kann sich auch die deutsche Immobilienwirtschaft nicht abkoppeln. Zunächst soll jedoch über den Begriff „Industrie 4.0“ die Analogie zur Immobilienwirtschaft 4.0 gewagt werden.

3. Industrie 4.0

Der Begriff „Industrie 4.0“ steht u.a. für „eine Vernetzung von autonomen, sich situativ selbststeuernden, sich selbst konfigurierenden, wissensbasierten, sensorgestützten und räumlich verteilten Produktionsressourcen (Produktionsmaschinen, Roboter, Förder- und Lagersysteme, Betriebsmittel) inklusive deren Planungs- und Steuerungssysteme“ (vgl. https://www.iese.fraunhofer.de/de/innovation_trends/industrie4_0.html) - als eine Definition von vielen. (vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/industrie-4-0.html)
Gemeinsam ist den Definitionen, dass, ausgehend von der ersten industriellen Revolution im 18. Jahrhundert, die den Übergang von der Agrarwirtschaft zur Industriegesellschaft markiert, über die zweite Revolution, die die Massenproduktion ermöglicht bis zur dritten Revolution in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, in der die Automatisierung durch speicherprogrammierbare Steuerung zum Einsatz kommt, dass nunmehr die Fusionierung der Welten stattfindet. Getrieben durch das Internet wachsen die reale und die virtuelle Welt immer weiter zu einem Internet der Dinge zusammen, das die Basis für so genannte Cyber Physical Systems (CPS) bildet. Durch CPS sind alle an der Produktion beteiligten Prozesse und Einheiten (Maschinen, Lagersysteme, Betriebsmittel, Arbeiter, Produkt etc.) virtuell miteinander verbunden und eine Kommunikation zwischen wird ihnen ermöglicht. Damit kann zeitnah ein Datenaustausch zwischen dynamisch integrierten Diensten, Apps und Algorithmen stattfinden.

Um diesen Ansatz besser verstehen zu können, sei der Rückgriff in die Theorie erlaubt. Prozess und Wertketten spielen für Unternehmen die maßgebliche Rolle. Porter hat 1986 erstmals diese Wertketten in einem Model zusammengefasst und somit ermöglicht, dass sich Unternehmen darüber im Klaren werden können, welches ihre Kernprozesse und welches so genannte Unterstützungsprozesse sind. In der Zeit von Porters Ansatz aber stehen die so herausgefundenen Prozesse für sich, ohne eine horizontale oder vertikale Integration zuzulassen. (vgl. z.B. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/145581/wertschoepfungskette-v7.html)
Mit Industrie 4.0 kann genau dieses bewerkstelligt werden. Davon ist auch die Immobilienwirtschaft mit all ihren Facetten nicht ausgeschlossen. Es wird sich auf die Nachfrage von Flächen ebenso auswirken wie auf die Prozesse zur Erstellung und Bewirtschaftung.

4. Das Narrativ „Digitalisierung“

Das Forschungsinstitut Gartner prognostiziert, dass strategische Technologietrends in den nächsten fünf Jahren ein erhebliches Störpotenzial haben werden. Unternehmen müssen ihr Geschäftsmodell evaluieren und die Auswirkungen der entstehenden Technologien hinterfragen -sonst geraten sie ins Hintertreffen. Gartner sieht die digitale Plattform als einen der wichtigsten Treiber. Gartner beispielsweise teilt Trends in drei Hauptgruppen ein: Intelligent - Digital - Mesh. (Vgl. Gartner’s report: Top 10 Strategic Technologies Trends for 2018) (s. Tabelle im Slider)

Ein weiterer Versuch, all diese Technologien zusammenzuführen, könnte so aussehen:

Die so genannte „Plattform Wirtschaft“ bildet die Grundlage, weil alle Technologien dem Nutzer über Plattformen zugänglich gemacht werden. Entsprechend der Komplexität der Technologien kann kein einziges Unternehmen alle Systemelemente beherrschen. Über eine offene API können Services und Produkte anderer Firmen eingebettet werden und ermöglichen die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Technologiesystemen und Plattformen. Organisationen wie Amazon, Google, Uber, Alibaba etc. verstehen schon heute die Macht der digitalen Technologien. Aber ihre stärksten Innovationen sind nicht Produkte oder Dienstleistungen. Vielmehr sind es die Plattformen, auf denen diese Produkte und Dienstleistungen aufgebaut sind, und die Geschäftsmodelle, die diese Plattformen ermöglichen. Aus diesem Grund bildet die Plattformwirtschaft auch die Basis für alle anderen Technologien. Auch in der Immobilienwirtschaft wird sich diese Platform-Economy ausbreiten und zu veränderten Prozessabläufen führen.

Welche anderen Technologien in Zukunft die Arbeitswelt beeinflussen werden, wird im Folgenden erläutert.

3.1 Bits und Bytes

Dieser Cluster verbindet die Nutzung von Diensten auf eine neue Art und Weise, die über die taktile und virtuelle Welt hinausgeht. Große Datenanalysen führen zu intelligenten Daten. Neuronale Netze und Graph-Datenbanken helfen, die Datenflut sinnvoll zu aggregieren und zu verarbeiten. Die Datenintegrität ist von größter Wichtigkeit und wird als eine der größten Herausforderungen angesehen. Es muss sichergestellt sein, dass die Originaldaten nicht verändert werden. „Blockchain Technology" könnte man als die Antwort sehen. Die Blockchain-Technologie ist ein sehr leistungsfähiges Werkzeug und seine Funktionen (Zeitstempelung, unveränderlich, irreversibel, transparent, verteilt und ohne Single Point of Failure usw.) stellen sicher, dass die Originaldaten unverändert bleiben. Künstliche Intelligenz (KI) bezieht sich auf die Fähigkeit von Maschinen, intelligentes menschliches Verhalten nachzuahmen, und das Interesse an dieser Technologie nimmt zu. Obwohl es eine Vielzahl offener Fragen gibt und die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, scheint dieser Bereich eine enorme Wirkung zu haben. Ein neuer Bericht des McKinsey Global Institute sagt voraus, dass bis 2030 weltweit rund 800 Millionen Arbeitsplätze durch Automatisierung verloren gehen könnten. (vgl. https://www.mckinsey.com/global-themes/future-of-organizations-and-work/what-thefuture-of-work-will-mean-for-jobs-skills-and-wages)
Im Moment liegt der Fokus der KI auf "narrow AI", d.h. sie konzentriert sich auf "hochgradig skalierbare maschinell lernende Lösungsansätze, die auf eine bestimmte Aufgabe abzielen (wie z.B. das Verstehen von Sprache, das Fahren eines Fahrzeugs usw.). Die gewählten Algorithmen sind optimiert.(vgl: Gartner’s report: Top 10 Strategic Technologies Trends for 2018)
Computer sind gut darin, Entscheidungen auf der Grundlage logischer Regeln zutreffen. Aber um sich als Mensch zu verhalten, bedarf es eines neuen Ansatzes. Beispielsweise können Neuronale Netze menschliches Verhalten replizieren und somit Maschinen ermöglichen, "zu lernen". Cloud Computing hilft nicht nur, Tonnen von Daten zu speichern, es ermöglicht auch, Daten in riesigen Mengen zu bündeln und zu analysieren. Es besteht keine Notwendigkeit, den Server zu besitzen - sie können gemietet werden. Die Kosten können deutlich gesenkt werden. Dies ist eine Chance auch für kleine und mittlere Unternehmen.

3.2 Haptisch (Tactile)

Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) bezeichnet die zunehmende Vernetzung von Geräten, Sensoren etc. über das IP-Netzwerk. Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages spricht von einer "technischen Vision, Objekte aller Art in ein universelles digitales Netzwerk zu integrieren". Alltagsgegenstände erhalten so eine einzigartige Identität, mit der sie im Internet dargestellt und abgerufen werden können. Auf diese Weise ist die Welt der Dinge mit der Welt der Daten verbunden. Das Internet der Dinge hat drei Charakteristika: Es ist allgegenwärtig (vgl. Ubiquitous Computing) und die darin enthaltenen Objekte sind weitgehend unsichtbar, aber jeder von ihnen agiert autonom. Auch hier gilt die Logistik als Vorreiter. Andere Begriffe wie "Machine-to-Machine-Kommunikation", "Smart Factory" und "Smart Grid" werden mit dem Internet der Dinge in Verbindung gebracht. IoT-Geräte senden Informationen, die in der Cloud gespeichert und verarbeitet werden, und sie rationalisieren Prozesse und Informationsflüsse. Fortschrittliche Robotik ist ausgereifter, agiler und intelligenter. Die Produktion kann nicht erst seitneustem automatisch abgewickelt werden. Aber mit dem Aufkommen von erschwinglicher Rechenleistung und dem Aufkommen von kostengünstiger Sensortechnologie haben die Erfassung und gemeinsame Nutzung von Betriebsdaten innerhalb und sogar über Fabriken hinweg die "Predictive Maintenance" ermöglicht. (vgl. UN Information Economy Report 2017, p. 4)
Eine weitere technische Innovation ist der 3D-Druck. Mit dieser Technik ist es wieder möglich, eine Losgröße von einem Stück zu produzieren (Vor der Industrialisierung gab es keine Massenproduktion). Mit dem 3D-Druck ist es möglich, Produkte zu produzieren, wann und wo sie gebraucht werden, und das mit hoher Geschwindigkeit. Konstruktions- und Fertigungsprozesse, die früher Tage oder Wochen dauerten, können mit Hilfe der 3D-Drucktechnologie innerhalb weniger Stunden abgeschlossen werden. Dies ist möglich, da einige Prozessschritte entfallen. Der 3D-Druck ermöglicht es, Werkstücke mit komplexen Geometrien sowie relativ einfache Objekte zu erzeugen bzw. zu drucken. Auch Korrekturen an den Prototypen oder kurzfristige Konstruktionsänderungen sind problemlos möglich. Die Verkürzung der Produktionszeit senktbereits spürbar die Entwicklungs- und Produktionskosten. Die Produkte in der Massenproduktion zeichnen sich durch ihre Gleichmäßigkeit aus, da sie alle mit der gleichen Form gegossen werden. Mit dem 3D-Druck ist es möglich, individuelle Objekte zu entwerfen. So können Unternehmen auf Kundenwünsche und -ideen in einem Maße reagieren, wie es ihnen in der Massenproduktion nichtmöglich ist. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil ist, dass bei der Herstellung von Werkstücken im 3D-Druckverfahren deutlich weniger "Abfall" anfällt als bei herkömmlichen Produktionsverfahren. In den meisten Fällen ist auch der Materialeinsatz deutlich geringer, da, abgesehen von den Verfahren, bei denen Stützmaterial verwendet wird, alle Materialien in das Objekt einfließen. Die dezentrale Produktion, die durch den 3D-Druck ermöglicht wird, reduziert zudem die Transportwege, die notwendig sind, um aus einer Idee ein Produkt zu machen.

3.3 Visuals

Obwohl noch in den Kinderschuhen steckend, ist die Gaming-Branche nicht die einzige, die damit rechnet, dass VR + AR eine breite Akzeptanz finden wird. Allgemeine Definition: Virtuelle Realität (Virtual Reality, VR) ist eine computergenerierte Realität mit Bild (3D) und in vielen Fällen auch Ton. Die Übertragung erfolgt über Großbildschirme, in speziellen Räumen oder über ein Kopfdisplay (Video- oder VR-Brille). Mixed Reality ist entweder eine Erweiterung der Realität (Augmented Reality), wobei für Repräsentation und Wahrnehmung AR-Brillen (oft auch Datenbrille genannt) benötigt werden. (vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/-2045879784/virtuelle-realitaet-v1.html)
Virtual Reality (VR) ist eine künstliche, computergenerierte Simulation oder Nachbildung einer realen Umgebung oder Situation und wird meist für Interaktionsformen verwendet. Hierbei taucht den Benutzer in die virtuelle ein und gibt ihm das Gefühl, die simulierte Realität hautnah zu erleben. Virtuelle Realität spielt eine Rolle in der Aus- und Weiterbildung (Einsatz von Flug- oder Betriebssimulatoren), in der Informationsverbreitung (Ausbildung in Bezug auf Massentierhaltung oder Bauprojekte) und in der Unterhaltung (Erforschung und Erprobung von Erlebnis- und Fantasiewelten, Fortbewegung mit Rennwagen und Achterbahnen). Weitere visuelle Anwendungen entstehen mit Augmented Reality (AR): Das Einfügen von Zusatzinformationen während einer Fußballübertragung dient oft als Beispiel. Hier werden für die TV-Zuschauer Abseitslinien und die Freistoßtor-Distanz digital eingeblendet. Im Zusammenhang mit dieser visuell erweiterten Darstellung wird in der Regel der Begriff der erweiterten Realität verwendet. Augmented Reality ist viel mehr als nur eine Bereicherung der Realität mit digitalen Informationen und kann andere menschliche Sinne ansprechen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Virtual Reality eine digitale Nachbildung einer realen Umgebung bietet, während Augmented Reality virtuelle Elemente als Überlagerung der realen Welt liefert. Nach diesem ersten groben Überblick lässt sich feststellen, dass die sich entwickelnde digitale Wirtschaft durch die Entstehung eines plattformbasierten Ökosystems beschrieben werden kann.

In diesem Ökosystem werden sich digitale Produkte und Dienstleistungen durch eine neue Anordnung von weit verbreiteten und fortlaufenden Messungen und Datenerhebungen durch das IoT entwickeln, die z.B. mit dem Internet verbundene Endgeräte umfassen. Es werden sogenannte Big Data erzeugt. Bei der fortschreitenden Digitalisierung wird es immer wichtiger, dass es sich um ein verlässliches Datenvolumen handelt. Wenn immer mehr Prozesse automatisiert werden und immer mehr Daten generiert werden, ist es wichtig, diese Daten nicht nur intelligent für neue Geschäftsmodelle zu nutzen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Anwender darauf vertrauen, dass Daten nicht manipuliert werden können. Neben der Plattformwirtschaft ist die Blockchain-Technologie diejenige, die ihr wahres Potenzial in der fortschreitenden Digitalisierung offenbaren wird. Mit der zunehmenden Digitalisierung sind sowohl Unternehmen als auch Privatanwender immer größeren Risiken ausgesetzt. Der OECD-Ausblick 2017 verweist in diesem Zusammenhang auf Folgendes: "Datenschutzrisiken erhöhen die Besorgnis der Verbraucher über Online-Betrug, Rechtsmittelmechanismen und die Qualität von Online-Produkten, die das Vertrauen einschränken und das Wachstum des elektronischen Geschäftsverkehrs zwischen Unternehmen und Verbrauchern verlangsamen könnten. (vgl. OECD Digital Economy Outlook 2017, p. 12)
Hier kommt die Blockchain-Technologie ins Spiel. Die Blockchain-Technologie ermöglicht Transaktionen ohne vertrauenswürdige Partner. Mit der inhärenten Eigenschaft von Blockchain Technology können Vertrauen und Zuverlässigkeit aufgebaut werden.

4. Immobilienwirtschaft 4.0

Die Impulse, die aus der Industrie und IT-Industrie gesetzt werden, sind die Treiber, die die Immobilienwirtschaft zu bewerten und anzunehmen hat. Ein großes Augenmerk liegt derzeit auf Building Information Modeling (BIM), das als digitales Bild eines Gebäudes interpretiert wird - von der Planung über das Facility Management bis hin zum operativen Tagesgeschäft des Asset Managements. Sicher ist BIM eine Facette auf dem Weg zur Digitalisierung der Immobilienwirtschaft. Zur Digitalisierung gehören jedoch auch die oben näher ausgeführten Themen sowie Schlagwörter wie Big Data, Sharing Economy, Platform Economy. All dieses treibt die Immobilienwirtschaft an - oder vor sich her. Besonders wichtig erscheint daher, dass Unternehmen sich ihrer eigenen Prozesse bewusst werden, um daraus die Prozessdigitalisierung ableiten und sich den Herausforderungen der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft entsprechend stellen zu können. Mit welcher Geschwindigkeit und Durchdringung die Branche in 2018 von der Digitalisierung erfasst wird, wird in einem weiteren Kurz-Report erläutert, der im Sommer zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wird.

5. Fazit: Digitale Neuvermessung der Welt

Die Digitalisierung verändert Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Es bedeutet die umfassende Durchdringung, Vernetzung und Veränderung nahezu aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche durch Informations- und Kommunikationstechnologien. Digitalisierung steht für die Fähigkeit, Informationen zu sammeln, zu analysieren und in Aktionen umzuwandeln: Kommunikation, Transaktion, Interaktion. Im Gegensatz zur Vergangenheit finden die Verarbeitungsschritte immer häufiger gleichzeitig statt- in Echtzeit. Das ermöglicht enorme Produktivitätsgewinne, erhöht aber auch die Veränderungsgeschwindigkeit - in allen Bereichen und auf allen Ebenen. Neue Daten, Vernetzung, der Einsatz künstlicher Intelligenz und die digitale Kundenschnittstelle verändern bestehende Wertschöpfungsketten. Die Wertschöpfung findet nicht mehr sequentiell und zeitverzögert statt, sondern in einer realen Welt, in der ständig kommunizierende und wenig reagierende Einheiten, die sich weitgehend selbst organisieren, ständig kommunizieren und reagieren. Jedoch: Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Gerne wird gesagt, dass die Digitalisierung auch für kleine und mittlere Unternehmen neue Geschäftsmodelle bereithält. Fakt ist aber auch, dass Unternehmen, die derzeit über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, Schlüsselpositionen besetzen werden. Diese Schlüsselpositionen werden schnell zu Monopolen, wenn es den Unternehmen gelingt, die kritische Masse an Nutzern zu generieren. Das Risiko der Digitalisierung kann - so sagen manche - zu einer verstärkten Polarisierung sowie zu einer Ausweitung der Einkommensunterschiede führen. Das ist die "The-Winner-Takes-It-All"-Mentalität. Die Digitalisierung schafft auch neue Unsicherheiten: Die Menschen sind besorgt über den Verlust der Souveränität über private Daten, die fehlende Transparenz über die Wahrhaftigkeit von Nachrichten und Informationen und die Korrektheit der Preise und erleben zunehmend polarisierte und extreme öffentliche Diskussionen in digitalen Kanälen. Die wahrscheinlich größte Gefahr besteht darin, dass die Digitalisierung mit dem Kollegen „Computer“ Arbeitsplätze rasant schnell überflüssig macht. Daher sind neue Skills notwendig, um sich in dieser neuen Welt zurecht zu finden. Der zweite Teil dieser Trilogie wird sich eingehender mit dem Status Quo der Immobilienwirtschaft 4.0 und hierzu die aktuellen Forschungsstände aufbereiten.

Autorin:
Prof. Dr. Ing Katarina Adam
HTW Berlin
Forschungsschwerpunkt Blockchain Technology

katarina.adam@htw-berlin.de

 

Literatur:

  • Bukht; Rumana / Heeks, Richard: (2017) Defining, Conceptualising and Measuring the DigitalEconomy, Centre for Development Informatics, ISBN: 978-1-905469-62-8
  • Gartner’s report: Top 10 Strategic Technologies Trends for 2018
  • Ford, Martin (2015): The rise oft he Robots, ISBN: 978-1-78074-848-1OECD Digital Economy Outlook 2017, ISBN: 978-92-6427628-4
  • Tapscott, Don: (1996), The Digital Economy: Promise and Peril in the Age of NetworkedIntelligence, ISBN: 978-0070633421
  • UN Information Economy Report 2017, ISBN: 978-92-1-362787-7
  • UNCTAD Paper 08 (2017), https://ipc.mit.edu/sites/default/files/documents/New%20Digital%20Economy%20and%20Development%20-%20UNCTAD.pdfhttps://www.mckinsey.com/global-themes/future-of-organizations-and-work/what-the-futureof-work-will-mean-for-jobs-skills-and-wages
  • http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/-2045879784/virtuelle-realitaet-v1.html
Die Autorin
Prof. Dr. Katarina Adam
Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin