08.12.2017
Angela Rüter

Wohn-Dialog Berlin am 7. Dezember 2017

„Berlin gestalten, Berlin erhalten“

… dafür plädierte Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen beim diesjährigen Wohn-Dialog Berlin. In ihrem Eingangsstatement. Es sei politisch unklug, sich nur auf den Neubau zu konzentrieren.

Und sie ergänzte in Richtung Immobilienwirtschaft: „Stadtentwicklung geht nur mit der privaten Immobilienwirtschaft“.

Carsten Sellschopf von instone Real Estate nahm den Ball dankend auf und forderte aber deutlich: „Ich erwarte von Berlin ein einheitliche politische Führung“. Es fehle an Visionen und einem Leitbild, wo was entstehen solle, so Sellschopf. Das Umland müsse man neu denken. Die Landes- und Fiskalgrenzen seien den Menschen egal.

Nadelöhr sind die Grundstücke und die Infrastruktur - Kaufpreise laufen den Mieten davon

Annemarie Deiters-Schwedt, Christian Ruhdorfer, Thomas Bestgen und Dirk Seidel diskutierten unter der Moderation von Gerda Gericke von der IZ sehr dezidiert die Entwicklungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Ist Berlin sexier als München wie Christian Ruhdorfer es sieht oder ist ein Investment eine Wette auf die Zukunft, wie Dirk Seidel es sieht. Frau Deiters-Schwedt bringt mit ihren Zahlen, Daten und Fakten Transparenz in die Runde. Die Bevölkerungsprognosen seien keinesfalls sicher, die Stadt sei abhängig von der Auslandszuwanderung. Die Kaufpreise liefen den Mieten davon und die Nettoanfangsrendite sei risikoanfällig.

Alle auf dem Podium waren sich einig, dass die Spekulation mit den Grundstücken der Hemmschuh ist und forderten auch den Senat auf, Grundstücke für die Baulandbevoratung zu kaufen.

Pepitahöfe als Vorzeigeprojekt: über 1.000 Wohnungen in zwei Jahren

Der Bezirk Spandau will es wissen. Stadtbaurat Bewig betonte, dass der Bezirk ganz stark auf den Neubau setzt. Die Pepitahöfe wurden in Rekordzeit an den Markt gebracht. Und wir reden hier von über 1.000 Wohnungen in einer Bauzeit von zwei Jahren. Die Kilian Gruppe zeigte sich dementsprechend zufrieden mit der Zusammenarbeit und hat das nächste Projekt (480 Wohnungen) schon im Visier. Die Wohnungsbaugesellschaft WBM war sehr willkommen, so Geschäftsführerin Christina Geibl. So funktioniert es gut, wenn öffentlich und privat auf Augenhöhe agieren.

Erhebliche Nachfrage nach gefördertem Wohnungsbau

Eine Debatte ist zurück in Deutschland: die „Neue Wohngemeinnützigkeit“. Die Frage, wie der in Deutschland steigende Bedarf an günstigem, zielgruppengerechtem Wohnraum zeitnah und nachhaltig befriedigt werden kann, wird wohnungspolitisch zunehmend diskutiert – insbesondere auch vor dem Hintergrund der Wohnungsmarktsituation in wachsenden Ballungsräumen.

Prof. Guido Spars von der Universität Wuppertal, der kürzlich ein Gutachten dazu verfasst hat, plädierte dafür, dass es eine regionale Wohnungsmarktentwicklung geben müsse, die auf die Sicherung und Ausweitung einer sozialen Wohnraumversorgung für breite Bevölkerungsschichten, sei es auf dem Lande als auch in Ballungsräumen, ausgerichtet ist.

Es bleibt noch ganz viel zu tun auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Und das geht nur Hand in Hand, Politik und private Immobilienwirtschaft brauchen und suchen den Schulterschluss! Der Wohn-Dialog Berlin 2017 hat sicher einen guten Beitrag dazu geleistet.

Die Autorin
Angela Rüter
Projektleiterin
Heuer Dialog