08.12.2017
Christoph Gröner

Immobilien-Dialog Köln

Das Potenzial des digitalen Bauens: von der Immobilienwirtschaft zur Immobilienindustrie

Es ist Aufgabe der Immobilienwirtschaft, die sozialen Differenzen, die unsere Gesellschaft heute zunehmend bestimmen, nicht noch größer werden zu lassen.

Als einer der führenden Projektentwickler im deutschen Mietwohnungsbau haben wir von der CG Gruppe uns das Ziel gesetzt, erschwinglichen Wohnraum für jedes Einkommen durch digitales Bauen (BIM und serielle Bauteilfertigung) unter Einbindung technologischer und ökologischer Innovationen zu schaffen. Wir sind der erste Projektentwickler in Deutschland, der auf eine Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette setzt – von der Planung über die Realisierung bis hin zum Facilitymanagement.

Fehler verhindern, Zeit und Kosten einsparen

BIM (Building Information Modeling) verlegt die komplette Planung von Architekten, Ingenieuren und Technikern in den digitalen Raum eines 3D-Modells, in welchem alle Gebäudeparameter und Bauteilinformationen zusammenfließen. So werden Kongruenzprobleme nicht erst auf der Baustelle festgestellt, sondern das Gebäude wird bereits in der Planungsphase so detailliert entschlüsselt, dass Fehler gar nicht erst entstehen oder sehr frühzeitig erkannt und ausgeräumt werden können.

Während sich bei traditioneller Bauweise rund zehn Prozent der Kosten auf Planungsfehler zurückführen lassen, verlängert BIM zwar die Planungsphase, unterm Strich werden die Planungskosten aber trotzdem geringer und die Bauzeit reduziert sich von durchschnittlich 20 auf sechs bis acht Monate – bei gleichzeitig hoher Qualität und Individualität des Produkts. Über das Bauen hinaus zahlt sich BIM vor allem auch in der Nutzungsphase einer Immobilie aus, da sich die Lebenszykluskosten wie Energie, Wartung, Instandhaltung etc. stark senken lassen.  

BIM und serielle Bauteilfertigung sinnvoll kombinieren

BIM ermöglicht der Immobilienwirtschaft zudem, mittels Prefabrication von Bauteilen günstigeren Wohnraum zu produzieren: Auf Grundlage der genauen digitalen Daten kann nahezu alles passend vorgefertigt und just in time geliefert werden – Fliesen, Parkett, sogar Wände mit bereits eingebautem Fenster. Die Kombination von BIM mit serieller Bauteilfertigung bildet die Grundlage dafür, dass sich die Immobilienwirtschaft zu einer Immobilienindustrie weiterentwickeln kann, vergleichbar etwa mit der Automobilindustrie. Diese hat es schon vor langer Zeit geschafft, in der Massenproduktion individuelle Ansprüche zu befriedigen. Nicht nur, indem sie Marken und Modelle für jeden Geldbeutel produziert, sondern auch, in dem sie die Modelle selbst variiert: ob als 3-Türer, 5-Türer oder Kombi, mit oder ohne Klimaanlage usw. Es ist die Digitalisierung, die solche Ausdifferenzierungen in der industriellen Produktion kostengünstig realisierbar macht. Folgerichtig sind wir als CG Gruppe sehr an industriellen Fertigungstechniken interessiert und begleiten den Aufbau eines der modernsten Fertigteilwerke Europas zur Herstellung massiver Betonteile für den Geschosswohnungsbau.

Ein Pilotprojekt der Quartiersentwicklung COLOGNEO in Köln-Mülheim

Seit April 2017 werden von der CG Gruppe sieben Pilotprojekte mit der maßgeschneiderten BIM-Lösung verwirklicht, die sechs Dimensionen umfasst: die 3-dimensionale Gebäudeplanung (Dimension 1 bis 3), die Zeit- und die Kostenplanung (Dimension 4 und 5) sowie die Dimension des Facilitymanagements (Dimension 6). Ab 2018 sollen dann alle Projekte der CG Gruppe BIM-basiert entstehen.

Eines unserer Pilotprojekte wird in Köln-Mülheim im Rahmen der Quartiersentwicklung COLOGNEO auf dem einstigen Industriegelände von Klöckner-Humboldt-Deutz zwischen Mülheimer Hafen und der Messe Köln realisiert. Das geplante Bürogebäude befindet sich derzeit am Ende der Genehmigungsphase im BIM-Modell, der Ausschreibungsprozess auf Basis unserer BIM-Planungssoftware iTWO ist für das erste Quartal 2018 anvisiert. Der künftige Sitz unserer Niederlassung Köln wird, wie es auch in den anderen CG-Niederlassungen üblich ist, eine besondere Art von Besprechungsräumen erhalten: unsere hochmodernen BIM 6D Labs. Diese sind ganz auf die Möglichkeit ortsunabhängiger Videokonferenzen ausgerichtet, um allen internen und externen Projektbeteiligten die perfekte Vernetzung und Synchronisation der Daten zu gewährleisten.  

 

 

Der Autor
Christoph Gröner
Vorstandsvorsitzender
CG Gruppe AG