Der Autor
Thomas WinzerVorstand, INOSOFT AG
In allen Branchen und Industriezweigen, bei denen CAD-Pläne und Zeichnungen ein Bestandteil der Arbeitsabläufe sind, bietet sich der Einsatz von Augmented- oder Mixed Reality Technologien an: Effektivität und Effizienz können durch den Einsatz dieser neuen Technologien gesteigert werden, vielfach ergeben sich sehr interessante Möglichkeiten für zukünftige Geschäftsmodelle. Das gilt im besonderen Maße für die Immobilienbranche. Wie digitale Arbeitsergebnisse in die reale Welt übertragen werden können und welche Optimierungspotentiale sich daraus ergeben, zeigen wir anhand unserer AR Anwendung BuildingNavigator.
Die Anwendung haben wir auf Grundlage der Daten und Pläne des Architekten entwickelt. Aus den CAD Plänen wurde zunächst ein 3D-Hologramm angefertigt. Ein 3D-Hologramm setzt Objekte und animierte Sequenzen dreidimensional in Szene und ermöglicht es, scheinbar reale Objekte oder Animationen frei im Raum schweben zu lassen - die dann mit Hilfe einer Datenbrille wie der Microsoft Hololens betrachtet werden können.
Setzt man die Datenbrille auf, ist die reale Umgebung weiterhin zu sehen. Zusätzlich werden Informationen oder - wie in diesem Anwendungsfall - das 3D-Hologramm des Gebäudes in das Sichtfeld des Betrachters eingeblendet bzw. augmentiert (daher die Bezeichnung Augmented Reality) und ist von allen Seiten sichtbar. Der Betrachter kann also um das Hologramm herum laufen, so dass ein absolut wirklichkeitsgetreues Abbild entsteht.
Den Blick durch die Datenbrille haben wir in der nachfolgenden Videosequenz aufgezeichnet. Zu sehen ist das - zunächst - verkleinerte Modell des Gebäudes, das virtuell im Raum schwebt.
Das Erscheinungsbild des Gebäudes entspricht dem Entwurf des Architekten und wurde ohne Anpassung in das 3D-Hologramm übernommen. Der Detailierungsgrad der einzelnen Objekte (wie z.B. die Einrichtungsgegenstände in dem Büro) wurde so gewählt, dass sich das Hologramm in beliebigen Maßstäben darstellen lässt.
Über das akustische Kommando Zoom an die Datenbrille kann der Betrachter das Hologramm des Gebäudes auf den realen Maßstab 1:1 vergrößern lassen.
Das Modell wird dabei in voller Größe vor dem Auge des Benutzers "aufgebaut". Es entstehen beeindruckende Ansichten des geplanten Gebäudes, da beispielsweise die Höhe der einzelnen Etagen oder des gesamten Gebäudes empfunden bzw. erlebt werden kann.
Mittels Augmented Reality ist es somit möglich, Räume zu betreten, die noch nicht fertig gestellt sind: Man erhält einen konkreten Eindruck davon, wie das geplante Gebäude tatsächlich aussehen wird. Machbar ist natürlich auch, das 3D Modell des Gebäudes in Originalgröße und lagegerecht auf dem Bauplatz zu positionieren, um so einen Blick in die Zukunft zu werfen. Mit Hilfe der Augmented Reality wird die Komplexität des Projektes reduziert und die abstrakte Gebäudeidee wird zum plastischen Produkterlebnis.
Während die bisherigen Beispiele in der Planungsphase von Bedeutung sind, geht es bei den nachfolgenden Anwendungsfällen um die Unterstützung bei der Wartung und Betreuung der Gebäudeobjekte im Rahmen des Facility- und Instandhaltungsmanagements.
Bei der Durchführung technischer Objektbesichtigungen geht es immer auch um die Frage, wo sich Unterputzinstallationen der Elektro- und Wasserversorgung innerhalb der einzelnen Räume befinden. Mit Hilfe eines digitalisierten Verlegeplans - gegebenenfalls ergänzt um Fotografien der Leitungsverlegung - können diese Informationen im Rahmen einer Inspektion im realen Gebäude mittels Datenbrille sichtbar gemacht werden.
Zur Veranschaulichung haben wir diesen Ansatz in das virtuelle 3D Modell integriert: Die Elektroinstallationen werden dabei rot, die Wasserleitungen werden blau dargestellt.
Ist das Projekt umgesetzt, können die augmentierten Informationen auf die gleiche Art und Weise in die realen Räume projiziert werden.
Ähnliches gilt für den Brandschutz. Fragestellungen zur plankonformen Umsetzung von brandschutztechnischen Installationen und Abschottungseinrichtungen können beantwortet bzw. die Pläne können mit der Realität abgeglichen werden.
Da die Datenbrille mit einer Reihe von Umgebungssensoren ausgestattet ist, die kein GPS oder WLAN benötigen, kann das System auch bei der Lokalisierung von Objekten in großen Gebäuden eingesetzt werden.
Auf der Grundlage der digitalisierten Gebäudepläne ermittelt das System den Weg vom Standort des Betrachters bis zum jeweiligen Objekt. In den Raum projizierte Richtungspfeile zeigen den Weg an und lenken den Benutzer an den gewünschten Ort.
Alle Funktionen sind selbstverständlich auch in der verkleinerten Darstellung des Hologramms sichtbar.
Den Link zum kompletten Video finden Sie unter: https://vimeo.com/246049216