Die Autorin
Angela RüterProjektleitung, Heuer Dialog
Er befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Strukturwandels. Nennenswertes Umsatzwachstum? Das gab es nicht in den vergangenen 20 Jahren. Selbst wenn die Konsumstimmung derzeit sehr positiv ist, profitiert vor allem der Online-Handel.
Zu groß ist die Konkurrenz aus dem Internet, zu stark verändern sich Kauf- und Mobilitätsverhalten moderner Kunden und zu deutlich verlagern sich die Einzelhandelsstandorte in und um die Städte und Gemeinden. Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass bewährte Erfolgsformeln nicht mehr funktionieren. Wie also noch Wachstum generieren? Und wie kann die Attraktivität der Innenstädte erhalten bleiben? Der Transformationsdruck auf den Einzelhandel, die Immobilienwirtschaft, aber auch auf die Kommunen wächst, mehr innovative Konzepte und Antworten auf die Veränderungen zu liefern.
Am Buchhandel kann man aber auch sehen, wie eine Branche sich aus dem „Würgegriff“ von Amazon & Co. befreien kann. Schauen wir hierzu nach München zu Hugendubel. Einst nahm der Buchladen das ganze Gebäude ein – in Zeiten des Onlinehandels muss sich der Einzelhandel jedoch um neue Konzepte bemühen, um weiterhin Wachstum zu generieren. Vor eineinhalb Jahren entschied sich der Eigentümer daher, die 1.200 Quadratmeter große Immobilie umzubauen. Im Rahmen einer gemischten Nutzung ist das verkleinerte Buchgeschäft mittlerweile in der Gesellschaft eines Flagship-Stores der Telekom und eines Hotels.
Aktuell ist der Anteil am Online-Handel im Lebensmittelbereich noch sehr gering, doch auch hier gehen die Experten von einer Steigerung in den nächsten Jahren aus. Lassen Sie uns auch hier einmal nach München blicken, genauer gesagt zur Hopfenpost. Hier startet der Online-Händler mit dem Angriff auf den traditionellen Einzelhandel, und zwar auf über 2.000 Quadratmeter.
In der Hopfenpost in der Arnulfstraße 30 hat Amazon eine Station für seinen Schnelllieferdienst Prime Now eingerichtet. Damit ist München nach Berlin die zweite Stadt, in der Amazon-Kunden Bestellungen innerhalb einer Stunde geliefert bekommen. Amazon hat dort ein 2.700 Quadratmeter großes Lager eingerichtet, das auch gekühlte Lebensmittel aufnehmen kann.
Amazon & Co. beherrschen ihr Geschäft mittlerweile so gut, dass viele Kunden fast nur noch vom Sofa aus bestellen. Wird der Online-Handel gegenüber dem stationären Handel sogar bevorzugt? In Bayern gibt es das Landesentwicklungsprogramm (LEP), das eine gleichförmige Entwicklung in der Stadt und auf dem Land gewährleisten soll. Es kann sicher nicht das „Allheilmittel“ sein, es sollte aber den stationären Handel auf „Augenhöhe“ mit dem Online-Handel bringen, der derzeit viel mehr Freiheiten hat.
Doch alles in allem bleibt es dabei: Schnelligkeit im Handel ist der zentrale Wettbewerbsfaktor!