27.10.2017
Christoph von Schwanenflug

Fachmarktzentren: "Wir haben auch schon Faktor 22 gesehen"

9. Deutscher Fachmarktimmobilien-Kongress

Obwohl die Mieten stagnieren, steigen die Preise für Fachmarktzentren weiter. Der Kaufpreisfaktor 20 werde zum Teil deutlich überschritten, heißt es beim Deutschen Fachmarkt-Immobilienkongress.

Als vorbildliche Bauwerke wurden das Rondo in Hanau, der Rewe-Markt Hohwisch in Bremen und das HO in Berlin mit Fachmarkt Stars ausgezeichnet.

Obwohl die Mieten stagnieren, steigen die Preise für Fachmarktzentren weiter. Der Kaufpreisfaktor 20 werde zum Teil deutlich überschritten, heißt es beim Deutschen Fachmarkt-Immobilienkongress. Als vorbildliche Bauwerke wurden das Rondo in Hanau, der Rewe-Markt Hohwisch in Bremen und das HO in Berlin mit Fachmarkt Stars ausgezeichnet.

Die Preisspirale für Fachmarktzentren dreht sich. „Wir haben schon den Faktor 21 geboten und wurden überboten", sagte Jens Nagelsmeier von Warburg-HIH Invest Real Estate beim 9. Deutschen Fachmarkt-Immobilienkongress am gestrigen Montag in Düsseldorf. „Wir haben auch schon 22fach gesehen. Wir haben es schon öfter gesehen." Bis vor etwa einem Jahr galt der Faktor 20 für Fachmarktzentren in sehr guten Lagen noch als außergewöhnlich. Nagelsmeier vermutet, dass sich die Preise zumindest 2018 und 2019 noch auf diesem hohen Niveau halten werden.

Patrizia: „20 plus X grundsätzlich zu teuer"

Jan Baumgart von Patrizia erklärte: „20 plus X halten wir für ein Fachmarktzentrum grundsätzlich für zu teuer." Er erwarte eine Seitwärtsbewegung bei den Preisen. Von einer Blase sei der Investmentmarkt für Fachmarktzentren trotz der hohen Preise „weit entfernt". „Wir werden in den nächsten Jahren keine distressed seller (Notverkäufer, d. Red.) sehen", sagte Baumgart. Sowohl Nagelsmeier als auch Jörn Burghardt (Hahn) berichteten von „stagnierende Mieten" bei Fachmärkten.

Die beim Kongress anwesenden Händler (u.a. Rossmann, Ernstings´s Family, Black.de) unterstrichen ihre Expansionsbereitschaft. „Wir versuchen nach wie vor, mit 110 Filialen pro Jahr zu wachsen", sagte Christopher Schardt von der Drogeriemarktkette Rossmann. Das Unternehmen zahle Mieten zwischen 8 Euro/qm in „schwierigen Lagen", 8 bis 12 Euro/qm in Fachmarktzentren und 70 bis 80 Euro/qm in der „Highstreet". Der Textil-Discounter Ernsting´s Family will Björn Geisler (Ernsting´s real estate) zufolge „jedes Jahr mit 30 bis 40 neuen Läden wachsen". Mittlerweile würden in 1a-Lagen „Mietniveaus erreicht, die auch wir uns leisten können".

„Reno ist durch hohe See gegangen"

Mit Hamm-Reno (Schuhe) und NKD (Textil-Discount) waren zwei Filialisten vertreten, die zuletzt schwierige Zeiten durchgemacht haben. Christian Welles (NKD) berichtete von einer „überhitzten Expansion" in den Jahren 2012 bis 2014. „2014 gab es bei uns harte Einschnitte." Die Expansion soll jetzt wieder Fahrt aufnehmen. „Wir haben unsere weißen Flecken in der Großstadt", erklärte Welles dem Immobilienpublikum.

„Reno ist durch hohe See gegangen", berichtete Wolfram Hail, CEO des Schuhunternehmens HR Group. „Wir kommen bei Reno von über 600 Filialen, sind jetzt bei unter 400 und werden noch weiter abschmelzen." Die Eröffnung neuer Läden scheint bei HR im Moment keine Priorität zu haben, eher die Optimierung logistischer Prozesse. Die HR Group konzentriere im Moment ihre Logistik an einem Standort in Deutschland, sagte Hail.

Beim 9. Deutschen Fachmarkt-Immobilienkongress in Düsseldorf wurden am Abend des ersten Kongresstages zudem zum zweiten Mal die Fachmarkt Stars für vorbildliche Bauwerke vergeben. In der Kategorie Neubau ging der Preis an das Rondo in Hanau-Steinheim (Entwickler: Schoofs Immobilien, Entwurf: Rathke Architekten, Wuppertal). Als bestes Refurbishment wurde der in einem ehemaligen Straßenbahndepot untergebrachte Rewe-Markt Hohwisch in Bremen ausgezeichnet (Rewe-Kaufmann Hakan Özgüc). Ein Sonderpreis ging an Dirk Bücker von ADBC real estate developments für das HO in Berlin.

Der Autor
Christoph von Schwanenflug
Redakteur
Immobilien Zeitung