Die Autorin
Jovita Galster-DöringVorstand, Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V.
Es hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen und anerkannte Studien belegen nachweislich den Erfolg von gemischten Führungsteams. Doch Frauen im Management sind immer noch die Ausnahme und viele Unternehmen begründen mit floskelhaften Ausreden, warum es bei ihnen so besonders schwierig sei, Frauen in Führung zu bringen.
Es ist beim Gros der Unternehmen kein Ziel, den Frauenanteil in der Chefetage zu erhöhen. In 2000 wurde deshalb mit viel Weitblick der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. von Ingeborg Warschke gegründet. Wir machen mit unserem Netzwerk die Frauen in der Immobilienwirtschaft bundesweit sichtbar und zeigen u.a. durch unsere Studien immer wieder Schwachstellen auf. Frauen brauchen, um in Führung zu gehen, ein großes Netzwerk und gute Verbindungen sind wie das Salz in der Suppe, es geht nicht ohne. Mit über 850 Mitgliedern und bundesweit elf Regionalgruppen sind die ‚Immofrauen‘, wie sie in der Branche auch genannt werden, ein starkes Netzwerk.
Die Zahl der weiblichen Vorstände in der Immobilienbranche ist sehr überschaubar, insbesondere in den Immobilien-Aktiengesellschaften, die im Dax, MDax und SDax gelistet sind. Daran wird sich, so kann man zuweilen in den Geschäftsberichten von deutschen Immobilien-AGs lesen - geplante Quote von Frauen im Vorstand gleich Null - auch in absehbarer Zukunft nichts ändern
93 Prozent der Vorstände deutscher Börsenunternehmen sind Männer. Gesellschaft und Märkte wandeln sich, aber fast alle Unternehmen setzen seit Jahrzehnten unverändert auf immer gleiche Führungsriegen aus Männern! Nach enger Schablone werden hier die Vorstandsmitglieder rekrutiert und sind im Hinblick auf Alter, Herkunft und Ausbildung sehr homogen. Der deutsche CEO umgibt sich am liebsten mit Spiegelbildern seiner selbst. Die Folge, seit Jahrzehnten reproduzieren sich immer gleiche Führungsmannschaften, denen durch den Gleichklang viel innovatives, aber auch selbst-korrigierendes Potential entgeht. Genau das, was gemischte Teams leisten und was im Zeitalter der Digitalisierung so dringend gebraucht wird! Die Unternehmen orientieren sich an dem, was in der Vergangenheit funktioniert hat und verteidigen den Status Quo gern mit Plattitüden.
Die Politik hat sich zwar in 2016 auf eine Frauenquote geeinigt, die aber nur für die Aufsichtsräte der 100 größten Dax-Unternehmen gilt! Eine Pflicht für Unternehmen, ihre Vorstände ausgeglichen zu besetzen, gibt es nicht! Ein Teufelskreis, denn die Kandidatinnen und Kandidaten für Führungsjobs werden häufiger als Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben auf informellem Wege auserkoren. Im Vorteil ist, wer Zugang zu den sogenannten Old Boys’ Networks hat – wer also mit den zumeist älteren und männlichen Entscheidern befreundet und bekannt ist.
Deshalb sage ich Ja zur Frauenquote, erst dann wird sich was in den Vorstandsetagen ändern. Das zeigen die Erfahrungen mit der gesetzlichen Frauenquote für Aufsichtsräte. Laut der Bundes-vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) haben alle quotenpflichtigen Unternehmen, die 2016 den Aufsichtsrat gewählt haben, die Quote erfüllt.
„Ein gutes Team ist möglichst vielfältig aufgestellt, um Selbstkritik, Innovationsfähigkeit und Profitabilität zu gewährleisten. Börsennotierte Unternehmen wie die Aareal Bank, Patrizia Immobilien AG und Munich Re waren beweglich genug, Frauen für den Vorstand zu rekrutieren. Sie signalisieren den nachwachsenden weiblichen Talenten bei uns seid ihr willkommen, hier könnt ihr bis in die oberste Führungsebene mitgestalten!
Doch solange die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen kein Ziel in der Strategie der Unternehmen ist und sich die Unternehmenskultur in Richtung Vielfalt ändert, wird leider nicht viel passieren! Die Ergebnisse unserer zweiten Studie in 2016 zur Situation der Frauen in der Immobilienwirtschaft bestätigten das: Die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen in ihrem Unternehmen ist für 2/3 der Befragten kein Teil der Zielvereinbarung, gut 20 % konnten hierzu nichts sagen und nur circa 8% haben die Frage mit Ja beantwortet. Diese Zahlen sprechen für eine mangelnde Transparenz und zeigen die Kluft zwischen Sonntagsreden und der Realität in den Unternehmen.
Mit Blick auf die weiblichen Nachwuchstalente sollten die Unternehmen dieses Ziel zwingend in ihrer Unternehmensstrategie verankern und umsetzen. Dieses Ergebnis deckt sich auch mit dem Ergebnis der Studie, die der ZIA Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. Anfang 2016 bei Immobilienunternehmen durchgeführt hat.
Der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V. - gegründet im Jahr 2000 - ist ein Zusammenschluss weiblicher Immobilien-Professionals aus allen Bereichen der Branche, der seinen Mitgliedern eine Plattform zum Fach- und Erfahrungsaustausch und zur Erweiterung des persönlichen Netzwerks bietet. Er unterstützt Frauen in Beruf und Karriere und fördert gezielt den weiblichen Nachwuchs der Branche. An elf Standorten in Deutschland mit insgesamt über 850 Mitgliedern werden zahlreiche Fach- und Netzwerkveranstaltungen angeboten. Der jährliche Bundeskongress VISIONALE und die Veranstaltungen auf den Messen EXPO REAL und MIPIM finden branchenweit Resonanz.
Weitere Informationen unter www.immofrauen.de