19.09.2017
Yvonne Traxel

Immobilien-Dialog Hamburg

Hamburg wächst, Büroneubau braucht etwas Besonderes!

Beim Immobilien-Dialog Hamburg waren sich die Sprecher einig: Auch in Zukunft werden Büroflächen benötigt, allerdings werden diese anders aussehen als heute.

Denn die klassische Verbindung von Schreibtisch und Arbeitsplatz wird mehr und mehr verschwinden. Sicher ist, dass es noch Tische und Flächen geben wird, aber räumlich anders aufgeteilt, um dem Mitarbeiter die gewünschte Arbeitsumgebung zu bieten, die er – je nach Tätigkeit – braucht.

Weitestgehend einig waren sich die Sprecher auch darin, dass dank technologischer Fortschritte Routineaufgaben zugunsten kreativer Arbeiten zurückgehen werden: Der Mensch mit seinen kreativen Fähigkeiten rückt in den Mittelpunkt. Dem  muss auch die Büroimmobilie Rechnung tragen.

Die Frage wird künftig sein: Was kann die Immobilie leisten, passt sie zu mir als Unternehmen und passt der Standort zu meiner Haltung? Im Fall von google werden aus Räumen ganze Phantasiewelten geschaffen, wie z.B. das sog. „Piratenschiff“ oder „U-Boot“.

„Wir sollten auch über Treppen neu nachdenken, denn dort finden zufällige Treffen statt, die den Austausch unter Mitarbeiten fördern und zu neuen Ideen verhelfen können“, regte Julia Erdmann von JES an. Mit einem Satz: Standardbüros sind out, individuell angepasste Büros sind in.

Coworking Spaces

Was den Coworking Trend anbetrifft, gab es durchaus unterschiedliche Ansichten. Die Garbe Immobilien-Projekte GmbH setzt bei ihrem neuen Campus Tower in der HafenCity auf Coworking Spaces, die im 1. OG und EG für Start-ups vorgehalten werden: „1300 m² auf einer Ebene sind notwendig, denn Start-ups müssen anbauen können und sitzen zum Austausch gern dicht beieinander“, erläuterte Fabian von Köppen.

Unter dem Aspekt der freiwilligen Zusammenarbeit müssen die Flächen zudem absolut attraktiv gestaltet sein. „In 10 Jahren gehe ich nicht mehr in ein Büro, was nicht attraktiv ist“, prognostizierte Dr. Gesa Heinrichs von Otto. Sie erläuterte den Teilnehmer die Campusentwicklung bei Otto, bei der eine alte Lagerhalle von 1700 m² Fläche in neue Arbeitswelten mit Flex Spaces und Co Spaces umgebaut wurde. Sie gab zu, dass es Geduld, Frustrationstoleranz und auch Klarheit braucht, um in einem Traditionsunternehmen wie Otto etwas langfristig zu verändern.

Niels Vagt von KPW Papay Warncke und Partner rät Unternehmen dazu, generell 20% des Flächenbedarfs für Coworking Spaces vorzuhalten. Das gilt jedoch nur für den Büroneubau, nicht für den Umbau von Bestandsimmobilien, bei dem das Konzept i.d.R. nicht aufgeht – mit Ausnahme von Otto. Heinrichs stimmt zu, dass sie aus Kostengründen immer zu Abriss und Neubau rät – vor allem mit Blick auf die City Nord in Hamburg, denn ein zentraler Standort in der Innenstadt ist Teil des Erfolgsrezepts.

Eine gewisse Ernüchterung trat ein, als der Vertreter der Generation Y, Robert Heinecke vom wachsenden Start-Up Breeze Technologies, erklärte, dass man derzeit ein neues Büro in Hamburg suche: „Coworking ist nicht mehr attraktiv für uns. Wir fühlen uns dort nicht ungestört und brauchen die Abschirmung von äußeren Einflüssen, besonders wenn es um Betriebsgeheimnisse geht.“

Fazit

Insoweit bleibt es spannend, wie stark der von CBRE ermittelte Coworking-Anteil mit derzeit 7% am Vermietungsmarkt weiter wachsen wird. Eines ist sicher, wir brauchen eine andere Arbeitskultur und Denkweise, wenn nächste Generationen Spaß am Arbeiten haben sollen. Ob Zertifizierungen nach Well Building Standard dafür notwendig sind, ist umstritten. Denn es reicht nicht aus, sich ein Label ans Revers zu heften. Ob der Kampf um die besten Talente bestanden wird, entscheidet letztlich der Mensch und kein Label. Hierzu braucht es vielmehr Service, Vielfalt und in jedem Fall erhebliche Investitionen zur Umsetzung.

Die Autorin
Yvonne Traxel
Head of Operations
Heuer Dialog GmbH