FRANKFURT/M. Der deutsche Hotelinvestmentmarkt peilt wieder einen Rekord an. „In zehn Tagen kann der Stand bei den Transaktionen schon wieder ganz anders aussehen“, so Stefan Giesemann, Senior Vice President von JLL Hotels & Hospitality über die Dynamik. Die Erwartungen der Hoteliers und Hotelinvestoren beim Deutschen Hotelimmobilien-Kongress im Sofitel Frankfurt Opera wurden nicht zuletzt von Accorhotels geschürt, das sich offenbar in allernächster Zeit von der Mehrheit an seiner Immobilien-Tochter Accor Invest trennen will.
Benjamin Cabanes, Director Portfolio Management bei dem französischen Hotelkonzern, verriet Details: „Accor selbst soll nur noch 10 bis 30 Prozent an Accor Invest halten, der Rest an langfristige Investoren verkauft werden.“
Die unterschiedlichen Aktivitäten der breit aufgestellten Hotelkette tauchten in etlichen Themenfeldern auf, die beim Kongress beleuchtet wurden. Etwa wenn es um hippe Hotelkonzepte für junge Zielgruppen ging, bei denen die deutsche Gruppe 25hours ganz vorn mitspielt. An dieser hat sich Accorhotels vor einiger Zeit beteiligt. Das ermögliche es 25hours, ganz andere Standorte auf seine Planungsliste zu setzen und internationaler zu wachsen, erklärte Henning Weiß, Chief Product Officer bei 25hours: „Statt Leipzig oder Stuttgart anzupeilen, verhandeln wir über Hotels in London, Florenz, Barcelona, Dubai, New York und Boston.“ Auch Novums Lifestyle-Marke Niu soll rasant zulegen: 37 Standorte seien bereits unter Dach und Fach, so Andreas Löwe, Creative Marketing Manager bei Novum.
Wie man die Wünsche der umworbenen jungen Zielgruppen als Hotelier erfüllen kann, dazu gab Peter Martin Thomas Tipps (siehe Artikel unten). Er hob hervor, dass Geselligkeit und Kontakte zu den Einheimischen bei diesen Gästen hoch im Kurs stehen. Da machen die neuen Hotellabels offenbar schon vieles richtig, die ihre Lobby als Coworking-Zonen gestalten oder diese über angesagte Bars oder Konzerte lokaler Künstler beleben. Auch von der Sharing Economy lernt die Hotellerie mittlerweile, wie Stefan Giesemann von JLL ausführte: „So wie Airbnb den Geschäftsreisenden für sich entdeckt, richten die Hotelgesellschaften ihren Blick auf die lokalen Communities.“
Veronica Waldthausen vom Immobiliendienstleister CBRE referierte über sogenannte Black Swans, völlig unerwartete Ereignisse mit enormen Auswirkungen. Ein Beispiel ist die Finanzkrise von 2008. Damals brauchte der europäische Hotelmarkt sechs Jahre, um wieder die Raten von vor der Krise zu erreichen. Interessant: Terroranschläge wirkten sich kaum auf Hotelmärkte aus, so Waldthausen.
Kernthemen des zweiten Konferenztages waren der Bereich Budgethotels und Hostels im Wandel sowie die Luxushotellerie. Der Gastgeber des Sofitel Frankfurt, General Manager Denis de Schrevel, und seine Kollegen Peter Magnus Maiwurm vom Roomers in Frankfurt sowie Cyrus Heydarian vom Breidenbacher Hof in Düsseldorf stellten sich den Fragen von AHGZ-Chefredakteur Rolf Westermann zur Luxushotellerie – und waren sich in vielen Punkten einig: Der Service und die Aufmerksamkeit für den Gast sind essenziell. Wichtig für das Erzielen hoher Durchschnittspreise ist zudem eine angemessene Beimischung von Suiten, gleichzeitig müssen auch in dieser Hotelkategorie lokale Gäste Leben ins Hotel bringen. „Hotels sind nicht mehr die Ufos mit Fremden“, so Maiwurm. Und de Schrevel unterstrich: „Ein Hotel lebt nicht allein von den Reisenden.“
Im Gegensatz zu seinen Kollegen gab Heydarian gern betriebswirtschaftliche Zahlen aus dem Jahr 2016 preis: eine Durchschnittsrate von 400 Euro bei einer Durchschnittsauslastung von 68 Prozent und einem RevPar von 268 Euro. Die monatliche Pacht pro Zimmer liege bei mehr als 2000 Euro.
Eine ganz andere Art von Hotellerie hat dagegen Stefan Tewes, Geschäftsführender Gesellschafter von Coffee Fellows, in Planung. Zusätzlich zu dem Betrieb von neun Hotelzimmern im Coffee Fellows in Baden-Baden sowie Kooperationen in der Hotelgastronomie mit Rilano Hotels in München und einem Mercure in Hamburg habe man schon 2013 das Hotel Alpenglühen in Olching mit 32 Zimmern übernommen. 2016 unterzeichnete Tewes einen Mietvertrag für das erste Coffee Fellows Hotel in Dortmund, das Anfang 2018 an den Start gehen soll.
Sein auf Coffee Fellows basierendes Gastro-Konzept für das Hotel trage dazu bei, die Lobby von 10 bis 17 Uhr auszulasten und so Personal- und Raumkapazitäten besser zu nutzen. Grundsätzlich kämen Häuser mit 30 bis 120 Zimmern infrage.
Da die Zinsen wohl nicht vor Mitte 2018 anziehen werden, bleibt im Markt Luft für Expansion. Weitere auf dem Kongress vorgestellte, wirtschaftlich attraktive Konzepte im Budget- und Hostel-Bereich waren Yotel, Jo & Joe (Accorhotels) und Wombat’s. Marina Behre/Susanne Stauß.
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QUELLE: ahgz.de, 28.06.2017