27.04.2017
Uwe Bethge

Chancen und Risiken

Hannovers Geheimnis ist sein „Mittelmaß“

Woher kommt das wachsende Interesse von Finanzinvestoren an Engagements in Hannover? Was motiviert Sie? Sicherlich hat jeder seine eigenen Gründe. Aber es gibt auch ein paar Wahrheiten, die so allgemein gültig sind, dass sie kaum jemand wahrnimmt.

Was zeichnet Finanzinvestoren aus? Sie suchen nach seriösen Rahmenbedingungen, verlässlichen Kennzahlen und einem stabilen Immobilienmarkt. Das hatte Hannover schon immer zu bieten, erklärt aber nicht, warum die Nachfrage aus anderen Teilen der Republik und auch dem Ausland erst in den letzten Jahren stark zunimmt (das spüren auch wir als Juristen und Steuerberater vor Ort). Es ist vor allem das „Mittelmaß“, das uns immer vorgehalten wird und das selbst bei Hannoveranern als Schere im eigenen Kopf steckt. Denn von der Mitte nach ganz oben ist es immer noch weiter als von oben.

Was meine ich? In großen Teilen des Landes, auf jeden Fall in den Big Seven - Metropolen, haben Miet- und Kaufpreise zumindest in den begehrten Lagen aus Sicht vieler Anleger bereits den Zenit erreicht. Berlin, Hamburg, Frankfurt, München – das sind immer noch heiß umkämpfte Märkte. Aber wenn man fragt, wohin dort die Reise geht, vernimmt man Skepsis. Höhere Faktoren werden kaum noch erwartet, höhere Mieten ebensowenig, also sinkende Renditen. Wenn dort dennoch investiert wird, ist das häufig eine vom Anlagedruck getriebene Mischung aus Hoffnung, Eitelkeit, Dabeiseinwollen und der Erkenntnis, dass es jedenfalls nicht runtergehen kann und man somit seine Gelder in den A-Städten auch nicht verzockt. Einige wenige Player mit sehr guten Zugängen zu den Märkten finden hier und da auch noch Objekte mit guten Entwicklungschancen, häufig jedoch nur Off-Market.

Das ist in den B-Städten deutlich anders. Zugegeben: Auch an Hannover sind die Marktentwicklungen der vergangenen Jahre nicht spurlos vorübergegangen. Faktoren zwischen 15 und 25 (je nach Lage und Assetklasse) kann, wer will, auch hier erzielen. Dennoch: „Immobilienblase“ können Hannoveraner nicht einmal buchstabieren. Wer umgekehrt erwartet, dass Hannover in den nächsten 10 Jahren zur Weltmetropole avanciert, ist sicherlich romantischer Träumer. Aber: Gehört nicht die Zukunft denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben? Ich meine ja. Ganz objektiv ist Hannover gerade noch nicht ganz oben und nicht einmal dort, wo es noch hinkommen kann. Bei insgesamt super Bedingungen (u.a. zentrale und gut ausgebaute Verkehrslage in Deutschland, grüne Flächen bis ins Zentrum, kinder- und familienfreundliche Lebens- und Arbeitsbedingungen) finden Investoren Grundstücke und Immobilien zu seriösen Preisen mit viel Potential. Darin liegen die Chancen im hannoverschen Immobilienmarkt: Es findet sich für jeden – auch den ortsunkundigen Neueinsteiger – ein Angebot, bei dem man nicht überteuert investiert und das Luft nach oben bietet. Last but not least agiert die hannoversche Verwaltung – so bestätigte mir gerade erst wieder ein genervter „A-Stadt-Investor“ – schneller und unkomplizierter als manch eine Metropol-Administration!

Hannover hat niedrigere Türme als Frankfurt. Aber wer weiter unten anfängt, kann weiter nach oben steigen als der, der schon oben ist. Das sehen inzwischen viele so. Und wenn die Berliner, Hamburger und Frankfurter kommen, weiß der Hannoveraner, dass nicht nur er seine Stadt wirklich liebt…!

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Der Autor
Uwe Bethge
Rechtsanwalt und Notar
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