24.02.2017
Harald Rohr

Die Methode im Einsatz am Flughafen

BIM hebt ab

Der Frankfurter Flughafen ist bekannt als der größte Flughafen Deutschlands. Die Fraport AG als Eigentümerin des Geländes stellt den Fluggesellschaften sowie anderen Nutzern ihre Einrichtungen zur Verfügung.

Um den Anforderungen an eine effektive Immobilienentwicklung im Neubau und Bestand gerecht zu werden, setzt die Fraport AG auf BIM.

 

Für Fraport hat diese Methode bereits heute einen großen Stellenwert. Denn über das Planen und Bauen hinaus ist eine komplette Lebenszyklusbetrachtung für den Betriebszeitraum für den Flughafenbetreiber von großem Interesse und wesentlich für die Wertschöpfung der Immobilien.

 

Ein Flughafen als großer Anlagen- und Infrastrukturbetrieb steht laufend vor den Herausforderungen einer großen Anzahl von Baumaßnahmen – ob Um- oder Neubau, Gestaltung oder Aktualisierung im Betrieb. Die Realisierung von komplexen Projekten erfordert ein Höchstmaß an Präzision und Abstimmung. Dabei kommen z.B. durch die hauseigenen CAD-Richtlinien klare Grundsätze zu Datenqualität, Informationstiefe und Datenaustausch zum Tragen. Als Beispiel sei der Neubau eines Flugsteigs genannt: Durch die interdisziplinäre Arbeit an einem 3-D-Modell, in Zusammenarbeit von Fachplanern unterschiedlicher Bereiche und begleitet durch einen Abgleich per 3-D-Laserscanning während der Bauphase sowie die Überprüfung der Dokumentation über einen unabhängigen Dritten im Nachgang greifen die unterschiedlichen Bereich ineinander. Solch ein Prozess ist mit Disziplin und Genauigkeit in der Datenablage verbunden, denn nur so liegt ein konsistenter Datensatz für die Übergabe in den Betrieb vor. Und genau daraus lässt sich später ableiten, was geplant und wie gebaut wurde und welche Informationen in der Dokumentation vorhanden sein müssen.

 

Obwohl der Betrieb der wesentliche Kostenfaktor im Lebenszyklus einer Immobilie ist und damit den Hebel für die Wertschöpfung darstellt, wird dieses Potenzial noch nicht umfassend ausgeschöpft. Dank BIM steht eine Methode zur Verfügung, die für den erfolgreichen Betrieb eines Gebäudes die Aktualität innerhalb des Datenmanagements bietet.

 

Und das System bietet zudem enorme Chancen für den Bestand. Auch wenn bereits jetzt jede Baumaßnahme in ein zentrales Datenmodell übertragen wird, beginnt oftmals ein Umbau mit einer neuen Bestandsaufnahme und einem Datenabgleich. Das birgt neue Kosten und zusätzliche Fehlerquellen, die vermieden werden können. BIM kann dies wesentlich beeinflussen. Hier zeichnet sich ein Wechsel der Planungskultur ab.

 

Durch diesen Wechsel bleibt das gesamte Wissen in einer durchgängigen Planungskompetenz erhalten. Viele verschiedene Projektleiter der einzelnen miteinander verzahnten Disziplinen begleiten das Projekt vom Anfang bis zum Ende und erfassen in der Dokumentation alles, was auch für Folgeplanungen bereitgestellt werden muss. Die interdisziplinären Teams lernen sehr viel voneinander. Das ist unumgänglich, denn so kann die Fachkompetenz größer werden – und das ist der Schlüssel zum Erfolg.

 

Die Veränderung der Planungskultur muss als große Chance betrachtet werden. Durch die BIM-Methode rücken das geplantes Projekt und das realisiertes Objekt enger zusammen. Fraport ist in der glücklichen Lage, die Durchgängigkeit der Prozesse selbst zu steuern: Eine der wesentliche Fragen lautet: Wie lässt sich BIM für uns perfekt einsetzen? An welcher Stelle hat es Sinn? Darüber hinaus kann man weiter denken Fragen aus dem Betrieb integrieren: Wie hoch sind die Instandhaltungskosten? Welche Materialien können verwendet werden? Und wieviel Personal erfordert der Betrieb?

 

Fraport ist als Bauherr und Betreiber in der gesamten Wertschöpfungskette der Immobilie involviert. Als großer Auftraggeber sieht sich Fraport auch als zentraler Treiber für Innovationen und das Voranbringen von BIM. Es braucht Impulsgeber – für die eigenen Strukturen und als Auftraggeber – um den Wandel zu stemmen. Die BIM-Methode steht für Wandel und viel mehr. Denn nicht zuletzt wird die nötige Qualität sichergestellt und aus der konsistenten Planung lässt sich auch im Gebäudebetrieb der notwendige Benefit ziehen.

 

BIM baut auf Vertrauen und transparente Prozesse. Defizite in der Planung werden durch die BIM-Methodik sofort sichtbar. Ganzheitliches Denken wird ebenso gefördert wie die Rückbesinnung auf einen der Ursprungsgedanken des Planens: Die Zusammenarbeit im Team und der partnerschaftliche Umgang miteinander werden die größte Errungenschaft von BIM sein.

Der Autor
Harald Rohr
Bereichsleiter Real Estate & Facility Management
Fraport AG