Seltsames Gefühl, in die Networking-Area reinzukommen und niemanden aus dem Netzwerk zu kennen – Networking muss also erstmal warten. Als Student bin ich hier zweifellos eine Rarität. Erfahrene Outlet-Betreiber schütteln Expansionsleitern weltweit bekannter Marken die Hände. Neugierige Investoren fühlen in ersten Gesprächen bei Projektentwicklern und Eigentümern vor, ob bald neu Investitionsprojekte zu ergattern sind. Zum Glück begegne ich am Eingangsbereich gleich einer der Veranstalterinnen, welche mein Besuch auf dem diesjährigen Factory-Outlet Kongress in Montabaur überhaupt möglich gemacht hat.
Nach freundlicher Begrüßung bekomme ich mein Namensschild angesteckt – da ich aus privatem Interesse teilnehme, fehlt natürlich ein entsprechender Firmenname. Erfreulicherweise hat dies in den nächsten zwei Tagen immer öfter die Neugier der Teilnehmer geweckt, weshalb ich schnell in Gespräche mit Einzelhändlern, Investoren und Beratern kam. Nach einem kurzen Begrüßungskaffe geht`s runter in den Vortragssaal. Gleich zu Beginn steht eins meiner persönlichen Highlights an: Dr. Will präsentiert seine Marktübersicht der Factory-Outlet-Center in Deutschland und Europa. In zahlreichen Fachartikeln habe ich schon vor dem Kongress viel von seiner Arbeit erfahren können. Da die Outlet-Welt komplett neu für mich war, habe ich auch die folgenden Vorträge und Diskussionsrunden mit großem Interesse verfolgt. Sehr nützlich für meine Masterarbeit, die sich mit Outlet-Centern als Investitionsalternative für Investoren beschäftigt, war besonders die Diskussionsrunde mit Investoren und finanzierenden Banken unter der Moderation von Dr. Linsin.
Gegen Abend stand dann mein erstes Interview mit dem selbstständigen Berater Herr Jürgensen von 1A Outlet Immobilien an. Im Vorfeld haben Frau Reils (Heuer Dialog) und ich drei Interviews mit erfahrenen Kongress-Teilnehmern organisiert, um noch mehr über die Outlet-Entwicklung in Deutschland und Europa zu erfahren. Für Herrn Jürgensen ist der Kongress mittlerweile ein „Familientreffen der Branche“ geworden, weshalb er sich auch dieses Jahr wieder sehr auf den Besuch gefreut hat. Er ist der Meinung, dass sich Outlet-Center mittlerweile zu einem „etablierten und hochwertigen Verkaufskanal“ für die Marken entwickelt haben.
Mit dem Besuch des Outlet-Centers Montabaur ging der erste Kongress-Tag langsam zu Ende. Bei Häppchen und einem gemütlichen Bierchen sind schließlich noch sehr amüsante Gespräche entstanden, bei denen natürlich noch andere Themen zur Sprache kamen.
Deutlich wohler fühlte ich mich in der Networking-Area am zweiten Tag, als man in bekannte wenn auch teilweise noch müde Gesichter blicken konnte. Um 09:30 Uhr ging es dann direkt mit den nächsten Vorträgen weiter. Für meine wissenschaftliche Arbeit war vor allem der Vortrag von Michael Haslinger sehr interessant. Er referierte über die Bedeutung von Marken in den Outlets und stellte die verschiedenen Formen der Outlet-Center in einer vergleichenden Betrachtung gegenüber. Besonders wertvoll waren für mich die an diesem Tag anstehenden Interviews mit Herrn Sommer und Herrn Dr. Will. Als Business Developer einer der größten europäischen Outlet-Investoren NEINVER konnte Herr Sommer viel Wissenswertes zur Branche erzählen. Im Rahmen des Kongresses freute er sich besonders auf den Vortrag von Wolfgang Thoeren vom Markenpartner Fossil und lobte insbesondere die offenen Worte über den Wachstumsansatz seiner Marke. Auf die Frage nach der Begeisterung für Outlet-Center, bezeichnete sich Herr Sommer selbst als „Kind des Handels“, welches von der „spannenden Markenwelt“ schon immer fasziniert war. Im zweiten Interview an diesem Tag stand mit Herr Dr. Will der Geschäftsführer einer der führenden Beratungsunternehmen im Outlet-Bereich ecostra Rede und Antwort. Für ihn liegt der diesjährige Fokus des Kongresses verstärkt auf „Investment und Finanzierung“. Im Gespräch gab er vor allem Einblicke in den Entwicklungsstand der Outlet-Standorte in Deutschland. Seiner Meinung nach ist die Outlet-City in Metzingen das „am besten performende deutsche Center“. Er bezeichnet dieses Center als „gewachsenen Standort“ und führt den Erfolg unter anderem auf den „fantastischen Markenbesatz“ zurück.
Nachdem das letzte Interview „im Kasten“ war, ging auch für mich der erste Besuch auf dem Factory-Outlet Kongress zu Ende. Ausgestattet mit reichlich Input aus den vergangenen zwei Tagen, verabschiedete ich mich zufrieden von den restlichen Teilnehmern. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal beim Event-Team von Heuer Dialog bedanken, welches mich in jeglicher Hinsicht sehr unterstützt hat.