28.10.2016
Falko Streber

Die Stuttgarter City braucht und bekommt strukturstärkende Handels- und Immobilienprojekte

Stuttgart und der Einzelhandel im Jahr 2016

Wandel und die Notwendigkeit zur Anpassung sind im Einzelhandel nichts Neues, sondern permanenter Begleiter der Einzelhändler.

Allerdings nimmt die Geschwindigkeit, in welcher neue Trends entstehen rasant zu, deren Lebensdauer dagegen ist höchst variabel und damit in ständiger Gefahr der Instabilität. In Deutschland scheint es derzeit vor allem die Schuhbranche und Textiler zu treffen, welche mit den sich verändernden Einflussfaktoren des Kaufverhaltes Ihrer Kunden zu kämpfen haben.

Neben der Tatsache, dass man modisch immer den neuesten Trends folgen muss, taucht eine neue Anforderung auf: Wie bleibt eine Marke angesagt? Hier stellt sich die Frage, wie man Social-Media und Onlinemedien bestmöglich in den Kaufprozess im Laden integriert und welche Meinungsbildner man mit der Marke verbindet. Klassische Werbung hat aus unserer Sicht für viele Zielgruppen zunehmend eine eher untergeordnete Bedeutung.

Einerseits besteht für die Händler hoher Anpassungsdruck an die Kundenwünsche und die Notwendigkeit schnell auf aufkommende Trends im Kundenverhalten zu reagieren. Aber auch der Druck zum Vorhalten einer optimal wirtschaftlichen Fläche wird verstärkt. Die Miete ist dabei nur einer von diversen Kostenfaktoren. Wichtiger als diese und in starker Abhängigkeit von der Art des Flächenzuschnitts und der Anzahl der Ebenen zu sehen sind die zum erfolgreichen Betrieb notwendigen Personalkosten. Nachteile die eine Fläche in Zuschnitt, Zugänglichkeit und Anzahl der Ebenen mit sich bringt werden strenger denn je bewertet und können aus einem vermeintlich schönen Laden einen Ladenhüter machen.

Die vorgenannten Herausforderungen und den Umgang damit treffen den Einzelhandel bundesweit.

In Stuttgart, lange Vorzeigemetropole in Sachen steter, stabiler Einzelhandelsentwicklung mit solidem Nachfrageüberhang für die Bestlagen, hat sich die Situation gewandelt. Die Innenstadt und vor allem deren Erreichbarkeit entwickeln sich zum Abenteuer. Aber auch das Verlassen der Metropole für den umsatzträchtigsten aller Kunden des Einzelhandels – den Autokunden - fällt diesem zunehmend schwerer. Ein dezentralisiertes Einzelhandelsangebot schwächt die City und Ihre Händler.

Die Anstrengungen der Händler sind gewaltig und die Konzentration auf die Bedürfnisse der Kunden hat nahezu jeder im Fokus. Auf die Schaffung erträglicher Rahmenbedingungen, welche die Kundschaft außerhalb des eigenen Stores erlebt, haben die Händler jedoch nur einen sehr begrenzten bis gar keinen Einfluss. Großprojekte schaffen unvermeidbare Behinderungen, jedoch scheint im Management der Stuttgarter City wenig Problembewußtsein für alle jene zu bestehen, die vom idealen Besucherstrom in die City leben. Zu den Betroffenen gehören nicht nur die Toplagen-Filialisten sondern neben vielen anderen auch individuelle Handelskonzepte, Kulturschaffende, Dienstleister und Gastronomen.

Wie in einem Shoppingcenter das Centermanagement für eine ideale Aufenthaltsqualität der Besucher und Gäste Sorge zu tragen hat, so kann das auch vom Hausherrn der City Stuttgarts erwartet werden.

Die City Stuttgarts sehen wir in etwa 15-jähriger Marktbetrachtung derzeit an einem Tiefpunkt. Gleichzeitig halten wir das Tief auch für einen Wendepunkt, da neue strukturstärkende Vorhaben wie das Signa-Projekt auf der Königstraße und das Dorotheenquartier um das Breuninger-Kaufhaus neue Ankerpunkte in der City setzen und Ihren Beitrag leisten werden den Besucherstrom entgegen aller Umstände zu stärken.

Der Autor
Falko Streber
Geschäftsführer, Retail-Group Streber GmbH