Place-making, Zukunftstrends, Wachstumstreiber und Erwartungen seitens Mieter- und Vermieterseite waren die heiß diskutierten Themen der Content-starken Auftaktveranstaltung von Heuer Dialog (Immobilienzeitung) und FoodService Europe & Middle East sowie food-service.
Mit seinem Bild von der Eheschließung warf Jonathan Doughty als zweiter Speaker die geflügelten Worte in den Raum, die die Diskussion der beiden Kongresstage bestimmen sollten. Aus eigener Erfahrung wisse er, betonte Doughty, der mit seiner Foodservice Consulting Agentur Coverpoint die Ehe mit dem Immobilienberatungsunternehmen JLL einging, dass die Partnerschaft zwischen Gastronomie und Immobilienseite nicht immer unkompliziert sei. „Es wird auch in Zukunft nicht einfach, aber es lohnt sich daran zu arbeiten“, sagte der britische Foodservice-Experte. Denn so der für die Veranstaltung ausgelobte Leitspruch: Eating is the new Shopping!
Wie finden Gastro-Unternehmer, Immobilienentwickler, -makler und –eigentümer zusammen? Wie bringen sie ihre nicht selten divergierenden Anforderungen in Einklang? Wie erreichen sie das gemeinsame Ziel, eine attraktive Destination für die Konsumenten zu schaffen? Sind Werte wie Dynamik und Kreativität auf der einen und Sicherheit und Stabilität vereinbar? Wer setzt Benchmarks? Wer sind die Top-Player? Wie sieht ein optimaler Mieter-Mix aus? Wie sehen tragfähige Konzepte und Partnerschaften in der Zukunft aus? Diese Fragen bestimmten Vorträge, Panel-Diskussionen wie auch die Gespräche in den Networking-Pausen. Fachlich versiert führte Moderator Axel Weber durch die Veranstaltung.
Zum optimierten Verständnis beider Seiten gehörte freilich auch das bessere Kennenlernen der Spieler im Feld. Das Who-is-Who der europäischen Restaurantbetreiber stellte food-service-Herausgeberin Gretel Weiß in einem Überblick ihres jährlichen Top-100-Rankings vor. Vier junge und erfolgreiche deutsche Gastro-Brands wurden am ersten Kongress-Nachmittag von ihren Unternehmenslenkern gekonnt vorgestellt: Tobias Puder (L’Osteria), Karl Brauckmann (BackWerk), Thomas Hirschberger (Hans im Glück) und Mario C. Bauer (Vapiano) legten den Vertretern der Immobilienwirtschaft ihre unterschiedlichen Wachstums- und Standortstrategien dar.
Als „Match-Maker“ zwischen den Parteien referierte Dirk Wichner, Head of Retail Leasing, bei JLL über Differenzen und gemeinsame Ziele: „Manchmal trifft primär Bauchgefühl auf zahlengetriebene Vernunft.“ Über die richtige Positionierung von Immobilienprojekten sprach Entwickler Daniel Bormann (Realace): „Immobilienprojekte sind erfolgreicher, wenn sie als Markenprodukte betrachtet werden. Dann ist auch der Stellenwert der Gastronomie unbestritten.“
Die Besonderheiten von Travel-Standorten stellten hoch kompetent Walter Seib (HMSHost International) und Horst Mutsch (DB Station&Service) vor. Klarer Konsens: F&B hat sich von einer Notwendigkeit zu einem Status-Produkt entwickelt. „Unsere Gäste sind nicht am Verhungern, sie wollen verführt werden“, so Seib.
Insights in andere Ländermärkte – wie unterscheiden sich Consumer habits? Welche Trends bestimmen den jeweiligen Markt? – gaben unter anderen Jerzy Tymofiejew (AmRest, Polen), Chris Muller (Boston University, USA) und Michael Webb (JLL, UK). Webb als ausgewiesener Spezialist für den Londoner Gastronomiemarkt bestätigte das Konferenzmotto, demzufolge Eating in seinem Stellenwert an Shopping vorbeiziehen wird: „Londoner wollen Geld für Essen ausgeben. Möbel auf der anderen Seite werden immer häufiger nur gemietet.“ Chris Muller analysierte in seinem Vortrag Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für Gastro-Brands: „Der Erneuerungszyklus in den USA liegt bei etwa drei Jahren. Sprich: In dem Moment, in dem ein Refurbishment an allen Standorten abgeschlossen ist, beginnt der Prozess von Neuem.“
Weitere Vorträge und Panel-Diskussionen zu den Themenkomplexen Konsumverhalten, Investitionsmodelle und Standortplanung rundeten das Programm ab. Ein Muss am Tagungsort Berlin war natürlich auch eine Gastro-Tour bzw. zwei. Zur Wahl stand: Ost oder West? Shopping-Center Alexa versus Bikini Berlin. Ein stimmungsvolles Dinner – passend zu Doughtys Bild der Eheanbahnung – genossen die Teilnehmer bei sommerlichen Temperaturen im Berliner Tiergarten (Cafe am Neuen See).
„Manchmal ist ein Übersetzer notwendig, damit sich Immobilien- und Foodseite verstehen. Denn jeder spricht seine eigene Sprache“, so Klaus Rethmeier (ECE Projektmanagement) in einer Diskussionsrunde des ersten Kongress-Tags. „Wir müssen aufeinander zugehen“, forderte auch Dr. Andreas Muschter (Commerz Real AG). „Beide Seiten können viel voneinander lernen.“ Zum Abschluss der Konferenz waren sich die einig: Man ist sich ein deutliches Stück nähergekommen. „Die Relevanz der Gastronomie ist unstrittig, der Kommunikationsbedarf riesengroß“, resümierte Mit-Veranstalterin Gretel Weiß. „Der Internationale Gastroimmobilien-Kongress bietet für den so wichtigen Austausch künftig eine neue wertvolle, dynamische Plattform.“
Quelle: cafe-future.net/food-service
Autorin:
Charlotte Holzhäuser
Redakteurin
food-service europe & middle east