04.03.2016
Angela Rüter

8. Deutscher Handelsimmobilien-Gipfel 2016 in Düsseldorf

Herausforderung Fläche

Die Branche kann vor Kraft kaum laufen – so die einhellige Einschätzung der rund 200 Experten auf dem 8. Deutschen Handelsimmobilien-Gipfel am 2. und 3. März in Düsseldorf.

Alle Marktdaten sprechen für ein weiteres Wachstum dieser beliebten Asset-Klasse. Natürlich fehlt es an neuen Produkten. Werte werden deshalb besonders im Bestand durch Revitalisierung und Restrukturierung geschaffen. Neue Projekte und hohe Wachstumsraten findet man eher in Südeuropa.  

Die Städte sind die wirklichen Akteure der Zukunft

„Die Städte sind die wirklichen Akteure der Zukunft und nicht die Nationen“, so Dr. David Bosshart, Trendforscher und Geschäftsführer des GDI Gottlieb Duttweiler Institute for Economic and Social Studies in seinem Eingangsvortrag. Zwar gehe die Anzahl der Verbraucher bedingt durch die demographische Entwicklung zurück, aber Städte wie Tokyo, New York, Mumbai und Berlin wachsen. Die Stadtoberhäupter seien die starken Männer von morgen und die Start-ups, die mit neuen Geschäftsmodellen neue Produkte auf den Markt brächten, so Bosshart.

Es ist immer mehr mit immer weniger verfügbar. Die Fläche passt sich den online Trends an

Für den Handel sieht Bosshart zahlreiche neue Herausforderungen, die durch die smarten Technologien stark beschleunigt werden. „Die Konvergenz geht in Richtung point of demand. Software vs. Hardware, Erlebnisse vs. Dinge, Cloud vs. Regal, Sofortverfügbarkeit vs. Wartezeit“, so das Fazit des Trendforschers.

Die Fläche passt sich den online Trends an. Das zeigt das Beispiel eines Samsung stores ohne Produkte am Lager. Es geht um Erlebnisse, um societing statt marketing. „Das neue Gesicht des shopping ist der Auslieferer“, skizzierte Bosshart.

Start-up m-way

Dr. Hans-Jörg Dohrmann, CEO von m-way berichtete eindrucksvoll vom (Innen)Leben eines start-ups in mitten eine Konzerns wie migros. Es gebe eine andere Unternehmenskultur in einem start-up, so Dohrmann. „Das Unternehmen steht im Fokus, nicht das Geld sammeln. Kein schneller Reichtum, sondern optimal für junge Menschen auf der Suche nach der Bedeutung ihres Tuns, nach Einflussmöglichkeiten auf die Gesellschaft“.

Fläche verbindet Welten – Baurecht trennt Welten

Prof. Dr. Oliver Janz von der DHBW Heilbronn stellte zu Beginn des zweiten Kongresstages die Digitalisierung des stationären Geschäftes in den Fokus seiner Betrachtungen. Für 69% der Händler sei die rückläufige Frequenz das größte Problem der Branche. Wie bekommt man also die Kunden in die Läden (zurück)? Durch gute und persönliche Beratung, unterstützt durch die Technik, wie zum Beispiel tablets oder sog. clienteling systeme.

Wasser in den Wein der vielen Möglichkeiten goss im Anschluss Dr. Thomas Lüttgau von der Kanzlei Lenz & Johlen.

„Baurecht trennt Welten“, so der Einstieg in seinen Vortrag über die City Outlet Center. Alle neuen Konzepte gehen in die größere Fläche, die aber oftmals durch die landesplanerischen Vorgaben stark reglementiert sei, so Lüttgau. Seiner Meinung nach trügen gerade diese Vorgaben dazu bei, die Outlets in die Innenstädte zu bringen. Gut zu sehen in Nordrhein-Westfalen, wo gerade ein Wettbewerb im Bergischen Städtedreieck stattfindet.

Gastro meets Retail

Das Thema Gastronomie setzt sich zunehmend durch. Waren es bis vor kurzem noch durchschnittlich 7% Gastronomieanteil in Shopping Centern, beginnt sich mittlerweile die 15 % Marke durchzusetzen. Und auch die Supermärkte setzen verstärkt auf „Essen to go“ oder wie das Beispiel fridel markt zeigte, docken Restaurant an ihre Verkaufsflächen an. Immobilienkonzepte wie die „Markthal Rotterdam“ mit 12.000 qm G, die der Konzeptionär René van Gool vorstellte sind nur denkbar, weil sich der Trend zum Essen außer Haus so enorm positiv entwickelt hat.

Der Laden bleibt

Das Digitale hilft uns das Analoge besser zu verstehen, und die Fläche passt sich immer mehr den Online-Welten an. Das zentrale Thema des Kongresses „Herausforderung Fläche“ wurde auch an dieser Stelle besonders herausgearbeitet. Der Shop wird in Zukunft da sein, wo der Kunde ist, deshalb werden sogenannte „unstored stores“ entstehen, Kiosksysteme und Pop-up Stores nehmen zu und Verkaufsmaschinen – auch für sehr hochwertige Produkte – werden vermehrt eingesetzt. Fazit Fläche: Der Laden wird überleben, aber die Zeit, in der er sich neu erfinden muss, wird kürzer.

Das Event zum Thema
Die Autorin
Angela Rüter
Projektleiterin
Heuer Dialog