Der Autor
Nils FischerGeschäftsführer und Co-Founder, LieferFactory
Ein Grund für diesen Anstieg ist das sich wandelnde Verhalten der Verbraucher durch E-Commerce und Mobile Shopping. Zugleich erfordert der Verhaltenswandel neue, bequeme und kosteneffiziente Zustellservices: Wer heute bestellt, möchte immer häufiger auch am selben Tag seine Sendung in Empfang nehmen.
Einen Blumenstrauß spontan als Überraschung an die Frau senden, beim Shopping keine Tüten mehr schleppen, spontan ein neues Outfit für den Abend online kaufen, Retourensendungen zu Hause abholen lassen und nie mehr eine Lieferung verpassen – so sehen die Kundenwünsche heute aus. Neue, zukunftsweisende Logistikkonzepte sind gefragt – etwa die taggleiche Auslieferung (Same Day Delivery).
Same Day Delivery ist ein logistisches Meisterwerk, denn die Herausforderungen innerhalb der Supply Chain sind groß – besonders auf der sogenannten „letzten Meile“: Damit ist der letzte Abschnitt eines Logistikprozesses gemeint: Transport und Übergabe an den Empfänger, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Genau dort entstehen die höchsten Kosten und daher müssen effiziente Prozesse her, die gestückelte Warensendungen so bündeln, dass die Fahrer kurze, schnelle und effiziente Touren in die Zustellgebiete fahren.
Hürden auf der „letzten Meile“
Für klassische Paketdienstleister ist vor allem die Frage, ob der Kunde zu Hause ist, die große Unbekannte bei jeder Auslieferung. Steht der Zusteller vor verschlossener Tür und muss die Zustellung wiederholt werden, steigen die Kosten und auch der Empfänger ist selten zufrieden.
Wer sich für Same Day Delivery entscheidet, tut dies bewusst und wählt einen Wunschtermin oder die sofortige Lieferung in einem Zeitraum von bis zu 90 Minuten, daher ist die taggleiche Lieferung das Mittel schlechthin auf dem Weg zu einer hundertprozentigen Zustellungsquote beim ersten Versuch. Die Hauptherausforderung liegt nicht darin Verbraucher an diesen Ansatz zu gewöhnen (denn unbewusst wünschen sie ihn sich schon lange), sondern ihn wirtschaftlich für beide Seiten sinnvoll zu gestalten. Stichwort Planbarkeit und ökonomische Tourenplanung. Aufgrund kurzfristiger Auftragseingänge im Bereich Same Day Delivery muss flexibel gearbeitet werden. Es bedarf ausgefeilter Software, die eine optimale Routenplanung für die Fahrer ermöglicht, um Zeit und Ressourcen bestmöglich auszunutzen.
Same Day Delivery erfordert Umdenken und Agilität
Der Bereich Same Day Delivery lebt von einer dynamischen Logistik, ständig kommen Aufträge rein, die in die Routenplanung der einzelnen Fahrer aufgenommen werden müssen. Nur mit Hilfe technologischer Unterstützung kann gewährleistet werden, dass die Aufträge jeweils dem Fahrer zugeordnet werden, der in der Nähe ist und den neuen Auftrag mit anderen verknüpfen kann, um Zeit und Wege zu sparen.
Auch die Frage der Dokumentation der Lieferung muss geklärt sein – wo unterschreibt der Empfänger, wo kann der Fahrer angeben, dass die Zustellung erfolgreich war? Eine smarte, effiziente Lösung ist beispielsweise eine App, mit der die Fahrer ständig auf die aktuelle Routenplanung zugreifen und Informationen zur Sendung erfassen: Der Fahrer weiß per Klick, welche Sendung er als nächstes ausliefern muss und wie er Wege optimal miteinander verbindet.
Trotz ausgefeilter Technologie kommt es natürlich zu einem großen Teil auch auf die Persönlichkeit und individuellen Kenntnisse der Fahrer an – gerade in großen Städten wie Berlin, Frankfurt, Köln oder München ist es trotz technologischer Unterstützung hilfreich, die Liefergebiete genau zu kennen und zu wissen, wo Schleichwege sind, um die Rush Hour zu umfahren. Im direkten Kontakt mit dem Empfänger ist zudem Persönlichkeit gefragt.
Innovation und Erfahrung gehen Hand in Hand
Um nicht nur auf der letzten Meile, sondern im gesamten Logistikprozess mit gutem Service, Effizienz und niedrigen Kosten zu punkten, müssen die Technologien stetig weiterentwickelt werden. Dazu braucht es innovative Köpfe, die kurzfristig auf neue Anforderungen von Verbrauchern und Händlern reagieren und neue Produkte und Services schnell in nachhaltiger Weise umsetzen. Aber man sollte nicht vergessen, dass in einem so komplexen Bereich wie der Logistik auch eine Menge Erfahrung notwendig ist, damit die Lösungen nicht nur technologiegestützt sondern auch praxistauglich sind und sich optimal an die Bedürfnisse der Händler und Kunden anpassen.
Wie die Herausforderungen an die Logistik in Zeiten des E-Commerce und des Mobile Shoppings gemeistert werden, wird Nils Fischer auf dem 5. Deutschen Logistikimmobilien-Kongress 2016 in Leipzig erläutern. Er schöpft aus rund zehn Jahren Erfahrung im Bereich Logistik und weiß zugleich als Mitgründer und Geschäftsführer des noch jungen Unternehmens Liefery, wie man einen Nährboden schafft, auf dem technologische Innovationen wachsen und gedeihen.