14.03.2016
Francesco Fedele
Manuel Köppel

Das Marktumfeld in der gewerblichen Immobilienfinanzierung ist bunter und spannender, aber auch unübersichtlicher geworden.

Brauchen wir morgen noch Banken?

Die Zeiten, in denen die gewerbliche Immobilienfinanzierung eine Domäne der (Hypotheken-) Banken und ein langweiliges Geschäft war, sind längst vorbei.

Nicht nur durch die immer noch in der ein oder anderen Form nachwirkende Bankenkrise 2007/08, sondern auch durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld, in dem privates und institutionelles Geld fast schon händeringend nach Anlagemöglichkeiten über den Kapitalmarkt oder kapitalmarktähnliche Strukturen sucht, und durch das Auftauchen neuer, internet- und technologiegetriebener Geschäftsmodelle, die auch vor dem Finanzsektor nicht Halt machen, ist das Marktumfeld in der gewerblichen Immobilienfinanzierung bunter und spannender, aber auch unübersichtlicher geworden. 

Wenn man einerseits die Meldungen über den Einsatz von Kapitalmarktprodukten zur Immobilienfinanzierung, institutionelle Kreditfonds oder die mittlerweile zahlreichen und zunehmend auch auf dem Gebiet der Immobilienfinanzierung tätige Crowdfunding-Portale verfolgt, und sich andererseits im Umfeld von Banken bewegt, bei denen die immer strenger werdenden regulatorischen Hürden mittlerweile fast zum Gesprächsthema Nr.1 avancieren, kann man auch für die gewerbliche Immobilienfinanzierung schnell den Eindruck gewinnen, dass die Bedeutung der Banken dauerhaft ab- und die anderer Marktteilnehmer und Vehikel entsprechend zunimmt. Provokant zugespitzt stellt sich mithin die Frage: Brauchen wir morgen noch Banken?

Bill Gates hatte darauf schon vor über 20 Jahren eine Antwort parat, die simpel und provokant ist und nicht nur auf das damals gemeinte Privatkundengeschäft, sondern durchaus auch auf die gewerblichere Immobilienfinanzierung -immerhin kein Massen- sondern ein Individualgeschäft- übertragbar scheint: „Banking is necessary, Banks are not“.

Für den Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung bedeutet das, dass der Kunde (egal ob Immobilienbestandshalter oder Projektentwickler) in erster Linie eine Finanzierung benötigt – ob diese von einer Bank kommt, ist aber durchaus zweitrangig. Denn wichtig ist vielmehr, dass die Finanzierung zur Art des Vorhabens passt, zuverlässig zur Verfügung steht, wenn sie benötigt wird, nicht zu teuer ist und idealerweise von einem Partner kommt, der nicht nur bei schönem Wetter, sondern auch bei rauer See zu dem finanzierten Projekt steht und in der Lage ist, auch für schwierigere Situationen eine Lösung zu finden.

Gerade in Deutschland mit seinem im internationalen Vergleich immer noch stabilen und leistungsfähigen Bankensektor, werden die vorgenannten Punkte häufig von den Banken erfüllt, so dass der Marktanteil des Bankensektors innerhalb der gewerblichen Immobilienfinanzierung nach wie vor hoch und innerhalb des Bankensektors eine ordentliche Wettbewerbsdynamik vorhanden ist.

Wenn die Banken die Kundenbedürfnisse aber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr nachhaltig erfüllen, kann es zur Änderung der Marktanteile und zur Schwächung des Bankensektors kommen.

Momentan sind mehrere Faktoren erkennbar, die den Bankensektor tendenziell unter Druck bringen und „alternativen“ Finanzierungspartnern in die Karten spielen, z.B.

  • Teilweise unschlagbar günstige Konditionen am Kapitalmarkt aufgrund des Niedrigzinsumfeldes in Verbindung mit einer enormen Aufnahmefähigkeit des Kapitalmarkts auch für große Finanzierungsvolumina,
  • Regulatorische Zwänge der Banken, die so für andere Marktteilnehmer nicht im gleichen Maße gelten - hier bleibt zu beobachten, wie sich die Regulierung weiterentwickelt und ob längerfristig oder sogar dauerhaft eine „regulatorische Arbitrage“ zu Lasten der Banken möglich sein wird,
  • Grundlegende Veränderung von Verhaltensmuster der Marktteilnehmer, so dass die klassischen volkswirtschaftlichen Funktionen des Bankensektors (nämlich Losgrößen-, Fristen- und Risikotransformation, die allesamt sowieso durch den Regulator tendenziell eingedämmt werden) durch das direkte „Matching“ von kapitalsuchenden Projekten zu Kapitalanlegern ausgehebelt werden.

Wie dauerhaft solche Effekte sind und wie die Banken darauf reagieren (bzw. reagieren dürfen, soweit es die Regulierung überhaupt noch zulässt) wird sich zeigen.

Für die BF.direkt AG als Advisor und Intermediär steht der Kunde mit seinem Finanzierungsbedürfnis im Vordergrund. Unser Anspruch lautet „One Stop“, denn im Grunde geht es dem Kunden darum, sein Immobilienprojekt umzusetzen – und ob die Finanzierung dafür z.B. Bankdarlehen, Whole Loan, Schuldschein, oder Bond heißt und ob sie von einer Bank oder sonstigen Institutionen kommt, ist am Ende doch irgendwie zweitrangig, so lange wir für den Kunden sicherstellen, dass die Finanzierung ihren Zweck erfüllt, zuverlässig zur Verfügung steht und zu fairen Konditionen gewährt wird.

Um einen möglichst breiten Überblick zum Markt der gewerblichen Immobilienfinanzierung und ein Diskussionsforum zu diesem Thema zu bieten, veranstalten die BF.direkt AG und die IREBS International Real Estate Business School in Zusammenarbeit mit Heuer Dialog am 20. April 2016 erstmals den Jahreskongress Finanzierung für die Real Estate Industry. Besuchen Sie unsere Veranstaltung und diskutieren Sie mit uns!

Das Event zum Thema



Frankfurt am Main
20.04.2016
Die Autoren
Francesco Fedele
CEO
BF.direkt
Manuel Köppel
CFO
BF.direkt AG