Die Autorin
Petra HöfelsProjektleiterin, Heuer Dialog
Wenn auch nicht alle so provokant wie der Autor Daniel Furhop auftreten und das (neu) Bauen ganz verbieten wollen, liegt es dennoch für die Player aus Verwaltung, Projektentwicklung und Asset-Management auf der Hand, dass der begrenzte Zugriff auf freie Flächen dazu führen muss, dass man den Bestand stärker in Augenschein nimmt und auf seine Potenziale prüft.
Die ästhetischen Qualitäten des Bestands wurden dabei von Professor Kister mit Beispielen für gelungene Wiederbelebung und Aufwertung von Gebäuden wie Quartieren untermauert. Dass dabei Neubauprojekte – auch in unmittelbarer Nachbarschaft zur Tagung – nicht so gut weg gekommen sind, sorgte für Erheiterung beim Auditorium.
Doch Qualität manifestiert sich nicht nur an Äußerlichkeiten – die inneren Werte bedürfen ebenso einer Überprüfung und Beurteilung. Dass es dabei auch manchmal zum schwierigen Umgang mit Schadstoffen kommen kann und ein Gebäudescreening bei der Entscheidung für oder gegen eine Revitalisierung unerlässlich ist, untermauerte Dr. Key Herklotz mit zahlreichen Beispielen, die nicht zuletzt auf die Nachhaltigkeit und Zertifizierung Einfluss haben können.
Und schließlich sind auch die juristischen Fallstricke nicht zu unterschätzen. So wirken sich Änderungen im Baurecht auf den Bestand aus. So konnte Christoph Küas von CBH Rechtsanwälte auf ein Beispiel verweisen, bei dem ein Gebäude durch eine Reform der Vorschriften in der Landesbauordnung zum Hochhaus zu werden drohte. Es bedarf also in der Tat eines juristischen Projektmanagements, um bei Redevelopment und Revitalisierung nicht gegen Auflagen zu verstoßen, von denen bei Erstellung der Immobilien noch nicht die Rede gewesen ist.
Dass sich die Experten aber nahezu jeder Herausforderung stellen, wurde im Panel der Investoren und Finanzierer deutlich. In Zeiten enger Märkte, die kaum noch neue Entwicklungen und hohe Renditen zulassen, muss man Mut und langen Atem beweisen. Im richtigen Moment zugreifen und eine Immobilie auch mal liegen lassen, bis das Potenzial gereift (und der Preis gefeiert ist), das ist die Erfahrung, die Dr. Markus Wiedenmann von der Art-Invest GmbH und Mathias Düsterdick von der GERCH Group beobachten und anwenden konnten. Mathias Düsterdick geht sogar so weit zu sagen, dass „die Immobilie mit dem kleinen Makel, an die sich nicht jeder traut“ für ihn die Herausforderung ist, die man gezielt sucht. Oder die Sicherheit eines großen Einzelmieters hinter sich lassen und die Vertragsflexibilität und bessere Verhandlungsposition bei einer höheren Nutzerzahl für sich spielen lassen, wie es Dirk Bender von am Beispiel des Eurotheums in Frankfurt verdeutlichte.
Und wie sehen das Finanzierer? Die schauen sich nach wie vor jedes Objekt genau an – und entscheiden nach Lage und Potenzial, wie das bei Neubauten auch der Fall ist, wusste Volker Kluitmann von der Stadtsparkasse Düsseldorf zu berichten.
Bleibt zu bedenken, dass Immobilien heute auch einer veränderten Arbeitswelt und fortlaufenden technischen Innovationen ausgesetzt sind. Dies führt zu immer anspruchsvolleren Revitalisierungsvorhaben, wie am Beispiel HVB-Turm von Manfred Kölbl eindrucksvoll geschildert wurde. Denn unser Motto „Büroimmobilien fit für die Zukunft machen“ hat auch den Betrieb einer Immobilie im Blick.
Und wer beim Umbau schon an die Zukunft denkt, kommt um eine Zertifizierung zur Auszeichnung der Nachhaltigkeit nicht herum. Die Vielfalt der unterschiedlichen Zertifizierungssysteme ist dabei nachrangig. Auf das Ergebnis kommt es an – und das ist eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten, damit bei der Herausforderung „Go for Gold“ dann am Ende sogar Platin herauskommen kann, wie Gerhard Hoffmann, Geschäftsführer der ifes GmbH verdeutlichte.
Fazit: Redevelopment ist vielleicht keine Goldgrube, aber es bietet eine Reihe an (Rendite-)Möglichkeiten, die Potenziale im Bestand zu neuem Leben zu erwecken.