Die Autorin
Yvonne TraxelSenior Projektleitung, Heuer Dialog GmbH
Christian Wulff, Bundespräsident a.D., eröffnete die Tagung mit der Weitsicht eines Staatsmannes, der auf verschiedenen Kontinenten zu Hause ist. Die derzeitige Verunsicherung der Menschen durch Nationalismus, Terror und Wirtschaftskriege sei so groß wie zuletzt 1968 beim Prager Frühling. „Risiken im Finanzsystem sind nicht mehr abwegig“, so seine Einschätzung.
Die zunehmende Fragmentierung in Europa bereitet auch Herrn Bielmeier, DZ Bank, Sorgen: „Die EZB Politik gibt kaum noch Impulse, nimmt aber hohe Risiken in Kauf.“ Nach seiner Prognose wächst die USA um 2% und Deutschland um 1,25 % dieses Jahr. Weltweit sieht er eine Oberkante für das Wachstum bei 3%.
Gängige Finanzierungsarten und alternative Formen waren ein Schwerpunkt der Tagung. Warum Schuldscheindarlehen bevorzugt werden, sieht Dr. Nordhues von K-Bonds klar in dem Konstrukt der immobilienbesicherten, pfandbriefähnlichen Anlage. Der direkte Zugang zu Investoren, höher zu platzierende Beträge und eine flexiblere Vertragsgestaltung machen das Instrument sehr attraktiv für Familiy Offices und Investoren. Auch wenn damit bislang noch keine Projektentwicklungen finanziert werden, schloss Dr. Nordhues dies für die Zukunft nicht aus.
Frau Hard, Greenberg Traurig, fragte alle Teilnehmer nach ihrer Einschätzung, wieviel Prozent des Finanzierungsvolumens auf Kreditfonds fallen. Die meisten lagen falsch, denn unter 5% in Deutschland hatte kaum einer erwartet. Erklärend fügte Sie hinzu: „Die geringe Nachfrage hat im Wesentlichen mit der schwierigen Interkreditorenvereinbarung zu tun“. In anderen Ländern seien die rechtlichen Voraussetzungen einfacher.
„Pfandbriefbanken, CMBS und Bonds sind die wesentlichen Instrumente bei Vonovia“, erklärte Herr Klinck, Mitglied des Vorstands. Präferiert werden Bonds mit einer Beimischung von Bankkrediten. „Bondgeld ist sehr schnell“ sagt er und merkte noch an: „Es stellt sich die Frage, ob wir Banken künftig nur noch als Service-Provider und nicht mehr als Kapitalgeber brauchen.“
Die Frage „Brauchen wir morgen noch Banken?“ vertiefte der Moderator Professor Sebastian, IREBS, in der Runde des Panels am Nachmittag. Herr Buder, Sparkasse Berlin, sieht vor allem bei kleineren Volumina unter 50 Mio € die Banken und Sparkassen mit lokalen Spezialkenntnissen in einer unverzichtbaren Rolle. Herr Gröner, CG Gruppe, glaubt, dass Banken auch zukünftig noch gebraucht werden, denn einige Instrumente seien z.B. aufgrund der Publizitätspflichten viel zu langsam. Kaum noch Unterschiede zwischen den Banken sieht Herr Fedele, BF.direkt. Mit Blick auf gute Objekte in B- und C-Lagen, bei denen Sparkassen eine sehr dominante Stellung haben, wünscht er sich eine stärkere Öffnung der Banken: „Für die Menge an Neugeschäft wäre es schön, wenn auch die Banken sich engagieren und eine größere Flexibilität zeigen.“
Man war sich zusammenfassend einig, dass Banken und Sparkassen je nach Volumina, Lage und Risikoneigung auch künftig gebraucht werden, andere Finanzierungsformen gleichwohl notwendig sind. Nicht zuletzt aufgrund des immer knapperen Eigenkapitals der Banken stimmte die Runde überein, dass alternative Finanzierungen gefragt sind.
Den Blick auf die zunehmenden Regularien und ihre Auswirkungen auf die Finanzierungslandschaft richtete Herr Jeschke, Landesbank Baden-Württemberg. „IFRS 9 kommt definitiv in 2018“ sagte er und ergänzt: „Damit werden langfristige Finanzierungen mehr bestraft als kürzere!“
Eine noch sehr junge Finanzierungsform, das Crowdinvesting, stellte Herr Wieland von Mezzany vor. Dem stark wachsenden Segment stehe eine Konsilidierung bevor. Da Mezzany auf Wertpapiere spezialisiert und damit der BAFIN Aufsicht unterstellt ist, sieht er sein Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt.
Nicht zuletzt wegen des hervorragenden Wetters hielt sich die gute Laune der Teilnehmer bis zum Schluss. Die Gespräche in den Pausen und während des Business-Datings wurden intensiv genutzt. So freuen sich alle Beteiligten auf die Fortsetzung im nächsten Jahr.